Ashby House
Laura zu regen, die ohnehin nicht weit unter der Oberfläche auf ihre berüchtigten Gastauftritte wartete. Als Laura anfing, mit einem Swarovski-Feuerzeug Moskitos in Brand zu setzen und angesichts der sterbenden Feuerbällchen aufgesetzt lachte, war Kristy diejenige, die die Initiative ergriff. »Ich geh mit Ken nach oben. Klar?«
Sie griff den breitbrüstigen Mann am Oberarm, er lachte kurz und schmutzig auf, und nur ein Blickaustausch zwischen Trixy und ihrem Verehrer genügte, um den weiteren Verlauf des Abends zu bestimmen. Die beiden schlossen sich Kristy und Ken an.
»Wie wär’s mit –«, wagte Laura noch vorzuschlagen, doch ein Augenrollen von Ken und ein knappes Kopfschütteln von Trixy waren eindeutige Antworten auf den unformulierten Vorschlag.
Laura blieb an der Bar. Die nächsten zwei Stunden und vier Pina Coladas lang.
»Steht ihr eigentlich alle auf Silikon, ihr Wichser?« Nach diesem Ausruf an die übrig gebliebenen Urlauber und nachdem die Bar auch von der letzten Mücke befreit war, wurde Laura diskret, aber bestimmt gebeten, ihre Suite aufzusuchen.
Sie nahm den Fahrstuhl, dessen angenehmes Licht auf Augenhöhe angebracht war. Doch selbst unter diesen günstigen Voraussetzungen gefiel ihr nicht, was die rundum verspiegelte Kabine ihr aus verschiedensten Blickwinkeln vor Augen führte. Eine Vorschau auf sie selbst in zehn Jahren: Ringe unter den Augen, der Blick entglitten, die helle Haut aschfahl, unordentliche Haarsträhnen, viel zu dünn und viel zu glatt. Ein Spaghettiträger ihres Tops war herabgerutscht. Weiß hob sich eine feine Linie auf ihrer Schulter vom sonnenverbrannten Rosa ab. Sie schloss die Augen, bis sie das Pling hörte und die Türen sich öffneten.
Das Erste, was sie sah, waren die beiden Puertoricaner, die obersten Knöpfe ihrer Polo-Shirts geöffnet, die Haare unordentlich. Vital. Ken machte ein V aus Mittel- und Zeigefinger, schob seine Zunge hindurch und ließ sie schnell vor- und zurückgleiten. Sein Freund lachte und schlug ihm auf die Schulter. Laura quetschte sich an den Männern vorbei und ging den Gang entlang, knickte mit dem Fuß um und strauchelte. Die Fahrstuhltür schob sich vor das synchrone Lachen der Männer.
Sie öffnete die Tür zur Suite und ging in das Schlafzimmer, in dem Trixy und Kristy schliefen. Sie spürte erst jetzt die volle Wirkung des Alkohols, taumelte, fing sich. Der Geruch von Sex, männlichem Schweiß und weiblichen Sekreten hing in der Luft, der pilzartige Duft vom Sperma. In Trixysblonder Locke hatte sich ein Fetzen der Flüssigkeit eingenistet und war zu weißer Kruste erstarrt. Kristy lag aufgedeckt. Um die gewachste Bikinizone sprossen kleine rosa Pickel.
Im Wohnzimmer lagen die Handtaschen ihrer Freundinnen auf dem Sofa. Laura ging hin, öffnete sie und entnahm die Portemonnaies der beiden. Sie zog die Kreditkarten heraus, steckte sie in eine leere Marlboro-Lights-Schachtel und warf sie in den Papierkorb unter dem Schreibtisch. Die Reisepässe zerschnitt sie mit einer Schere, ging zum Balkon und ließ die Schnipsel als heiteres Konfetti in die heiße Nachtluft rieseln. Dann leerte sie das Bargeld (etwas über sechshundert Dollar in Scheinen, das Kleingeld zählte sie nicht) in ihre Jackentasche. Nicht dass sie es gebraucht hätte, aber schaden konnte es auch nicht.
Die Freundschaft mit Trixy und Kristy dauerte noch zwei Jahre an. Sie endete nicht mit einem großen Streit, sondern klang aus, wie bedeutungslose Freundschaften (und derlei hatte Laura im Lauf des Jahrzehnts einige) es zu tun pflegen. Man rief sich seltener an, irgendwann gar nicht mehr.
Kristy heiratete einen Polizisten, der regelmäßig zu Fruchtsäurebehandlungen in die Praxis ihres Arbeitgebers kam, lebt derzeit in Scheidung. Trixy sitzt im Aufsichtsrat von Pixar. Bis heute berichten die beiden Frauen ihren (neuen) Freundinnen von ihrer Erfahrung mit Beischlafdieben in Mexico-City.
Vom Geld der beiden erwarb Laura am Tag der Abreise in einer Flughafenboutique eine grüne, krokodillederne Versace-Handtasche mit Reißverschluss und einem kleinen Schlüssel, dessen Kopf das charakteristische Medusenhaupt ziert. Die Tasche hat sich zu so etwas wie einem Klassiker entwickelt, einem der wenigen Designerstücke, mit dem sich prominente Frauen (Heather Locklear, Liz Hurley, SarahJessica Parker) über die Jahre immer wieder sehen und fotografieren lassen, anstatt sie in der nächsten Saison durch ein aktuelleres Modell zu ersetzen.
Laura schlief schlecht in
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