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Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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die Pferdeschwanzblondine hatte im Moment einfach zu viel Spaß.
    Denn gerade umschloss sie mit den Händen den Hals der Krähe und drehte ihn brutal um. Mit lautem Knacken brach das Genick des Tiers, dann riss die Pferdeschwanzblondine dem Vogel mit einem hämischen Ausruf den Kopf ab.
    Mehr sah Alex nicht mehr, denn da rannte sie schon.

15
    A lex?«
    »Mmmm?«
    »Wird alles wieder gut?«
    »Aber sicher.« Alex zog das Mädchen näher an sich: nicht aus Zuneigung, sondern aus praktischen Erwägungen. Je weniger Abstand zwischen ihnen blieb, desto wärmer war es. Unter ihnen raschelte das aus Blättern und Zweigen gebaute Nest wie Zellophanpapier. In dem selbst gebauten Unterschlupf mit der fast einen Meter dicken Schutzschicht aus Ästen und Laub über ihnen war es warm, fast dampfig von ihrer Körperwärme. »Alles wird gut. Nur noch ein paar Tage, und wir sind bei den Rangern. Die wissen dann, was zu tun ist.«
    Sie waren gerannt, während ein atemberaubend blutroter Sonnenuntergang den Himmel in Brand steckte, was Alex an das berühmte Bild denken ließ, wo ein Mann auf einer Brücke steht und schreit. Sie rannten auch noch, als das seltsame Licht verblich, rannten und stolperten dann mithilfe der Taschenlampe weiter, bis Alex keine anderen Gerüche mehr wahrnahm als die des Waldes und ihre eigenen. Da war der Mond noch nicht aufgegangen, und im Wald herrschte pechschwarzes Dunkel, viel zu tückisch, um noch weiterzulaufen.
    Ellie hatte nichts essen wollen, was Alex ihr nicht verübeln konnte. Auch ihr war ziemlich schlecht, fast wie nach einer Chemo, und sie fühlte sich ausgelaugt nach den vielen Schrecken dieses grauenhaften Tages. Ihren inzwischen nutzlosen iPod fest umklammernd, schaute Ellie zu, wie Alex aus Kiefernästen und Laub den Unterschlupf baute. Irgendwann unterwegs hatte sich das Mädchen übergeben. Alex hatte mit ihrem Hemd das Gröbste von Ellies Gesicht und Parka gewischt und sie überredet, die feuchte Innenrinde eines Weymouthkiefernzweigs zu kauen. Es schmeckt wie Zitronenbonbons, Ellie, ehrlich. Auch Kiefern waren Hungernahrung, die Chippewah zerstießen die getrockneten Holzstückchen zu Mehl. Doch nach kurzer Überlegung verwarf Alex den Gedanken, es ihnen gleichzutun. Sie würden sich hier nicht länger aufhalten als unbedingt nötig.
    Wenn sie allerdings nicht bald Wasser fanden, steckten sie ernsthaft in der Klemme. Der Bach hatte den Weg kurz hinter der Stelle gekreuzt, wo sie die Flucht ergriffen hatten, und dorthin würde sie keinesfalls zurückgehen, nicht solange sich diese Jugendlichen dort herumtrieben. Es blieb ihnen also nur die Hoffnung, dass sie einen anderen Bach fanden, denn bei ihrem Tempo waren sie noch drei Tagesmärsche vom Fluss entfernt. Nicht gut.
    Jetzt fragte Ellie: »Was ist mit Essen?«
    »Wir haben Götterspeise und die Energieriegel.«
    »Aber ich hab einen gegessen.«
    »Ist okay, Ellie. Du hattest eben Hunger.«
    »Ich hab ihn gestohlen!«
    Alex versuchte es anders. »Wenn wir am Fluss sind, füllen wir unsere Wasserflaschen auf und angeln ein paar Fische.«
    »Aber du hast gesagt, angeln kostet uns zu viel Zeit.«
    »Na ja, nicht unbedingt. Wenn wir uns gestärkt haben, sind wir schneller. Du hast Rute und Köder, stimmt’s?«
    »Hm-m«, bestätigte Ellie mit dünner Stimme, brüchig wie Glas.
    »Dann kann ja nichts schiefgehen.«
    »Was, wenn sie nicht beißen?«
    »Sie werden beißen.« Ihr fiel noch etwas ein. »Dein Großvater hat dich doch aus der Schule genommen, um mit dir wandern zu gehen, stimmt’s? Wann erwarten die dich zurück?«
    »In der Schule? Ähm … Dienstag.«
    Heute war Samstag. »Das heißt, du müsstest spätestens Montag wieder zurück sein. Ist jemand bei dir zu Hause?«
    »Nur Mrs Pierce. Sie wohnt nebenan und bringt die Post rein und macht was mit dem Licht.«
    »Na also. Wenn du am Montag nicht auftauchst, wird sich Mrs Pierce Sorgen machen. Wahrscheinlich ruft sie die Ranger am Parkeingang an oder vielleicht in der Hütte. Ich wäre nicht überrascht, wenn die Ranger dich schon erwarten würden.«
    »Macht sich um dich niemand Sorgen?«
    »Doch schon, aber noch nicht so bald.« Ihr fiel ein, dass sie ohne Uhr leicht den Überblick verlieren konnte, welcher Tag gerade war. Noch ein Problem, das es zu lösen galt. Vielleicht sollte sie Kerben in ein Stöckchen …
    »Was ist, wenn sich Mrs Pierce keine Sorgen macht? Oder erst Tage später?«
    »Es hilft nichts, sich über ungelegte Eier den Kopf zu zerbrechen. Das wird schon!

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