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Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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aufragten, schwaches Mondlicht, das zwischen den Ästen hindurchschien und dort wie mattsilberne Münzen glänzte. Irgendwie war das Mondlicht merkwürdig gedämpft, weniger hell, als sie erwartet hatte. Zu grau. Komisch. In den vier Tagen, die sie jetzt unterwegs war, hatte der Mond zugenommen. Als sie ihn zuletzt betrachtet hatte, war er da nicht drei viertel voll gewesen? Na ja, vielleicht ging er ja gerade unter.
    Zu ihrer Rechten schimmerte ein Streifen silbergraues Licht, was auf eine größere Lücke zwischen den Bäumen schließen ließ, und sie ging langsam darauf zu, eine Hand vor den Augen, um sich vor tief hängenden Ästen zu schützen. Alle paar Schritte blieb sie stehen, das Rascheln und die Bewegungen der Blätter und Zweige ließen sie immer wieder zusammenzucken. Obwohl es ihr ein bisschen albern vorkam, schnupperte sie sogar zweimal sehr gründlich und roch kaltes, moderndes Laub und feuchtes Holz, aber keinen Kadavergestank, nichts, was Wildheit oder Gefahr signalisierte. Gut.
    Die Lichtung zwischen den Bäumen war so groß wie die Grundfläche eines Hauses, und sie stand mittendrin, den Kopf in den Nacken gelegt und die linke Hand erhoben, um das von den Ästen der Nadelbäume gebrochene Mondlicht abzuschirmen. Auch die Sterne waren ein bisschen matt, sie strahlten nicht so kalt und weiß, wie man es sonst im Herbst und Winter von ihnen kennt, sondern waren eher verschwommen wie im Sommer. Das war wirklich merkwürdig. Denn um diese Jahreszeit wirkten Sterne immer viel heller, nicht nur wegen des veränderten Lichteinfallswinkels und weil die kalte Luft nicht so dunstig war, sondern auch weil sich die Erde von der Milchstraße wegdrehte. Waren aber weniger Sterne zu sehen, bedeutete das, dass die sichtbaren umso leichter auszumachen waren und heller zu strahlen schienen. Doch dieser Himmel wirkte irgendwie unscharf, Alex sah keine klar umrissenen Sterne, sondern nur verschleierte silbrige Schlieren.
    Wie kam das? Wieder hörte sie das kratzige Heulen eines Kojoten, achtete aber kaum darauf. Stattdessen ging sie langsam, die Stirn gefurcht, im Kreis und ließ den Blick über den Nachthimmel schweifen, über diese merkwürdigen Sterne – und dann zum Mond.
    Nein. Ihr Herzschlag machte einen schmerzhaften Sprung, und ihr Mund klappte auf. Sie war so erschrocken, dass sie zu atmen vergaß. Nein, das kann nicht sein.
    Aber es war so.
    Der Mond war blau.

TEIL II
TOM

16
    B is Dienstagnachmittag, drei Tage nach dem Ereignis, das Alex im Stillen als den Blitz bezeichnete, hatte sie kein einziges Flugzeug mehr gehört oder gesehen, der Mond war blau wie die Tiefsee, und ihre Vorräte waren auf zwei Päckchen Instant-Götterspeise und einen halben Energieriegel geschrumpft.
    Infolge von Hunger und Koffeinentzug hatte Alex pochende Kopfschmerzen, ihr Magen war auf die Größe einer Rosine geschrumpft, und ihre Gedanken wurden allmählich trübe, schwerfällig und langsam. Außerdem war sie so dünn geworden, dass sie ihre Trekkinghose ständig hochziehen musste, und in Ellies Gürtel hatte sie ein weiteres Loch gestanzt, damit dem kleinen Mädchen die Jeans nicht bis auf die Knöchel hinunterrutschten.
    Wenn sie Rast machten, hockte Ellie nur da und starrte vor sich hin, bis Alex ihr gut zuredete, sich wieder in Bewegung zu setzen. Ihre Wasserration hatten sie schon auf eine halbe Tasse pro Tag reduziert, aber trotzdem waren in ihrer Flasche nur noch zwei Schlucke. Und der Fluss war noch kilometerweit entfernt. Alex wusste, dass sie ernste Probleme hatten.
    Weil sie auf diese verdammte Weggabelung gestoßen waren.
    Ein paar Sekunden lang stand Alex wie angewurzelt da und staunte. Der Weg durch das Tal war mit blauen Streifen markiert, die jedoch so verblasst waren, dass die Rinde darunter sie grau gefärbt hatte. Und abgesehen von dem einen schief hängenden Schild hatten sie keinen einzigen Wegweiser mehr gesehen. Dann das: eine Gabelung und verblasste blaue Streifen auf beiden Wegen, und beide waren mit Unkraut zugewuchert.
    »Welche Richtung nehmen wir?«, fragte Ellie schließlich.
    Eine Redewendung ihres Vaters kam ihr in den Sinn. »Wenn du an eine Weggabelung kommst, nimm sie.«
    »Was heißt denn das?«
    »Nur ein Witz«, sagte Alex. Aber er brachte sie auf eine Idee.
    »Was machst du da?«, sagte Ellie.
    »Psst … einen Moment.« Mit geschlossenen Augen atmete Alex ein. Sie roch sich selbst, welche Überraschung. Nach tagelangem Schwitzen hatte sich eine juckende Schicht wie Raureif auf ihre

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