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Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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finden. Zwar gab es keine Möglichkeit, die genaue Fallstrecke herauszufinden, aber wenn sie den Ausgangspunkt am Berg möglichst exakt bestimmte, gab es eine klitzekleine Chance, ihn irgendwo unten zu entdecken. »Die ersten Schüsse kamen aus einer Pistole, die danach aus einem Gewehr. Jedes Gewehr hat ein Zielfernrohr, wenn man wirklich auf uns geschossen hätte, hätten wir es gemerkt.«
    »Aber worauf haben sie dann geschossen?«
    »Keine Ahnung.« Gewehre, das ließ normalerweise auf Jäger schließen. Und Hunde. Brauchte man Hunde bei der Hirschjagd? Sie glaubte nicht, außerdem hatte die Jagdsaison noch nicht offiziell begonnen, und Jäger gingen auch nicht mit Pistolen auf die Jagd. Wenn sie sich jetzt die ersten Schüsse wieder ins Gedächtnis rief – es waren mehr als drei gewesen, eher fünf –, hatten sie wie aus einer Schnellfeuerwaffe geklungen. Also wohl kein Jäger, der geduldig versuchte, einen Hirsch zu erlegen, sondern jemand, der durchgedreht genug war, sein Magazin halb leer zu ballern.
    Das hatte ihnen gerade noch gefehlt: ein paar durchgeknallte Jäger.
    Ellie in ihrem pinkfarbenen Parka war relativ sicher, mit einem Hirsch konnte man sie wirklich nicht verwechseln. Aber Alex’ Sweatshirt war schwarz. Genauso gut hätte sie eine Zielscheibe auf der Brust tragen können, wie der Hirsch in dem Cartoon von Gary Larsen.
    »Wie kommt es, dass du so viel über Waffen weißt?«
    »Das hat mir mein Dad beigebracht.«
    »Wieso?«
    »Wahrscheinlich wollte er, dass ich für alles gerüstet bin.«
    »Hat er dir deshalb die Pistole gegeben?«
    »M-hm.« Das wollte sie nicht vertiefen. Stattdessen fing sie an, ihre Notfallsachen wieder einzupacken. »Hör mal, ich geh jetzt ein Stück unten am Hang entlang, mal sehen, wie schwierig das ist. Wenn es einigermaßen geht, können wir vielleicht meinen R…« Ihre Stimme erstarb.
    Ellie hatte die schwarze Mappe in der Hand. »He, die ist richtig schwer.« Sie fummelte am Reißverschluss herum. »Vielleicht ist da was zu essen …«
    »Nein.« Alex riss dem verblüfften Mädchen die Mappe aus der Hand. »Das ist … nichts zu essen.«
    »Mensch, was stellst du dich so an?«
    »Ich …« Alex schob die Mappe in ihre große Gürteltasche und zog den Reißverschluss zu. »Das ist persönlich.«
    »Ist mir eh piepegal. Ich bleibe hier.«
    »Nein, du kommst besser mit.«
    »Ich will nicht.«
    »Na, dann …« Aus dem Augenwinkel sah sie plötzlich irgendetwas verschwinden, und ihr Kopf schoss nach rechts. War da etwas im Wald? Alex nahm eine winzige Blätterbewegung wahr, jetzt fast schon hinter ihnen, und sie fuhr eben noch rechtzeitig herum, um etwas Schwarzes durchs Unterholz huschen zu sehen – und dann schlug ihr der Gestank entgegen, viel animalischer und wilder noch als Minas Angst. Ein Tier, aber welches? Es gab Kojoten in den Wäldern und Wölfe. Sie hatte keine Ahnung. Aber der Geruch beunruhigte sie, und sie versuchte ihn einzuordnen.
    Warum kann ich das? Ein Mensch hat nicht die Fähigkeiten eines Wolfes oder eines Hundes, aber ich glaube, dass ich Sachen rieche, die andere Leute nicht riechen. Ellie zum Beispiel riecht den komisch süßlichen Rauch nicht – und ich wette, das hier auch nicht.
    Wie aufs Stichwort warf Ellie einen verzagten Blick hinter sich und sah dann Alex an. »Was ist?«
    »Nichts.« Nein, sie kannte den Geruch nicht, konnte ihn nicht einmal beschreiben. Wäre der Gestank nicht gewesen, hätte Alex geglaubt, auf einen Lichtreflex hereingefallen zu sein. »Ich hab gedacht, ich hätte was gesehen.«
    »Ich sehe nichts.«
    »Jetzt ist es weg. Wahrscheinlich war gar nichts, aber ich denke trotzdem, du solltest lieber nicht allein hierbleiben.«
    »Ist mir doch egal, was du denkst.« Ellies Gesicht war schmutzig, die Jeans hatte an einem Knie ein Loch und die Haut darunter war aufgeschürft. Der pinkfarbene Parka war zerrissen, die Kunststofffüllung quoll in weißen Klumpen heraus. »Ich bin müde. Ich kann dich nicht leiden, und ich geh nirgendwo mehr hin.«
    Das war eine klare Ansage. »Gut. Ruf einfach, wenn du irgendwas brauchst.«
    »Ich brauche dich nicht.«
    »Ich bin in einer Viertelstunde wieder da.«
    Ellie steckte sich die Finger in die Ohren. »Von mir aus brauchst du nie wiederkommen.«
    Nachdem sie sich zwanzig Minuten zwischen kratzigem Gestrüpp und dornigem Geäst durchgekämpft hatte, wurde Alex wütend. Der Wald rückte ihr mit Zähnen und Klauen zu Leibe, er riss sie an den Haaren, schlug ihr ins Gesicht, zerrte an

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