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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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ganz so schlimm, aber ähnlich. Der lodernde Baumverhau sah aus wie von einem Riesen zertrampelt. Die Bäume in der Nähe waren umgekippt. An manchen Stellen war der Schnee geschmolzen oder durch die Hitze direkt verdampft.
    Vier Männer, zwei Panzerfäuste . Chris’ Blick wanderte über das Trümmerfeld. Die Beine waren leicht zu erkennen, auch die halben Rümpfe und die  … die  … » K-K öpfe.« Eigentlich hatte er gar nichts sagen wollen, es rutschte ihm einfach so heraus. Die Köpfe sahen ganz unterschiedlich aus: Manche glichen schwarzen Kugeln, ohne Haut und ohne Haare, andere waren aufgebrochen wie Walnüsse und lagen in rotem und rosafarbenem Glibber. »Tom, ich sehe  … «
    »Ja. Komm.« Tom machte kehrt und humpelte so schnell er konnte auf die Bäume zu. »Wir haben viel Zeit verloren. Es ist gleich heller Tag. Wir müssen in die Stadt, bevor die Veränderten kommen. Jarvis!«, rief er dem Alten zu, der noch immer im Kreis herumlief. »Komm! Wir müssen  … «
    »Was?« Jarvis wirbelte so abrupt herum, dass Speicheltröpfchen flogen. Seine hervortretenden Augen waren rot von geplatzten Äderchen , aus der Nase und aus einem Ohr sickerte Blut. Er entsicherte sein Gewehr. »Bleibt weg, weg von mir!«
    »Hey, hey, hey!« Tom hielt beide Hände hoch. »Jarvis, Mann, nur die Ruhe. Wir müssen hier weg, die Veränderten  … «
    »Wer? Was?«, brüllte Jarvis. »Was, was  … ?«
    »Was hat er denn?«, fragte Chris.
    »Ist wohl wegen der Druckwelle. Macht manche Leute wirr im Kopf. Jarvis«, versuchte Tom es erneut, »hör mir zu, Mann. Es ist okay, aber wir müssen weg, wir  … « Plötzlich erstarrte Tom und drehte sich zu dem Plateau und der qualmenden Turmruine um.
    »Was ist? Was hast du  … ?«, fragte Chris, dann hörte auch er es über das Prasseln des Feuers hinweg: das Knacken von Holz, und Stiefelschritte auf Stein.
    Tief in der Rauchwolke bewegte sich etwas. Etwas  … Dunkelblaues. Einen verstörenden Moment lang dachte Chris, der Rauch ziehe sich zusammen, verändere seine Farbe, werde zu Parkas und Jeans – und da wurde ihm klar, dass es Veränderte waren. Sehr viele Veränderte, die in nur dreißig Meter Entfernung die Anhöhe heraufstürmten, urplötzlich aufgetaucht wie teleportierte Invasoren von einem fremden Planeten.
    »Chris.« Tom umklammerte seinen Arm, zerrte an ihm. »Komm schon. Schau nicht hin, lauf einfach.«
    O mein Gott . Chris war wie gelähmt, stand da wie angewurzelt. Jarvis brüllte wieder  …
    »Was was was?«  … und Chris dachte: Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht, ich  …
    »Chris!« Tom riss ihn so heftig herum, dass Chris sich an ihm festhalten musste, um nicht hinzufallen. »Ich sag doch, schau nicht hin. Steig auf dein Pferd, Chris! Los, aufs Pferd!«
    » O-o kay«, keuchte Chris und setzte sich stolpernd in Bewegung, während Tom hinter ihm blieb und ihn antrieb. Bei seinem Rotbraunen angekommen, schnappte er sich die Zügel und versuchte aufzusitzen. Doch seine Beine wollten ihm nicht gehorchen. »Komm schon«, murmelte er sich beschwörend zu, »komm schon, komm schon  … «
    Da hörte er sie: Stiefel, die auf Schutt und Holz traten, Glas zermalmten. Immer lauter . In seinem Nacken kribbelte es. Sie kommen näher, schau nicht hin, schau nicht hin, tu’s nicht! Aber dann riskierte er doch einen Blick – so dumm! – , und das Grauen bohrte sich wie ein Nagel in sein Herz. Die Veränderten – so viele, zu viele! – schwärmten aus, verteilten sich über das Plateau und hielten direkt auf sie zu.
    »Nicht, Chris!« Tom riss bereits sein Pferd herum. »Nicht hinschauen! Komm jetzt! Du hast noch Zeit, nur keine Panik!«
    Zu spät. Endlich bekam er den Stiefel in den Steigbügel, zog sich am Sattel hoch und schaffte es in eine schiefe, halb sitzende Position. Versuchte, nicht hinzusehen. Aber konnte nicht anders. Diese Veränderten, die Kinder von Rule, waren keine zwanzig Meter mehr weg. In den nächsten Tagen würde er immer wieder ihre stumm aufgerissenen Münder, die gefletschten Zähne und diese Augen mit dem irren Blick vor sich sehen. Keine Waffen, nur Zähne und Klauenhände und  …
    Schau nicht hin, Chris. Keine andere Stimme außer seiner eigenen, die wollte, dass er überlebte. Beweg dich, sonst bist du tot.
    Aber es war so faszinierend, so erschreckend und schauderhaft zugleich: ein Wirklichkeit gewordener Albtraum, der Grund, warum Rehe vor dem Scheinwerferlicht erstarren, Menschen an Bahnübergängen ums Leben kommen und

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