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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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    »Super, Alex«, sagte sie sich. »Mach dir nur selbst Angst.« Die Fledermäuse raschelten, als sie plötzlich ihre Stimme hörten. Und dann stöhnte Daniel auf: ein langer, leiser Laut.
    »Daniel?« Sie beugte sich nach rechts, ihre Finger tasteten im Dunkeln, bis sie seine Wange berührten. Seine Haut fühlte sich heiß und schweißnass an. »Daniel?«
    Keine Antwort. Nicht einmal ein Röcheln. Sie wartete noch einen Moment und zog schließlich die Hand zurück. Sein Geruch klebte an ihren Fingern. Und da durchzuckte sie ein Gedanke.
    Es blieb ihr immer noch ein anderer Ausweg. Als sie in ihre Jacke griff, ertastete sie das Päckchen, das sie zwischen Außenjacke und Futter aufbewahrte: zwanzig Percocet, neun Percodan und eine Valium, in Verbandmull eingewickelt. Das war alles, was sie an Pillen auf dem Boden des Gästehauses hatte zusammenklauben können, als Leopards Bande sie kurz unbeaufsichtigt ließ und die Leichen von Sharon und Ruby hinausschaffte. Diese Pillen waren … ihre Versicherung. Um Schluss zu machen, wann sie es für richtig hielt. Wobei es bei ihrem Glück nur typisch wäre, wenn sie halb komatös in einer Lache Erbrochenem aufwachte. Und könnte sie es überhaupt? Sich umbringen, wenn sie keinen anderen Ausweg mehr sah? Vielleicht. Pillen waren lasch, Schusswaffen entsprachen eher ihrem Temperament, aber wenn sie keine andere Wahl hatte …
    Und was war mit Daniel? Wie sie es auch drehte und wendete, sie kam zu keinem Schluss. Ihr Versprechen gegenüber Tom war eine Sache. Bei Daniel war das etwas ganz anderes. Sie kannte ihn nicht besonders gut, und er hatte seinen eigenen Kopf. Möglicherweise irrte sie sich auch. Zwar waren sie seit zwei Wochen praktisch unzertrennlich, und er war krank, ja, aber er war immer noch Daniel. Was also, wenn …
    »Hör auf«, murmelte sie. »Wenn du über etwas nachdenken willst, überleg dir lieber, wie du an eine Waffe kommst.«
    Gut, hier gab es Steine, aber sonst? Dieser kleine Seitengang hatte Holzstützen. Da gab es bestimmt Nägel, die man herausziehen konnte. Die Frage war, womit. Nachdenklich ließ sie die Finger über Ellies Micky-Maus-Uhr und dann über die Schnalle gleiten. Da war dieses zinkenartige Ding. Nicht gerade lang, aber es könnte funktionieren. Was sie eigentlich bräuchte, wäre etwas richtig Stabiles aus Metall …
    Moment mal . Sie fasste sich an den Hals, zog die silberne Trillerpfeife an der Kette heraus und befühlte das Mundstück. Es war nicht direkt spitz, aber die leichte Krümmung könnte nützlich sein, und die Pfeife war auch massiv …
    Jäh riss sie das Knirschen von Schritten aus ihren Gedanken. Die absolute Dunkelheit vor ihr im Hauptgang ging in ein Grau über – und hellte sich auf. Sie sprang auf, stand kerzengerade da und zitterte, die Augen weit aufgerissen, wie ein in die Enge getriebenes Kaninchen. Ihr Herz wummerte bis zur Kehle. O Gott, jetzt gab es Ärger. Das wusste sie, weil sie seinen Geruch erkannte. Außerdem war er allein. Ohne Schmissie, ohne Spinne. Und ohne irgendeinen anderen aus seiner Gruppe, denn er wollte nicht teilen. Um auch noch den geringsten Zweifel an dem, was er von ihr wollte, zu zerstreuen, verwischte sich in diesem Moment plötzlich das Bild, das sie vor sich sah, es wurde ein bisschen unscharf, so wie manchmal in Filmen, wenn von einer Szene zur nächsten übergeblendet wurde. Weil das Monster in ihrem Kopf wach wurde, sich regte und die Muskeln spielen ließ. Denn Gleich und Gleich gesellt sich gern.
    Leopard.

74
    W arte«, zischte Weller. Er hakte sich mit einem Arm in der Leiter ein, löste einen Stein aus der Wand und ließ ihn in die gähnende Finsternis fallen.
    Tom zählte die Sekunden. Diesmal platschte es, als er bei sechs war. »Ungefähr sechzig Meter.«
    »Ja.« Der Strahl von Wellers Taschenlampe glitt über den Betonboden. Etwa sechs Meter tiefer sah man eine Plattform aus Riffelblech und eine Treppe. Von der Plattform ging ein breites Bohrloch ab, an dessen Rand Tom eine Metallschiene schimmern sah. Wie um auch letzte Zweifel zu beseitigen, war oberhalb des Bohrlochs in mattgelber Sprayfarbe S und 165 aufgemalt, was besagte, dass sich diese Sohle 165 Meter unter der Erdoberfläche befand. »Hier gehen wir rein.«
    »Du hattest doch gesagt, dass der Gang erst weiter unten abzweigt.«
    »Da hab ich mich wohl getäuscht. Ist schon eine Weile her, und die Karte ist ungenau.«
    Na, großartig. »Weller, wir müssen noch fast sechzig Meter weiter runter und uns dann

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