Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
Vom Netzwerk:
sie tat, bemerkte kaum, dass sie Lena getroffen hatte, bis diese nach hinten taumelte. Aus dem Gleichgewicht gebracht, stolperte Lena ein paar Schritte rückwärts, bis sie auf einer schneeglatten Stelle ausrutschte. Im Fallen entglitt ihr der Knüppel, der durch die Luft kreiselte, bevor er gut einen Meter rechts von Lena auf den Boden krachte. Damit lag der Aluminiumschläger links von Ellie, und sie hatte eine Sekunde, nur eine Sekunde  … und zögerte, unsicher, ob sie sich auf den Knüppel stürzen sollte oder nicht.
    Eine Sekunde – mehr brauchte die wieselflinke Lena nicht. Blitzschnell rollte sie sich mit ausgestreckter Hand darauf zu.
    »Nein!« Ellie ließ die Savage auf sie niedersausen wie ihr Daddy den riesigen Hammer auf die Glocke beim Jahrmarkt, als er den Plüschaffen für sie gewonnen hatte. Das Gewehr traf Lena mit aller Wucht am linken Ellbogen und sie schrie laut auf. Die Savage ging dabei entzwei, Holz splitterte, der Schaft brach vom Lauf. Ellie geriet durch ihren eigenen Schwung ins Taumeln, ihre Stiefel rutschten über welkes verschneites Laub, und sie verlor das Gleichgewicht. Der Lauf der Savage wirbelte davon wie ein weggeworfener Stab beim Staffellauf. Als sie unsanft zuerst auf ihrem linken Knöchel und dann auf ihrem Po landete, raubte ihr der Aufprall den Atem und versetzte ihr einen elektrischen Schlag ins Kreuz. Keuchend entfuhr ihr ein Schrei, sie musste würgen und rollte sich auf den Bauch. Der Wald schwankte, und eine kurze Sekunde lang fragte sich Ellie, ob so etwas passiert, bevor man ohnmächtig wird.
    Da, das Rascheln von Laub, das Monster bewegte sich. Ellie sah hoch. Nur drei Meter entfernt stand Lena wankend auf, das Gesicht vor Wut und Schmerz verzerrt. Der Schal hing an ihr herunter wie die hellgrüne Zunge einer kranken Eidechse. Der scheußliche Knick an ihrem linken Ellbogen sah aus, als sei ihr dort plötzlich ein zweites Gelenk gewachsen.
    Mit ihrer unversehrten rechten Hand hob Lena den Knüppel.
    »Ich hasse dich«, rief Ellie mit erstickter Stimme. Tränen strömten ihr über die Wangen. »Du hast meinen Hund getötet.« Die Stimme in ihrem Hinterstübchen schrie: Steh auf, Ellie, aufstehen, aufstehen! Warum hörte sie nicht darauf? Weil sie auf dem Bauch lag. Um aufzustehen, hätte sie sich auf Hände und Knie stützen und dann auf die Füße stellen müssen, doch sie war zu wütend und zu verängstigt, um dieses Mädchen auch nur kurz aus den Augen zu lassen. Denn was man nicht sah und sich nur ausmalte, war immer schlimmer als die Wirklichkeit. Und der Anblick von Lena war schon schrecklich genug.
    Aber eins tat Ellie. Sie schob ihre Hand in die Tasche und packte ihr Leek. Das Messer war schmal und passte zugeklappt genau in ihre Faust.
    Lena kam auf sie zu und Ellie dachte: Du musst dich strecken. Selbst für einen solchen Schlag brauchst du Schwung.
    »Und du hast mir tatsächlich leidgetan.« Sie hatte keine Ahnung, wo Dee steckte. Da sie nicht mehr schrie, war sie wohl entweder fortgelaufen oder in Ohnmacht gefallen. Egal. Jetzt zählte nur diese Mörderin, die die Menschenfresser zu Eli und Roc geführt hatte; deren Freunde Isaacs Stall mit den neugeborenen Lämmern in Brand gesetzt hatten. Die ihren Hund getötet hatte, ihre liebe Mina, die so herzensgut gewesen war und die letzte Verbindung zu ihrem Daddy, die allerletzte. »Ich hab geglaubt, du bist anders. Aber ich hoffe, Chris findet dich«, sagte sie, ohne das Gesicht von Lena noch zu sehen, so nah war ihr das Mädchen mittlerweile gekommen. Ellie hatte nur noch verschwommen die Stiefel und Beine vor Augen  … und diesen ramponierten Aluminiumschläger, der in Lenas rechter Hand baumelte. »Ich hoffe, er bringt dich um«, sagte sie zu dem Knüppel. »Ich hoffe, Chris  …
    Da verschwand der Knüppel aus ihrer Sicht.
    Streck dich! Ellie ließ das Leek aufschnappen, drehte die Faust und stach zu. Sehr scharf und mit dieser wunderbaren Spitze, mit der man so gut Knoten aus der Angelschnur bekam, fuhr die Klinge Lena direkt über dem linken Stiefel in die Wade, durchtrennte zuerst Stoff, dann Haut und Fleisch. Ellie rammte das Messer entschlossen so tief hinein, dass sie spürte, wie das Metall am Knochen kratzte.
    Lena schrie. Nicht gellend, nicht kreischend, es war eine jaulende Wehklage. Ellie hatte genug Geistesgegenwart, das Messer wieder herauszuziehen, als Lena abrupt einen Schritt nach hinten machte. Keine Handbreit vor Ellies Nase knallte dumpf der Knüppel auf den Boden. Ellie schnappte

Weitere Kostenlose Bücher