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Ashby House

Ashby House

Titel: Ashby House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ludewig
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sah hinreißend aus, wenn er Gedanken formulierte, die er nicht zu Ende bringen konnte.
    »Hat Lucille dir nie erzählt, dass die Stiefmutter in Disneys ›Schneewittchen‹ Greta Garbo als Vorbild hatte?«
    »Ich wusste nur, dass Marilyn Monroe Vorbild für Tinker Bell in Disneys ›Peter Pan‹ war.«
    »So viel zum Thema ›die Bösen sind immer hässlich‹   …«
    »War Tinker Bell böse? Ich habe einmal gehört, dass bei der Theaterpremiere von ›Peter Pan‹ das Publikum völlig außer sich geriet, als Tinker Bell starb. Das ganze Theater hat geschrien: ›Ich glaube an Elfen, ich glaube, ich glaube!‹, um sie wieder zum Leben zu erwecken. Biedere Geschäftsmänner und aufgerüschte Society-Ladies weinten und wollten Tinker Bell retten.« Stephen musste angesichts der Vorstellung lächeln.
    »Tinker Bell wollte Wendy von den Verlorenen Jungs umbringen lassen! Aber im Buch stand, dass das daran lag, dassElfen immer nur Zeit und Energie für ein einziges Gefühl haben und man es ihnen nicht übelnehmen soll. Ich habe Tinker Bell immer geliebt. Seit ich denken kann.«
    Den Gedanken ließ Steed eine Weile auf sich wirken, während Laura an ihre kleine Plastikfigur der Elfe dachte, die sie seit über dreißig Jahren besaß und die sie bis zum heutigen Tag überallhin begleitete. In einem apokalyptischen Traum hatte sie sich einmal entscheiden müssen, welche Gegenstände aus ihrem Besitz sie mit auf die Flucht in eine unbestimmte Zukunft nahm. Die Wahl war auf ihre grüne Lieblingshandtasche aus Krokodilleder, eine Chinchilla-Felldecke und ihre Tinker-Bell-Plastikfigur gefallen, während Lucille sich für ihre Trophäen entschieden hatte.
    »Dieser Steerpike   – ein attraktiver Mann!«
    »Sag nicht, dass du   …«
    »Nein. Ich hatte seit meinem Entzug keine schwulen Affären mehr, obwohl ich bei ihm wirklich ins Grübeln komme.«
    Laura dachte daran, wie ähnlich sich Stephen und Steerpike sahen, und musste lächeln. Wenn es ein Mann war, den Stephen begehrte, dann einer, der aussah wie er selbst. Sie begann die Melodie von Cyndi Laupers ›Time after Time‹ zu summen und überlegte kurz, Stephen von Steerpikes Liebesnacht mit dem jungen Mann zu erzählen, verwarf den Gedanken aber wieder, weil sie dann hätte zugeben müssen, als Voyeurin unterwegs gewesen zu sein.
    »Ich glaube, es hatte was mit den Drogen zu tun.«
    »Bitte?«
    »Seit ich Antidepressiva nehme, ist mein Sextrieb nicht mehr so stark ausgeprägt. Als ich noch auf Drogen war, war es mir eigentlich egal, ob Mann oder Frau. Weißt du, dass es Lucille war, die mich in die Klinik einliefern ließ?«
    »Du meinst deinen Ayurveda-Urlaub auf Sri Lanka?«
    Er kicherte.
    »Nicht einmal Lorna wusste Bescheid   …«
    »Ja. Wenn Lucille etwas kann, dann ein Geheimnis bewahren.«
    Die Bemerkung brachte ihr einen irritierten Seitenblick ein.
    »Okay, und sie fotografiert ganz gut.« Sie seufzte und verlangsamte das Tempo, als sie das Ortsschild von St. Just passierten. Ihr Blick blieb am ›Star Inn‹ hängen, als sie daran vorbeifuhren.
    »Was hältst du von Hector?«
    »Alle Männer in Cornwall, die ich bisher erlebt habe, sehen aus wie Filmstars.«
    »Dafür hätten wir nun wirklich nicht hierher ziehen müssen, die haben wir zu Hause auch.«
    Stephen wechselte das Thema. »Weißt du schon, wann Lucille aus der Klinik zurückkommt?«
    »Das erfahre ich später. Ich frage mich, ob es nicht vielleicht besser ist, dass sie in London bleibt, bis das Wetter sich endlich für Frühling oder Winter entschieden hat.«
    »Ich könnte sie dort besuchen, bevor ich den Flieger nach Berlin nehme.«
    Kaum hatte sie geglaubt, sich eine Verschnaufpause in der Fragerunde »Wann sehe ich Lucille?« verschafft zu haben, hatte er ihr Kartenhaus auch schon zum Einsturz gebracht. »Ach, Stephen, ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist. Wenn die Presse dir folgt   …«
    »Hm.« Er schmollte.
    »Wenn du doch vorher angerufen hättest   …«
    »Es war vielleicht wirklich ein wenig überstürzt.«
    »Da sind wir!« Zu ihrer eigenen Überraschung setzte sie den Mini Cooper recht versiert in eine Parklücke.
    »Wo sind wir?«
    »Hier ist der Eisenwarenladen. Würde es dir etwas ausmachen, eine Axt und eine Kettensäge zu besorgen?«
    Stephen war kein Mann, der leicht zu überraschen war, aber unweigerlich schnellte nun eine Augenbraue in die Höhe.
    »Brennholz. Wir kommen kaum noch hinterher.«
     
    »Miss Shalott? Hallo, Miss Shalott!«
    Ihr natürlicher Impuls

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