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Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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nicht von ihr stammte.
    Oh Dad, sag mir, was ich tun soll. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Würde er es verstehen, wenn sie gezwungen war, die Pistole zu benutzen? Und ihre Mutter? Denn wenn sie sich noch mehr veränderte, wenn sie wie diese Jugendlichen wurde, dann musste sie eingreifen und etwas tun, bevor es zu spät war. Ohnehin war ihr der Gedanke an Selbstmord ja nicht fremd. Es mochte verrückt klingen, aber Selbstmord war eine Möglichkeit, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und das Monster zu bekämpfen, diesen fremden Eindringling, den sie nie auch nur im Entferntesten als Teil ihrer selbst akzeptiert hatte. Sich selbst zu töten, bevor das Monster es tat, war ein Weg, dem Schicksal eins auszuwischen und das Monster um seinen Sieg zu bringen. Doch jetzt waren sie und das Monster womöglich unzertrennlich, ein und dasselbe – was alles änderte.
    Ich werde das Monster sein. Wenn ich die Waffe benutze, werde ich nicht das Monster ausschalten. Sondern mich töten.
    Da kam ihr ein anderer, noch entsetzlicherer Gedanke. Was, wenn mit ihr weiterhin alles okay war, aber Ellie sich veränderte? Konnte sie ein Kind erschießen?
    Himmel, in was für eine Lage war sie da geraten? Hastig grub sie sich aus dem Unterschlupf und blinzelte, weil ihr Tränen in die Augen schossen. Nach der Wärme unter der Blätterdecke traf sie die kalte Waldluft wie ein Schlag und ging ihr durch und durch. Eine Weile blieb sie zitternd im Dunkeln stehen und musste mehrmals schlucken. Ihr rasselnder Atem ging ziemlich laut, und sie schlug sich die Hand vor den Mund, um einen Schluchzer zu ersticken. Hör auf damit, hör auf! Sie musste sich in den Griff kriegen. Sie musste das Kommando übernehmen, es gab sonst niemanden. Ellie war noch ein Kind, also war es Alex’ Aufgabe, sie heil hier rauszubringen. Für Selbstmitleid hatte sie jetzt wirklich keine Zeit …
    Zeit. Alex schnappte nach Luft.
    Zeit und das Flugzeug. Das also hatte ihr den ganzen Tag im Hinterkopf herumgespukt, dauernd an ihr genagt. Die Sache mit der Zeit . Das Flugzeug war nicht zurückgekommen, und es kam immer zurück, jeden Tag zur selben Zeit.
    Sie hatte das Flugzeug nicht zurückfliegen hören.
    Weil es nicht fliegen konnte? Sie ging die Möglichkeiten durch. Vielleicht war das Flugzeug kaputtgegangen. Oder sie hatte es einfach überhört, es war ja ziemlich viel los gewesen. Oder das Dröhnen der Motoren drang nicht bis ins Tal. Vielleicht hatte es seine Route geändert. Vielleicht flog es Samstagabend nie seinen Heimatflughafen an und kam erst sonntags wieder zurück.
    Aber nur mal angenommen, das Flugzeug hätte nicht abheben können. Schlimmer noch: Was, wenn es in der Luft gewesen war, als es diesen Blitzschlag oder Stromstoß gab? Wäre es dann abgestürzt? Sie ging die Ereignisse des heutigen Vormittags in ihrer chronologischen Reihenfolge durch. Das Flugzeug war zehn vor acht über sie hinweggeflogen. Diesen Blitz hatte sie um neun Uhr zwanzig gespürt, also etwa neunzig Minuten später. Wo hatte sich das Flugzeug zu diesem Zeitpunkt befunden? Das hing von seiner Geschwindigkeit ab, richtig? Vielleicht war es ja davor schon gelandet. Vielleicht aber auch nicht. Hätte sie einen Flugzeugabsturz nicht gehört? Nein, nicht unbedingt.
    Angenommen, sie hätte einen Absturz zwar hören können, aber das Flugzeug wäre a) gar nicht abgestürzt und würde b) auch samstags die normale Route fliegen, dann hatte sie es in der Aufregung verpasst – oder es hatte nicht fliegen können. Was hieße, dass diese Sache weit über zweihundert Quadratkilometer hinausreichte.
    Es gab zwei Möglichkeiten, das herauszufinden. Sie konnte bis zum Morgen warten, Uhrzeit und Standort prüfen und auf Flugzeuggeräusche lauschen. Wenn die Maschine in Talnähe oder über das Tal flog, würde sie es hören. Falls sie nichts hörte, musste das nicht unbedingt etwas Schlimmes bedeuten, es blieben aber eine Menge Fragen offen.
    Oder … Eine interessante Sache, wenn man wirklich weit weg von anderen Menschen und Städten war: Es gab keine Lichtverschmutzung. Selbst bei Mondlicht und wenn viele Sterne funkelten, sollte sie in der Lage sein, Flugzeuge hoch über sich auszumachen. Dazu musste sie zuerst eine Lücke zwischen den Baumkronen finden. Da sich ihre Augen inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte sie die unmittelbare Umgebung erkennen: ein schummriges Flickwerk mottenzerfressener grauer Kleckse zu ihren Füßen, die dunkleren Umrisse von Bäumen, die vom Waldboden

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