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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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umrunden. Kreischende Kinder purzelten über die Seitenwände. Im Vorratswagen verrutschte etwas, oder vielleicht klemmte eine Achse, jedenfalls kippte er ganz plötzlich und zog das strampelnde Pferd mit sich. Kartons und Beutel flogen heraus, viele barsten, und dann schlossen die Menschenfresser, die vor der Kollision auseinandergestoben waren, die Reihen wieder. Mina stürmte an Ellies Seite, Jet, Ghost und vier andere Hunde scharten sich um die anderen Kinder, knurrten und schnappten und versuchten, die Menschenfresser auf Abstand zu halten. Nur Sarah war auf dem jetzt leeren Wagen geblieben und klammerte sich an den Kutschbock, die Haare wie einen Vorhang vor dem Gesicht, die leergeschossene Pistole in der Hand.
    »Sarah!« Ellie hob ihre Savage auf und rappelte sich hoch. »Sarah, runter vom Wagen, komm!«
    Verstört bewegte Sarah den Kopf hin und her, als mühe sie sich durch einen zähen Traum, und fiel dann eher, als dass sie sprang, vom Kutschbock. Ein schlaksiger Menschenfresser mit vorstehenden Zähnen machte von links einen raschen Vorstoß. Sarah sah ihn und erstarrte.
    »Nein, Sarah, nicht stehen bleiben! Lauf weiter!«, rief Ellie. »Lauf  … «
    Da, rechts von ihr, ein Schuss. Eine blutrote Rose erblühte auf dem Rücken von Hasenzahn. Mit einem Bauchklatscher plumpste er, kaum eine Armlänge vor der immer noch schreckstarren Sarah, auf die Straße. Drei Kinder im Schlepptau, stürmte Greg zu Fuß aus dem Wald. »Sarah, schnapp dir die Kinder, schnapp die Kinder! Hinter die Hunde!«
    Ellie hätte sich gern zu den Jugendlichen, zu Greg und Jayden geflüchtet. Aber bis jetzt waren sie und das weißhaarige Mädchen noch nicht entdeckt worden, was sich jeden Moment ändern konnte. Selbst mit Mina waren sie zu angreifbar. Und ihr fiel ein, wie schnell Lucian außer Sicht geraten war. Renn weit genug, schnell genug und versteck dich, bis Tom und Chris zurück sind. Die Wagen waren nur schleppend vorangekommen, sie konnten also nicht allzu weit von Rule weg sein. Bestimmt würde Tom die Schüsse hören und ganz schnell zurückkommen. Sie würde sich nicht lange verstecken müssen.
    »Komm mit«, sagte sie zu der weißhaarigen Kleinen, die immer noch auf dem Boden lag.
    »Aber meine Puppe!«, flennte sie. Sie musste sich auf die Zunge gebissen haben, denn sie hatte einen roten Fleck auf ihrer Unterlippe. »Meine Puppe! Ich hab meine Puppe verloren!«
    »Vergiss die blöde Puppe! Mina!« Ellie warf sich den Trageriemen der Savage über die Schulter, machte einen Schwenk und zog das strauchelnde kleine Mädchen hinter sich her durch den matschigen Schnee. Da kein Weg zu erkennen war, brach sie durch dichtes Unterholz, das an ihren Beinen zerrte. Die Kleine stolperte dahin, keuchte: »Warte, warte, warte«, aber Ellie wurde nicht langsamer, antwortete nicht, lief nur immer weiter. Dornige Zweige schlugen ihr ins Gesicht, schnitten ihr in die Haut, verhedderten sich in ihrem Haar. Mina war ihr mehrere Schritte voraus, und Ellie folgte ihrem Hund, kämpfte sich durch stacheliges, immer noch reifüberzogenes Gestrüpp. Es gefiel ihr nicht, dass sie so viel Lärm machten. Wenn sie doch nur einen sicheren Platz finden würden, wo sie sich verstecken konnten  … Hinter ihnen Rufe und Schüsse und wiehernde Pferde, aber der dichte Wald schluckte den Lärm und die Geräusche wurden rasch leiser. Sie musste aufpassen, nicht völlig die Orientierung zu verlieren, denn Tom und Chris würden die Straße entlangkommen. Wenn sie es konnten. Wenn diese Detonationen nicht bedeuteten, dass sie  …
    Hör auf, Ellie, hör auf. Sie legte sich schützend einen Arm über die Augen, senkte den Kopf und pflügte sich weiter voran, bahnte sich gewaltsam einen Weg, wo keiner war. Tom wird kommen. Und Chris. Jayden ist schon hier, und auch Greg. Du musst dich nur verstecken.
    »Au!« schrie das kleine Mädchen auf. »Halt! Ich hänge fest, ich hänge fest!«
    »Psst!«, zischte Ellie. Nur Menschen sprechen, du Dummchen; willst du, dass uns jemand hört? Ungeduldig und vor Angst kaum bei Sinnen sah Ellie, dass sich die verschlungenen Zweige eines stacheligen Brombeerstrauchs am Scheitel des Mädchens in den Haaren verfangen hatten. »Okay, beweg dich nicht«, murmelte Ellie und klemmte sich die Savage zwischen die Knie. »Nicht rühren.«
    »Auauau!«, jammerte die Kleine, als Ellie sich an dem unentwirrbaren Haarknoten zu schaffen machte, kniff die Augen und biss die Zähne zusammen. »Das tut weh.«
    »Es ist total verheddert.«

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