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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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zusammen. Hinten kletterten zwei weitere Menschenfresser auf die Ladefläche – ein Knäuel aus Armen und Beinen und Knüppeln. Einer stürzte sich in das Meer der kreischenden Kinder wie ein Springer vom Turm. Während Daisy, der Golden Retriever, und drei andere Hunde auf ihn zujagten, sprangen die Kinder über die Seitenwand des Karrens – ihr einziger Fluchtweg, doch ein fataler. Wie eine Büffelherde, die auf einen Abgrund zugetrieben wurde.
    Wo sind denn die Typen mit den Pferden, Aidan und Sam, wo sind sie bloß?
    Ein Schrei, von ganz hinten. Ellie fuhr herum. Gregs Pferd tänzelte, versuchte die vier Menschenfresser abzuschütteln, die Gregs Beine und die Zügel gepackt hatten. Drei weitere stürmten auf den Kutschbock des dritten Wagens, der von einem Mädchen mit einem hüftlangen braunen Zopf gelenkt wurde. Erneut schrie das Mädchen auf, als ein schlaksiger Kerl, der einen langen Staubmantel wie Neo in Matrix trug, ihr den Zopf um den Hals schlang. Sie krümmte und wand sich, ihre Augen traten aus den Höhlen hervor, sie zappelte wie ein Fisch, der auf dem Boden eines Bootes langsam erstickt. Dann krachte Neos geballte Faust in ihr Gesicht, gleichzeitig stürzte sich ein zweiter Menschenfresser auf sie, ein Junge mit einer feuerroten Schneehose und einem rattenartigen Gesicht. Sein Kopf schnellte zu ihrem Hals wie der Stachel eines Skorpions. Blut spritzte, dann tauchte der Rattenjunge mit einem Fleischbrocken im Mund wieder auf. Wiehernd bäumte sich das Zugpferd auf und preschte nach vorne.
    Dass der Wagen plötzlich losrumpelte, war ein Glück für Greg. Die Menschenfresser, die sich an ihn und sein Pferd klammerten, stoben auseinander, ein magerer Kerl fiel hin und brüllte, als seine Eingeweide unter einem Wagenrad zermalmt wurden. Gregs Pferd wich auf den schmalen Wegrand neben den Bäumen aus, während er selbst vornübergebeugt auf dem Rücken des Tieres kauerte und niedrige Äste über seinen Kopf hinwegsausten. Auf dem Kutschbock gerieten Neo und der Rattenjunge ins Taumeln und zogen sich nach hinten zurück, weil der Abstand zwischen ihrem und Ellies Karren immer kleiner wurde.
    Als Ellie das Pferd mit dem holpernden Wagen heranstürmen sah, blieben ihr genau sechs Sekunden: Eine für die Schockstarre. Zwei um zu begreifen, dass der Zusammenstoß unvermeidlich war. Das Pferd würde entweder gegen die Ladefläche krachen oder so abrupt stehen bleiben, dass Neo und der Rattenjunge in ihren Wagen katapultiert würden, um dort nicht nur auf die kämpfenden Hunde zu stoßen, sondern auch auf Frischfleisch. In den letzten drei Sekunden erkannte Ellie, dass sie etwas tun musste, sonst war es vorbei mit ihr.
    »Mina, aus! Runter vom Wagen!« Sie packte das weißhaarige Mädchen an der Hand und überquerte mit zwei großen Schritten die Ladefläche. »Runter hier, runter, runter!«

49
    D er große Platz lag völlig verlassen da. Tom und Chris galoppierten am Pavillon vorbei zur nordwestlichen Ecke zwischen Gemeindehaus und Kirche. Noch bevor die graubraune Stute stand, sprang Tom schon ab und schnappte sich die Zügel von Night, ehe Chris absitzen konnte.
    »Nein.« Tom verzog vor Schmerz das Gesicht. Er fasste an sein verletztes Bein, das immer noch blutete, und erklärte heiser: »Du nicht.«
    »Was? Nein, mir geht’s wieder gut.« Aus den offenen Türen der Kirche drang die an- und absteigende Melodie eines geistlichen Liedes, aber die Glocke schwieg. »Du solltest mit diesem Bein nicht herumklettern. Ich übernehme den Glockenturm, du das Gefängnis, und  … «
    »Nein.« Tom wischte sich mit dem Handrücken Schweiß von der blassen Oberlippe. »Du kannst da nicht dabei sein.«
    »Was?« Trotz Toms Einwand stieg er ab. »Tom, was hast du vor?«
    »Einer muss hierbleiben«, sagte Tom. »Das wissen wir doch beide.«
    »Nein, davon weiß ich gar nichts.« Chris packte Tom an den Schultern. »Bist du verrückt? Sie werden gleich da sein. Es sind Zeitbomben, Herrgott! Also was soll das?«
    »Falls was schiefgeht, bin ich der Einzige, der weiß, was zu tun ist.«
    »Tom! Wenn du hierbleibst, stirbst du. Sie werden dich kriegen.«
    »Das werden sie nicht. Ich bleibe außer Sichtweite und behalte diese Schätzchen bis zur letzten Sekunde im Auge.« Tom legte eine Hand auf die von Chris. »Bitte, Chris, wir haben keine Zeit. Mach es uns beiden nicht noch schwerer. Wenn die Bomben nicht hochgehen, war alles umsonst. Dann sterben die Leute dort in der Kirche vergeblich.«
    »Sie sterben so oder so.«

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