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Ashby House

Ashby House

Titel: Ashby House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ludewig
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wäre gewesen, die schweren Einkaufstüten fallen zu lassen und loszusprinten, doch dann vergegenwärtigte sie sich, dass dies nicht Los Angeles war, sondern St. Just, und sie tat, was die meisten Menschen tun würden: Sie drehte sich um und suchte nach der Herkunft des Rufes. »Miss Claighbourne!«
    »Ich hab sie vom Fenster aus gesehen.« Sie deutete auf das Rathaus. »Haben Sie denn niemanden, der Ihnen bei den schweren Einkäufen hilft? Kommen Sie, ich nehme Ihnen etwas ab.«
    »Das ist nett, vielen Dank. Mein Wagen steht vor dem Eisenwarenladen.«
    »Haben Sie heute Morgen ferngesehen? Es scheint, die Presse ist Ihnen auf der Spur.«
    »Deshalb die Einkäufe   – wir bereiten uns auf eine Belagerung vor.«
    »Wie furchtbar, mein Mitgefühl. Wie geht es Ihrer Schwester?«
    »Den Umständen entsprechend. Aber ich kann Ihnen versichern, sie ist nicht da, wo die meisten Leute sie vermuten.«
    »Gut gemacht! Ich kann einfach nicht verstehen, warum die Presse sich so verhält. Als wäre das mit der Prinzessin von Wales nie geschehen.«
    Kathy Claighbourne konnte nicht wissen, dass sie hier einen extrem wunden Punkt berührte. Die alkoholisierte Nacht in Paris, der geliehene weiße Fiat Uno   … Aber diese Erinnerung wollte Laura jetzt nicht weiterverfolgen. »Sind Sie schon in der Bibliothek gewesen? Sie wollten doch wegen der Ashby-Minen nachschauen.«
    »Deshalb bin ich losgelaufen, als ich Sie vom Fenster aus gesehen habe. Es gibt nicht ein einziges Buch mehr zu dem Thema bei uns   – als ob jemand sie systematisch hat mitgehen lassen.«
    Laura schüttelte ungläubig den Kopf. »Und diese Geschichten von den Kindern, die hier in der Gegend spuken?«
    »Ich habe mit meiner Tante gesprochen   – arme Tante Wilma, Arteriosklerose, ihr Kopf sitzt so schief auf dem Rücken, dass sie praktisch nur noch nach unten schauen kann. Tante Wilma also erinnert sich auch noch an die Geschichten. Es hieß, dass nach dem schrecklichen Grubenunglück die Seelen der Kinder umgingen. Hauptsächlich in der Gegend der alten Mine, aber man munkelte, dass auch Ashby House heimgesucht wurde.«
    Laura dachte an das Bodenmosaik und fragte sich, weshalb Deborah und Sebastian Ashby sich ein so stolzes Denkmal als Ausbeuter von Kindern gesetzt haben sollten. Oder hatten sie in dem Bodenfries den schrecklichen Fluch dokumentiert, war er ein Bild ihrer Heimsuchung? Das ergab alles keinen Sinn. »Gibt es die Mine eigentlich noch?«
    »Ja und nein. Sie ist aufgeschüttet worden. In den letzten Jahren, in denen sie betrieben wurde, waren die Erträge immer spärlicher ausgefallen. Und als die Ashbys verschwanden und keine Nachfahren hinterließen, hat die Gemeinde sie schließen lassen.«
    Sie waren am Wagen angekommen.
    »Sie fahren auf dem Rückweg daran vorbei. Hinter dem Ortsschild geht ein Feldweg ab. Nach zwei Meilen sehen Sie schon die Überreste. Von uns geht kaum einer dorthin. Wahrscheinlich wegen der Schauergeschichten, die wir als Kinder erzählt bekommen haben. Andererseits   – wären Sie lieber mit SpongeBob aufgewachsen?«
    Laura musste lachen. »Ganz sicher nicht. Und noch einmal danke, Miss Claighbourne.« Sie nahm der Gemeindesekretärin die Tüte ab.
    »Nennen Sie mich Kathy.«
    »Kathy. Laura.«
    Die Frauen reichten sich die Hände.
    »Sie haben nicht zufällig daran gedacht?«
    »Natürlich, Ihr Autogramm! Einen Moment bitte.«
    Laura beugte sich in den Wagen, zog eine Autogrammkarte Lucilles aus ihrer Handtasche (und wieder war die Garbo im Spiel, da es sich bei dem Motiv um eine Nachstellung des berühmten Steichen-Porträts handelte, das Mario Testino für seine Kollegin nachinszeniert hatte) und hoffte, dass Kathy nicht sah, wie sie sie (wie so oft) selbst unterschrieb.
    »Bitte schön!« Sie reichte Kathy die Karte.
    »Für Kathy, herzlichst Lucille. Wunderbar! Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken kann.«
    Angesichts der aufrichtigen Freude und des klaren Entzückens in den Zügen der Gemeindesekretärin kam sich Laura ein wenig schäbig vor.
     
    Er hatte die Kettensäge als Geschenk verpacken lassen.
    »Stell dir vor, es sieht mich jemand mit dem Ding unterm Arm durch die Straßen laufen!«
    Sie quetschten die Einkäufe in den Wagen und machten sich auf den Weg zurück nach Ashby House.
    »Würde es dich stören, wenn wir einen kleinen Abstecher machen?«
    »Wo möchtest du hin?«, wollte er wissen.
    »Ich würde mir gern die Überreste der Mine anschauen.«
    »Warum nicht?«
    Kurz hinter dem Ortsschild,

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