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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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bedeuteten die Flecken an ihrem Knüppel, dass sich Lena unterwegs den einen oder anderen Imbiss gegönnt hatte, so wie Ellies Daddy hin und wieder an einem Supermarkt angehalten hatte, um Donuts oder Pizza zu besorgen. Schon immer schlank, sah das Mädchen jetzt richtig wölfisch aus, als hätte das viele Laufen an der frischen Luft und die Zeit in den Wäldern das Tier in ihr zum Vorschein gebracht. Vielleicht gab es die eigentliche Lena auch gar nicht mehr und das Tier hatte ihr Inneres aufgefressen und von ihr nur die Haut übrig gelassen.
    Aber sie hat immer noch diesen Schal . Ellie wusste nicht warum, aber plötzlich sprangen ihre Gedanken zu Dee und ihrer Puppe, zu der Trillerpfeife, die Alex immer getragen hatte, bis sie sie Ellie geschenkt hatte. Die Trillerpfeife war  … ein Andenken? Nein, das stimmte nicht. Für Ellie war die Trillerpfeife Alex. So wie sie für Alex ihr Dad gewesen war. Vielleicht war der Schal das, was Lena gewesen war, bevor alles zusammenbrach.
    Von hinten, von dort, wo die Straße lag, hörte Ellie einen gedämpften Schuss. Noch einen. Dann noch zwei. Sie hätte nicht sagen können, ob die Schießerei überhaupt je aufgehört hatte. Doch egal, wer dort zugange war, er war zu weit weg und konnte ihnen nicht helfen. Kurz durchzuckte sie der Gedanke zu rufen oder Dee schreien zu lassen. Wenn es die Guten waren, kamen sie vielleicht noch rechtzeitig.
    Und wenn nicht? Womöglich war Finn durch Rule gefegt und jagte jetzt nach Norden, um sie zu schnappen. Dann würden sie und Dee genauso in der Patsche sitzen, wenn sie um Hilfe rief.
    »Lass uns in Ruhe, Lena.« Die Worte platzten einfach aus ihr heraus, Ellie hätte nicht sagen können, warum.
    »Du kennst sie?« Dees Piepsen wurde schrill.
    »Mehr oder weniger.« Lena legte den Kopf schräg wie ein Hund und machte dann einen Schritt nach vorn. »Nein«, sagte Ellie und fasste die Savage am Lauf. Als Erste zuzuschlagen war keine gute Idee. Lena war größer und hatte somit mehr Reichweite. Sie brauchte nur darauf zu warten, dass Ellie sie verfehlte. Dann ein Hieb mit dem Knüppel auf ihren Kopf, und Ellies Schädel würde platzen wie ein Ei. Zwar würde Mina versuchen, sie zu beschützen, aber Ellie wollte nicht, dass Lena ihren Hund umbrachte.
    Lena machte noch einen Schritt, blieb aber stehen, als Minas Knurren lauter wurde. »Bitte, Lena«, sagte Ellie, »geh einfach, geh weg, lass  … «
    Doch plötzlich bewegte sich Lena so flink und lautlos auf sie zu, dass Ellie nichts mehr sagen, geschweige denn ein Kommando geben konnte. Gleichzeitig raste Mina los. Sie wartete nicht erst darauf, was Ellie befahl, sondern stürmte nach vorn und setzte einen halben Meter vor Lena zum Sprung an. Da kam Ellie zu Sinnen, sie sah die Gefahr, denn der Winkel des Aluminiumschlägers sagte ihr genau, was Lena vorhatte. Jayden hatte es ihr einmal erklärt: Wenn du jemals von einem Hund oder einem Kojoten angegriffen wirst, denk daran, dass sie nie direkt von vorn kommen. Hunde und Kojoten erwischt man am besten im Sprung.
    »Mina, nein!«, schrie Ellie, doch zu spät, sie hatte viel zu langsam reagiert, weil Mina so schnell war, so tapfer und Elli selbst so dumm, sie war so dumm, dumm  …
    Lena holte aus, und Ellie hörte den Knüppel zischen, er surrte durch die Luft, matt glänzte das Aluminium im Licht des neuen Tages, der auch der letzte sein würde. Er erwischte Mina unterm Kinn, mit einer so hinterhältig brutalen Kraft, dass es den Kopf des Hundes mit einem abscheulichen, lauten Knack nach hinten schmetterte. Mina gab keinen Laut von sich. Es floss kein Blut. Durch den Schlag verfehlte die Hündin Lenas Kehle und krachte zwischen dürren Zweigen auf einen schmutzigen Schneehügel.
    »Mina!« kreischte Ellie und stürmte los. Dee schrie wieder, doch Ellie hörte sie kaum, so laut toste es in ihrem Kopf. Durch einen roten Zornesnebel sah sie, wie Lena zu ihrem reglos daliegenden Hund stiefelte, zu ihrer Mina, und ihren Knüppel wie einen Vorschlaghammer über dem Kopf schwang. Kurz hoffte Ellie, dass Mina vielleicht doch noch lebte – oder wollte Lena nur ganz sichergehen?
    Dann scherte sich Ellie um nichts mehr, sie dachte nicht mehr nach, wurde vorwärts getrieben von Mordgedanken und einem bereits gebrochenen Herzen. Brüllend holte sie mit der Savage aus, gerade als Lena sich umdrehen wollte. Das Gewehr sauste durch die Luft und traf Lena in der Taille, Ellie hieb das Mädchen weg von ihrem Hund, ihrem Hund! Dabei nahm sie kaum wahr, was

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