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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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überhaupt solches Zeug gab, wunderte sie. Und dass die Leute auf die Idee gekommen waren, eine Bombe in der Kirche zu legen, fand sie nicht weniger erstaunlich. Aber müsste eine Zeitbombe nicht ticken? Das war ein altmodischer Wecker. Ihre Tante hatte so einen gehabt, und die Dinger tickten echt laut. Alex schluckte ihre Nervosität hinunter und schlich sich näher heran, um das Zifferblatt in Augenschein zu nehmen. Der kleinere Zeiger für den Alarm stand auf zwölf. Wie ihr der Minuten- und der Stundenzeiger verrieten, sollten zwischen dem Scharfmachen und dem großen Knall dreißig Minuten vergehen. Dieser Wecker hatte außerdem noch einen spindeldürren Sekundenzeiger, der aber ebenfalls stillstand.
    Sie sind nicht mehr dazu gekommen, sie scharfzumachen . Erleichtert seufzte Alex auf. Trotzdem konnte es hier brenzlig werden. Was, wenn an der Bombe etwas losgerüttelt worden war oder der Countdown durch eine Erschütterung ausgelöst wurde?
    Andererseits war da dieser Geruch. Der bereitete ihr Kopfzerbrechen. Sollte C4 ausgerechnet nach  … Brot riechen? Noch immer auf allen vieren, legte sie sich jetzt flach auf den Boden, kroch näher heran, bis ihre Nase nur noch wenige Zentimeter entfernt war. Sie schnupperte: das Plastik des Isolierbands; der Stahl des Weckers; ein schießpulverartiges Aroma von diesem bleifarbenen Teil, das musste also der Zünder oder eine Art Sprengkapsel sein – und da war noch etwas, etwas ganz Elementares, das eine Erinnerung in ihr wachrief. Allerdings konnte sie kaum etwas anderes als Mehl, Öl und sehr viel Salz herausriechen und fühlte sich mit einem Mal in die erste Klasse zurückversetzt  …
    »Mein Gott«, flüsterte sie. »Es ist selbst gemachte Knete. Das ist eine Attrappe.«
    Wozu sollte so etwas gut sein? Nur um jemandem einen Mordsschrecken einzujagen? Es musste mehr dahinterstecken. »Vielleicht um Zeit zu schinden«, erklärte sie Buck. »Um jemanden glauben zu machen, er hätte eine Bombe gefunden, obwohl es nicht stimmt. Aber Zeit schinden wofür?« Damit Finns Leute beschäftigt waren? Oder etwa  … »Um ihnen weiszumachen, dass da gar nichts ist. Wenn du oft genug falschen Alarm schlägst, reagiert niemand mehr darauf, und keiner nimmt dich mehr ernst.«
    Tausend Fragen schossen ihr durch den Kopf: Woher wussten sie, wie man Attrappen baute? Wer könnte sie gemacht haben? Doch die einzige Frage, für die sie sich jetzt Zeit nehmen konnte, war, ob sie aus dem Turm verschwinden sollte. Tja, aber wohin? Falls jemand heraufkam, steckte sie in der Klemme. Aber nun war sie ja schon mal da, Finn war dort unten, und hier konnte sie sich doch ebenso gut verstecken wie  …
    Irgendwo draußen gab es einen lauten Knall. Kein Schuss, eher eine schlagende Tür. Alex huschte zu einer der Scharten in der Mauer und stellte sich auf die Zehenspitzen, sodass sie den Platz überblicken konnte.
    Und plötzlich versank ihre Welt ins Bodenlose.
    Es war wie eine Massenszene aus Der Herr der Ringe: Eine Menge alter Leute in dicken Parkas und Wollmützen versammelte sich vor der Treppe des Gemeindehauses.
    Um sie herum standen in zerlumpten Kleidern etwa zweihundert Jungen und Mädchen in Reih und Glied wie bei einer Wachparade.
    Die Veränderten trugen keine Waffen, denn die brauchten sie nicht. Dem hohlen, kratzigen Geruch nach zu urteilen, in den sich Kadavergestank mischte, waren diese Kids ziemlich hungrig.
    Viele der Alten weinten, es lag ein Hauch von Salzwasser in der Luft. Auch das war naheliegend. Wenn Ben Stiemke zurückgekommen war und diese Veränderten sich in der Umgebung des Bergwerks aufgehalten hatten, dann schauten jetzt viele dieser alten Leute in die Gesichter ihrer Enkel.
    Hinter dem Ring aus Veränderten verharrten rund zwanzig weiß gekleidete Kids mit Pferden: Finns mutierte Veränderte. Und trugen sie etwa Halsbänder? Um diese Gruppe wiederum hatte sich in lockerer Hufeisenformation ein Trupp bewaffneter Männer in der üblichen Wintertarnkleidung postiert.
    Am Fuß der Gemeindehaustreppe konnte Alex Yeagers Kahlkopf und den beleibten Ernst ausmachen. Zwei weitere Ratsmitglieder, Born und Prigge, wirkten hutzelig neben ihnen. Keiner trug eine Robe. In Anbetracht der Sache mit Ben Stiemke und all diesem alten Blut in der Kirche hatte der Rat hier wahrscheinlich schon seit L ängerem nicht mehr das Sagen.
    Auf dem Treppenabsatz waren drei weitere Personen, die sie kannte, flankiert von bewaffneten Wachen. Mit Halsband, ganz in Weiß und mit seiner

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