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Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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er am Abend zuvor gesagt hatte, machte sie stutzig: Vielleicht haben wir uns gegenseitig gerettet. Wieso musste Tom gerettet werden? Vor was? Oder wem? Sie dachte an all die endlosen Nächte, in denen Tom tapfer und geradezu aufopferungsvoll Wache geschoben hatte. Letzte Nacht hatte er jedoch geschlafen, und zwar ohne Unterbrechung. Was hatte sich verändert?
    Vielleicht haben wir uns gegenseitig gerettet.
    Wovor könnte sie ihn gerettet haben? Vor der Rückkehr in den Krieg? Möglich. Er hatte an Kanada gedacht, wusste, wie weit es zur Grenze war. War es das? Oder war er hergekommen, weil er ein Zeichen suchte? Sein Schicksal ?
    War er vor sich selbst gerettet worden?
    »Tom«, sagte sie, »warum bist du hergekommen? Du wohnst nicht hier, gehörst nicht hierher. Du hast gesagt, es sei Schicksal gewesen, dass du Ellie und mich gefunden hast und da warst, als du am dringendsten gebraucht wurdest. Bist du hergekommen, um dein Schicksal zu finden? Oder suchst du etwas anderes?« Sie streckte die Hand aus und strich ihm über die Wange. Ihre Finger waren eiskalt, doch seine Haut fühlte sich heiß an. »Tom … bist du hergekommen, um zu sterben?«
    Diese Fragen hätte sie auch sich selbst stellen können. Sein Geruch veränderte sich, und dann hörte sie, wie er scharf Luft einsog, spürte sein Erschrecken unter ihrer Hand – und wusste, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Sein Gesicht verzog sich, als heftige Gefühle in ihm aufwallten, und er presste Alex’ Hand fest an seine Wange.
    »Alex«, stieß er heiser hervor, »du kannst dir nicht vorstellen, was ich … was ich get…«
    Ein schriller, durchdringender Ton zerriss die Stille. Alex keuchte auf, ihr Atem stockte. Sie kannte dieses Geräusch. Das war die Trillerpfeife, die sie Ellie gegeben hatte. Wenn du da reinbläst, wette ich zehn Dollar, dass ich dich noch im Nachbarstaat höre .
    »Tom«, sagte sie erschrocken. »Ellie …«
    »Ist klar.« Schon war er in Bewegung, stürmte zu seinem Zelt und holte die Winchester heraus. Wieder ertönte das Pfeifen, markant wie ein heller Blitz in einem dunklen Raum – und jetzt hörte Alex auch den Hund bellen, leise, aber unverkennbar. Tom spurtete bereits auf das zugewachsene Feld zu. »Komm!«
    Sie schnappte sich die Mossberg und hielt sie über den Kopf, während sie Tom durch das Gestrüpp folgte. Er war größer, hatte längere Beine und auf ebenem Gelände hätte er sie längst abgehängt. Auf Asphalt oder Wegen zu laufen war aber etwas anderes, als durch hohes Gras zu waten. Alex’ Stiefel schienen in dem Dickicht förmlich einzusinken, das wie mit kräftigen Fingern an ihren Knöcheln zerrte und zog. Vor ihr hatte Tom jetzt den Waldrand erreicht, blieb stehen und drehte sich zu ihr um.
    »Geh!«, rief sie ihm zu. Wieder bellte der Hund. »Ich komme gleich nach!«
    Tom nickte und verschwand zwischen den Bäumen. Zwei Minuten später kämpfte sich Alex aus dem Feld hinaus, doch von Tom keine Spur mehr. Der Übergang vom Feld zum Wald war abrupt, zunächst schloss dichtes Unterholz an das Gras an, aber im Waldesinneren breitete sich, bereits mit Schnee bestäubt, ein Teppich aus toten Tannennadeln aus. Irgendwo weiter vorn hörte sie den Hund.
    »Ellie?« Sie fing an zu laufen. Im Wald war es dunkler als auf dem Feld, das Tageslicht war so früh am Morgen noch nicht richtig durchgedrungen, und es roch feuchter und kälter. Hier gab es zu viele unterschiedliche Gerüche, sie konnte in dieser Mischung weder Ellies noch Toms und nicht einmal Minas Geruch erschnuppern. Ein weiteres Mal kam das Trillern, und der Hund bellte jetzt wie verrückt, in hohen Tönen und beinahe ununterbrochen.
    Hier stimmt was nicht. Gefrorene Erde knirschte unter ihren Stiefeln. Hier ist was faul .
    Da erspähte sie zwischen den Bäumen ein Stück dämmrigen Himmel – eine Lichtung –, und dann, ein kleines Stück weiter, blitzte etwas Rostrotes auf: Toms Parka. Der Hund war ein verschwommener zobelbrauner Fleck, der um Toms Beine tänzelte und wieder davonjagte. Sie öffnete den Mund, um zu rufen, aber etwas an Toms Haltung ließ ihre Stimme ersterben. Sie hörte, wie Tom Mina bei Fuß rief, dann versuchte er sie am Halsband zu packen. Warum? Sie verlangsamte ihren Schritt …
    Und plötzlich stieg ihr eine ekelhaft faulige Mischung in die Nase: getrocknete Zwiebeln, schmutzige Socken und Mundgeruch.
    Hinter ihr.
    Mit angehaltenem Atem wirbelte sie herum, den Daumen bereits am Abzug …
    Die Frau war fahl und ausgemergelt und hatte

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