Ashby House
der Kante hing. Überrascht hob sie den Kopf, doch mit einer bestimmenden Bewegung drückte er ihn wieder nach hinten.
Alles in allem vergingen von der ersten Berührung bis zu Lauras Orgasmus vier Minuten. Als er sah, wie ihr Atem zu rasen begann und ihr Körper von Zuckungen ergriffen wurde, ergriff er seinen Schwanz. Auf dem Höhepunkt von Lauras Höhepunkt schoss heißes Sperma auf ihren Körper herab und intensivierte die Ekstase, die sie dank der ungewohnten Kopfhaltung und des dadurch abgebrochenen Blutzuflusses zum Gehirn noch nie so extrem erlebt hatte.
Als sie sich langsam wieder auf den Tisch gezogen und schwer atmend beruhigt hatte, schaute sie ihm das erste Mal in die Augen. Dann richtete sie sich auf, schlang die Arme um ihn, zog ihn zu sich heran und auf sich herab. So blieben sie eine ganze Weile liegen, bis das Sperma und der Schweiß gänzlich getrocknet waren. Um ihren linken Knöchel hing immer noch ihr Slip, genauso unsinnig und doch stimmig wie eine Spielkarte in der Fahrradspeiche.
Nachdem sie das Dringlichste in kurzer Zeit hinter sich gebracht hatten, schien Zeit keine Rolle mehr zu spielen.
»Es war sicher nicht immer leicht, Lucille Shalott als Schwester zu haben, nicht wahr?«
Sie zögerte, wie immer, wenn ihr jemand eine persönliche Frage stellte, die mit Lucille in Zusammenhang stand. Dann ließ sie, wie immer, wenn man sich entschließt, wirkliche Nähe zuzulassen, ihre Vorsicht fallen. »Sie hatte schon als Kind alle Aufmerksamkeit.« Sosehr sie sich auch nach Nähe sehnte, insbesondere nach Hectors Nähe, sie musste abwägen, wie viel Wahrheit sie ihm zumuten konnte. »Lucille warhäufig krank, und unsere Eltern waren ständig in Sorge um sie. Bis zu meinem fünften Lebensjahr drehte sich alles nur um sie. Zumindest kam es mir so vor. Und als sie aus dem Haus war, war sie trotzdem irgendwie präsent. Und mit einem Mal war sie berühmt. Jemand, der im Weißen Haus zum Essen eingeladen wurde.«
»Da musstest du Mittel und Wege finden, die Aufmerksamkeit auch einmal auf dich zu lenken?« Er ergriff eine rote Haarsträhne und wickelte sie um seinen Zeigefinger.
»Und das waren nicht immer die besten Mittel und Wege. Andere Kinder hatten Asthma oder scheußliche Hauterkrankungen. Aber ich war quietschgesund. Also war ich diejenige, die heimlich auf dem Schulklo rauchte und mit den falschen Jungs durch die Gegend zog. Aber da war Lucille längst aus dem Haus. Als ich aus der zweiten High School flog, war sie schon berühmt. Und damit ich nichts anrichten konnte, das einen Schatten auf ihren guten Ruf warf, holte sie mich zu sich.«
»Was wolltest du eigentlich mit deinem Leben anfangen? Was wäre aus dir geworden, wenn Lucille Shalott nicht deine Schwester gewesen wäre?«
Sie legte ihren Kopf an seine Brust, um ihm nicht in die Augen schauen zu müssen. »Ehrlich gesagt, aus mir wäre gar nichts geworden. So wie jetzt. Ich hatte keine Pläne. Mein einziger Plan war, dass man mich sehen sollte, wahrnehmen, spüren.« Sie verzog ihren Mund zu einem kleinen Lächeln.
Überraschenderweise war es beruhigend, dass er ihr nicht widersprach. Er streichelte ihren Kopf, und sie bemühte sich, nicht zu schluchzen. »Vielleicht war ich die ganze Zeit darauf konzentriert, alles andere zu sein als Lucille Shalotts kleine, missratene Schwester. Aber wenn Lucille nicht berühmtgeworden wäre, dann hätte sie einen tollen Arzt oder Anwalt aus guter Familie geheiratet, und ich hätte immer nur den miesen Typen abbekommen, den Drogendealer, den erfolglosen Schauspieler. Bestenfalls einen Tierarzt.«
»Neid ist vielleicht auch nichts anderes als eine Form von Bewunderung.«
Sie schloss ihre Arme um seinen Rücken und presste sich so fest an ihn, dass es ihr fast den Atem nahm. »Hector, ich vermisse sie so schrecklich. Ich wollte ihr doch niemals wehtun. Aber immer, wenn sich die Möglichkeit bot, habe ich es getan.«
Es war Mittag, als er sie hinter der alten Mine absetzte und sie den Rest des Weges zu Fuß in Angriff nahm.
»Du schaffst es, Laura. Alles wird gut.«
Woher nahm er die Sicherheit? »Ich weiß nicht, wie.«
»Du holst deine Sachen, und in zwei Stunden hole ich dich und Steerpike ab. Wenn Ashby House gefährlich ist, dann könnt ihr dort nicht bleiben.«
»Aber ich kann doch nicht ohne Lucille fortgehen!«
»Wir werden jemanden finden, der nach ihr sucht. Ich kümmere mich darum.«
Sie glaubte ihm. Sie traute ihm alles zu. Die Liebe und die Sehnsucht nach Erfüllung
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