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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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über einer kaputten Tür hatte man ein rotes X aufgesprüht, die Farbe war heruntergetropft wie Tränen. Es ist wie in dieser alten Geschichte aus der Bibel, die mit dem Todesengel. Außer dass diese Häuser nicht verschont worden waren. In einigen lagen noch Leichen und auch tote Veränderte.
    Aber Chris war unter den Lebenden, und die Lebenden brauchten Hilfe. Und Peter, Wolf, Penny  … was tue ich bloß, was soll ich tun? Sie überlegte immer noch hin und her, während sie sich, von Haus zu Haus flitzend, durch Hinterhöfe schleichend, dem Platz näherte. Ihrer Erinnerung nach stand die Kirche in der nordöstlichen Ecke des Platzes. Jess’ Haus lag westlich davon, sie kam also hinter dem Gemeindehaus heraus. Was sie tun würde, wenn sie erst mal dort war, wusste sie nicht. Gab es einen Hintereingang, irgendeinen Zugang ins Gebäude? Und falls ja  … was dann? Sollte sie sich aufs Dach wagen? Schaffte sie das überhaupt? Und warum sollte das etwas nützen?
    Überleg dir mal besser schnell was, Schätzchen. Der Gestank all dieser Veränderten, auch von mutierten, strömte ihr entgegen und wurde immer stärker, je näher sie kam. Finns Leute waren offenbar nicht mehr weit. Sogar die Rückenhaare von Buck stellten sich auf wie eine Irokesenfrisur. Auch ihr Monster wurde plötzlich wieder munter – und nur einen Sekundenbruchteil später kapierte sie, warum. Denn der Geruch von Schatten, kühlem Nebel und Verwesung kitzelte sie in der Nase.
    Wolf. Sie identifizierte noch mehr Gerüche. Jeansstoff und Wintergrün, Stahl und Verzweiflung mischten sich mit Chemogestank: Auch Peter ist hier.
    Es reizte sie, dem Monster ein bisschen Freiraum zu geben, um festzustellen, ob es hinter Wolfs Augen schlüpfen würde. Was, wenn ich es kontrollieren kann? Wenn ich es gezielt an bestimmte Stellen schicken könnte? Das war  … ein bisschen gruselig und auch verrückt. Falls der rote Sturm sie dabei packte, wäre sie hilflos ausgeliefert wie ein Schwimmer in einer reißenden Strömung. Doch die Vorstellung, dass sie das Monster tatsächlich loslassen und für sich arbeiten lassen könnte  … Kann ich das wagen? Sie kraulte den Wolfshund am Hals. Himmel, das wäre, als würde sie dem Monster einen Namen geben, so wie es ihr die Krebsärzte geraten hatten: es bekämpfen, indem sie sich das Monster als etwas Eigenständiges, von sich Getrenntes vorstellte. Ein Typ hatte seinem Krebs sogar einen Twitter-Account eingerichtet. Doch sie hatte mit ihrem Tumor nichts zu tun haben, ihn weder benennen noch zeichnen noch visualisieren wollen. Sie hatte ihn lediglich bekämpft, bis sie nicht mehr kämpfen konnte und in den Waucamaw gegangen war, wo aus ihrem Tumor ein Monster mit Schlitzaugen und nadelspitzen Zähnen geworden war – das ihr inzwischen mehrmals das Leben gerettet hatte.
    Kapier es endlich, Alex, das Monster ist ein Teil von dir, ob es dir passt oder nicht.
    »Was willst du damit sagen, du Bekloppte?«, murmelte sie. »Soll ich von den Blackrocks-Klippen springen? Das Monster mit einer Botschaft losschicken?« Es war verrückte Futurama-Science-Fiction. Aber Finn schafft es, irgendwie. Schau dir nur diese schrägen Veränderten an und den armen Peter. Doch was, wenn sie von dem roten Sturm gepackt wurde und sich nicht freikämpfen konnte? Wenn das, was sie war, darin ertrank? Sie hielt das durchaus für möglich.
    Menschen sammelten sich auf dem Platz, alles Alte. Muffige, schmuddelige Unterwäsche und käsige Haut, sagte ihre Nase. Sie konnte sie auch hören: ein leises Brummeln. Aber keine Kinder. Wo konnten die sein? Auch Chris roch sie nicht, und angstvoll krampfte sich ihr Magen zusammen. Immer mit der Ruhe. Er saß auf einem Pferd. Wenn er klug war, hatte er sich längst aus dem Staub gemacht. Und vielleicht auch die Kinder weggebracht, Warnungen hatte es ja wohl gegeben. Könnte der Grund sein, warum sie keine roch. Nur dass Finn noch bei Dunkelheit aufgebrochen ist. Woher hatte dann Rule gewusst, dass er anrückte?
    In der Ferne knallte es, es klang wie ein Feuerwerk. Sie schaute nach Norden. Irgendwer schoss dort, aber weit weg, bestimmt mehrere Kilometer. Die Kinder? Vielleicht, und wahrscheinlich kämpften sie nicht gegen Leute von Finn. Sie war ihm lange genug gefolgt, um zu wissen, dass sich keiner vom Haupttrupp getrennt hatte.
    O Gott. Was, wenn es die Kinder von Rule waren und sich Veränderte dort herumtrieben? Würden Finns, ähm  … Signale so weit reichen? Wie groß war sein

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