Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ashby House

Ashby House

Titel: Ashby House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ludewig
Vom Netzwerk:
genau wie Kathy Claighbourne es beschrieben hatte, ging ein leicht zu übersehender Feldweg ab. Er schien nicht regelmäßig befahren zu werden, denn auf den beiden Spuren, die sich durch die Wiese zogen, wuchs bereits dünnes Gras.
    Laura setzte den Blinker und bog ab. Schweigsam holperten sie den Weg entlang einen kleinen Hügel empor. Dahinter erstreckten sich Wiesen.
    »Wo soll die Mine sein? Ich sehe nichts.«
    »Schau mal dort, der Steinberg. Man hat mir gesagt, die Mine sei aufgeschüttet worden.« Laura fuhr weiter, bis sie an dem Berg aus gigantischen Steinen angelangt waren.
    »Dolmen«, bemerkte Stephen.
    »Bitte?«
    »Dolmen. Das sieht aus wie ein Hünengrab.«
    »Ein Hünengrab?«
    »Als ich ›Rohan, der Bruder des Barbaren‹ gedreht habe, gab es eine Beerdigungszeremonie. Christian Slater wird feierlich aufgebahrt, und ein Dutzend Krieger schleppt diese riesigen Steine. Nicht gesehen?«
    Laura schüttelte den Kopf.
    »Das sah genauso aus wie hier.«
    »Ich weiß nicht, Hünengräber   … Ich denke, dass es einen pragmatischeren Grund gibt. Sie wollten den Zugang zur Mine sicher verschließen.«
    »Aber sagtest du nicht, die Mine sei aufgeschüttet worden?«
    »Vielleicht hab ich da was falsch verstanden.«
    »Aber Laura, weshalb sollte man auf einer Länge von vielleicht fünfzehn Metern so schwere Steine verlegen? Wie groß kann der Eingang denn gewesen sein?«
    »Ja, und wer, glaubst du, hat im letzten Jahrhundert noch Hünen begraben? Jetzt sag mir mal, wessen Theorie plausibler klingt.«
    »Hm. Möchtest du aussteigen?«
    Sie bemerkte, dass sie zitterte. Direkt unter ihnen waren vor hundertfünfzig Jahren fast sechzig Menschen verschüttet worden.
    »Nein. Nicht nötig.«
    Sie wendete und fuhr zurück.
    Als sie auf die Landstraße Richtung Ashby House einbogen, räusperte sich Steed. »Hast du gemerkt, wie kalt es da war? Ich hatte eine Gänsehaut. Am ganzen Körper.«
    Laura erinnerte sich ihres eigenen unguten Gefühls, das sich nun verstärkte, als sie einen Blick in den Rückspiegel warf. »Es geht los.«
    »Bitte?«
    »Schau nach links.«
    Stephen drehte sich um und sah den ersten Übertragungswagen im Schritttempo St. Just verlassen.

KAPITEL 17
    Sie hatte unauffällig das Tempo beschleunigt, um nicht die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, und es war den beiden gelungen, die Tore von Ashby House hinter sich zu schließen, als der Übertragungswagen an ihnen vorbeifuhr.
    »Noch einmal entkommen!«, seufzte Laura.
    Steerpike nahm Stephen die Axt und die Kettensäge ab und verschwand damit in der Küche. In der Bibliothek hatte er Lucilles Aufzeichnungen sortiert und ein kaltes Büfett angerichtet. An diesem Tag war die Außentemperatur hoch genug, dass der Kamin allein für eine angenehme Wärme in dem großen Raum sorgte.
    »Wusstest du von Lucilles Autobiografie?«, wollte Laura von Stephen wissen.
    »Hat sie sich endlich dazu entschieden? Wunderbar. Ich freu mich darauf. Ich liebe Künstlermemoiren.« Er nahm sich ein Kresse-Sandwich und betrachtete die Bände in den Regalen. »Schau mal!« Er hatte einen schmalen Band aus dem Regal genommen, den Laura schon am ersten Tag in Ashby House in der Hand gehalten hatte.
    »›Die Lage der arbeitenden Klasse in England im Jahr 1844‹ von Friedrich Engels. Das ist doch genau die Zeit, in der die Ashbys ihre Mine bewirtschaftet haben, oder?«
    »Ja, das müsste hinkommen. Schau mal, ob du etwas über Kinderarbeit findest.«
    Er ließ sich in ein Sofa fallen und begann zu lesen.
    Laura nahm sich Lucilles Aufzeichnungen zum Thema »Chris« hervor, zündete sich eine Zigarette an und machte es sich ebenfalls bequem.
    »In den Baumwollspinnereien hat man vorzugsweise Kinder zwischen neun und elf Jahren eingesetzt, um die Maschinen zu bedienen. Kannst du dir das vorstellen?«
    Sie aschte ins offene Kaminfeuer. »Krank. Wegen ihrer kleinen Hände.« Ob Lucy Gray und die anderen Kinder als Minenarbeiter aus anderen Orten hergebracht worden waren?
    »Dabei gab es die ersten Gesetze gegen Kinderarbeit schon 1833.   Nein, warte. Ab 1842 durften keine Frauen und keine Kinder unter zehn Jahren mehr in den Minen arbeiten.«
    »Das heißt, mit elf durfte man unter Tage?«
    »So sieht es aus. Nur schreibt er hier, dass sich offenbar niemand an den Mines Act hielt.«
    »Ich verstehe ja noch, dass die Kinder besonders für die Maschinen in den Spinnereien geeignet waren, aber was machten sie in den Minen?«
    Er fuhr mit dem Finger einige Absätze ab. »Sie haben

Weitere Kostenlose Bücher