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Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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ein.
    Hau ab, du. Darüber konnte sie jetzt nicht nachdenken. Und wollte sich auch nie den Kopf darüber zerbrechen müssen. Sie wollte nur noch eins: die Augen schließen und traumlos schlafen und beim Aufwachen zu Hause in ihrem Bett liegen und wissen, dass all das nur ein grässlicher Albtraum gewesen war.
    »Schlaf jetzt«, sagte Alex. »Wir haben morgen einen langen Tag vor uns.«
    »Aber ich hab zu viel Angst, um zu schlafen«, sagte Ellie. »Was, wenn ich aufwache und nicht mehr ich bin?«
    »Uns wird das nicht passieren.«
    »Woher weißt du das? Vielleicht sterben wir.«
    »Nein, tun wir nicht. Jedenfalls nicht heute«, rutschte es Alex heraus. Diese Prise Galgenhumor – oder Realitätssinn – hatte sie sich in den letzten beiden Jahren zugelegt. »Und morgen auch nicht.«
    Stille. Dann: »Es tut mir leid wegen Mina. Sie wollte einfach nicht fort von dort. Ich hab sie nicht weggekriegt.«
    »Du hast getan, was du konntest«, sagte Alex, obwohl sie das bezweifelte. Das Mädchen hasste diesen Hund.
    »Glaubst du, dass sie durchkommt?«
    »Keine Ahnung, Ellie. Aber sie scheint mir ein sehr kluger Hund zu sein.«
    »Vielleicht wird sie jetzt wild?«
    »Vielleicht. Ich weiß nicht, wie schnell Hunde verwildern.« Wenn sie hungrig sind, möglicherweise ziemlich schnell. Aber das war jetzt ihre innere Stimme, nicht dieses fremde Flüstern.
    »Opa hat gesagt, es gibt schon eine Menge wilder Hunde im Waucamaw. Er sagt, dass Leute sie hier lassen, weil sie denken, dass sie den Hunden einen Riesengefallen tun, wenn sie sie freilassen, aber dass viele verhungern und die anderen verwildern.«
    »Es bringt nichts, wenn du dir jetzt um Mina Sorgen machst.«
    »Ach.« Schweigen. »Wenn ich doch alles noch mal machen könnte.«
    »Was meinst du damit?«
    »Alles. Ich wäre gern netter zu Opa gewesen«, flüsterte Ellie trübselig. »Und zu Mina. Vielleicht wäre meine Mommy nicht fortgegangen, wenn ich nicht so böse gewesen wäre.«
    Was sollte sie dazu sagen? »Dein Opa hat mir erzählt, dass deine Mutter fortgegangen ist, als du noch ganz klein warst. Du kannst also nicht schuld gewesen sein. Du warst noch ein Baby.«
    »Ja, vielleicht. Daddy hatte ein paar Bilder, aber er hat sie nicht gern angeschaut, weil sie ihn traurig gemacht haben.« Und nach einer Weile fügte sie hinzu: »Ich weiß auch nicht mehr, wie Daddy ausgesehen hat. Nur ganz ungefähr. Ich war sehr böse auf ihn.«
    »Warum?«
    »Weil er weg ist, obwohl ich ihm gesagt habe, dass er dableiben soll. Er hat gesagt, er muss, das wäre sein Beruf.«
    Das kannte Alex. »Manchmal ist es leichter, wütend zu sein, wenn man traurig ist.«
    »Warst du mal böse auf deine Eltern?«, fragte Ellie.
    Alex spürte einen Kloß im Hals. »Ständig.«
    Bald darauf schlief Ellie ein, aber obwohl sie todmüde war, konnte Alex sich nicht entspannen. In ihrem Kopf wirbelte es wild durcheinander, und sie war unruhig, zappelig, ihre Beine zuckten. Das Gefühl erinnerte sie an ein Medikament, das Barrett ihr mal gegeben hatte, damit sie sich bei der Chemo nicht übergeben musste – Reglan, oder? Sie wusste es nicht mehr genau, in den letzten Jahren hatte sie so viele Medikamente gekriegt, dass Heerscharen von Apothekern von ihr leben konnten. Das Problem mit den Medikamenten war, dass sogar diejenigen, die Nebenwirkungen verhindern sollten, Nebenwirkungen hatten. Wie dieses Reglan, das sie ganz kribbelig gemacht hatte, ein grässliches Gefühl: als würden ihr Ameisen über den ganzen Körper laufen. Sie hatte es in ihrer Haut kaum ausgehalten und trotzdem gespien – ätzend.
    In der Ferne heulte ein Kojote, es klang wie das Kreischen rostiger Scharniere. Vielleicht sollte sie Wache halten. Immerhin gab es hier draußen Tiere und diese beiden durchgeknallten jugendlichen Kannibalen. Wer wusste schon, nach was für einem Dessert die gierten. Ja, ein kurzer Rundgang ums Lager. Besser als hier herumzuliegen und am liebsten aus der Haut zu fahren. Sie griff nach der Glock, die sie zusammen mit der Gürteltasche abgeschnallt hatte, ehe sie sich hinlegte. Durch ihre Bewegungen begannen Blätter und Zweige vernehmlich zu rascheln und zu knacken, was sie innehalten ließ, aber Ellie rührte sich nicht.
    Alex umfasste die Pistole, die solide und beruhigend in ihrer Hand lag und auch so roch: Maschinenöl und ein leicht metallischer Geruch nach verbranntem Pulver. Beim Halfter mischte sich die Ausdünstung bequemer Schuhe mit einem ganz leichten Hauch von Schweiß, der, wie sie wusste,

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