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Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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während der Nachmittag in den Abend überging. Es war noch kühler geworden, unter dem Dach der hohen, dicht stehenden Kiefern fing sich die Kälte. Ein dicker Teppich aus Kiefernnadeln dämpfte ihre Schritte wie Schnee.
    An einer Eiche vor ihnen hing fast senkrecht an einem einzelnen rostigen Nagel ein verwittertes Wegzeichen:
    MOSS KNOB 15,5 km
    ←
    FIRE MOUNTAIN 22 km
    →
    LUNA LAKE 51,5 km
    ↑
    Alex’ Magen krampfte sich zusammen. Noch über fünfzig Kilometer bis zum See? Das war viel weiter, als sie geschätzt hatte. Wenn sie doch nur ihre Ausrüstung, vor allem ihre Karten, noch hätte, dann könnte sie vielleicht eine kürzere Route finden.
    Ja, hast du aber nicht. Also mach dich nicht verrückt. Nur die Ruhe, du kriegst das schon auf die Reihe.
    Ein anderer Pfeil in einem Fünfundvierzig-Grad-Winkel Richtung Nordwesten lieferte den hilfreichen Hinweis, dass sie nach nur dreihundert Metern auf den Spruce-Valley-Zeltplatz stoßen würden. Okay, das war gut.
    »Noch etwa eine Viertelstunde, dann sind wir auf einem Zeltplatz«, sagte Alex. »Dort verbringen wir die Nacht.«
    »Draußen?«
    »Vielleicht gibt es einen Unterstand oder eine Schutzhütte.«
    »Aber kein Wasser. Und auch sonst nichts .«
    »Doch, dort gibt es Wasser. Laut Karte ist ein Bach in der Nähe.«
    »Ein Bach? Aber … wie soll ich auf Toilette gehen? Und wir haben nicht einmal ein Zelt. Ich will nicht im Wald schlafen. Im Wald ist es gruselig.«
    War sie als Kind jemals so eine Nervensäge gewesen? »Hör zu, Ellie, so ist es nun mal. Wir schlafen im Wald. Wir trinken, was wir filtern können. Und wir teilen das Essen.« Sie machte eine kurze Pause – ja, das hatte sie ihr unter die Nase reiben müssen – und fuhr dann fort: »Wenn wir Glück haben, sind wir in ein paar Tagen bei den Rangern. Mir macht das auch nicht gerade Spaß, aber wir haben keine andere Wahl. Heul meinetwegen, so viel du willst, aber das ändert nichts. Okay?«
    »Nein, nicht okay.« Wieder stampfte das Mädchen mit dem Fuß auf, doch wegen des Nadelteppichs war es nur ein leiser, dumpfer Tritt. Sollte Ellie je Gewissensbisse gehabt haben, weil sie Essen gestohlen hatte, waren diese schnell wieder verflogen. »Ich will hier nicht bleiben. Ich will nicht im Wald schlafen. Ich hab ja nicht mal meinen Schlafsack dabei.«
    »Ich zeige dir, wie …«
    »Ich will baden. Oder duschen. Und meine Haare waschen.«
    »Ellie.« Alex ballte die Hände zu Fäusten, um nicht loszubrüllen. »Wir sind hier mitten im Wald. Hier hättest du sowieso keine Dusche gekriegt. Wenn ich noch mein Zeug hätte, könnten wir uns waschen …«
    »Aber ich rieche ihn!« Ellie umklammerte zwei Haarsträhnen. »Alles riecht nach Opa! Ich hab sein Bl-blut unter den Fingernägeln und in meinen Haaren …« Sie begann zu schluchzen.
    Alex’ Wut verrauchte. In diesem Augenblick sah sie Ellie so, wie sie war: blutbespritzt, zerzaust, erschöpft. Und sehr, sehr jung. Natürlich hatte Ellie Angst. In weniger als zwölf Stunden hatte sie ihren Großvater verloren, den Hund ihres toten Vaters zurückgelassen, war fast von einem Berg gestürzt und jetzt auf irgendeine Fremde angewiesen, die genau so verängstigt war wie sie. Die wegen einer Tüte Dreck und dem Brief von einer toten Frau schier ausgerastet war.
    »He, tut mir leid, echt. Ich hab nicht nachgedacht.« Alex wollte das Mädchen beruhigend an der Schulter tätscheln. »Wir werden eine Lösung finden …«
    »Nein!« Ellie duckte sich weg. »Fass mich nicht an! Ich hasse dich! Lass mich in Ruhe!« Und sie drehte sich um und stapfte den Weg entlang.
    »Ellie«, rief Alex ihr nach, doch dann trottete sie ihr einfach seufzend hinterher. Immerhin ging Ellie in die richtige Richtung, und es war nicht mehr weit. Wie ein kleines Kind, das wegläuft und am Ende auf der Kellertreppe sitzt. Trotz der verfahrenen Lage verzog sich ihr Mund zu einem Grinsen. War sie nicht auch mal …
    Plötzlich blieb sie stehen und zog die Nase kraus. Merkwürdig. Dieser seltsame Rauchgeruch war wieder da, doch jetzt noch intensiver und süßlicher. Aber vielleicht war er auch ganz allmählich stärker geworden und sie war nur zu abgelenkt gewesen, um es zu bemerken, oder sie hatte sich einfach an den Gestank gewöhnt. Jetzt allerdings roch sie, spürte sie noch etwas anderes. Alex sog die Luft tief ein – und ein irgendwie grässlicher, sehr fremdartiger Geruch schlug ihr entgegen. Sie zuckte zusammen.
    Mein Gott, was ist das?
    Der Gestank – tot, abgestanden und

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