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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Blick erst zu Tom, dann zu Finn flog. »Wieso? Woher?«
    »Ach, von da und dort.« Nachdem Finn sein blutiges Parang an der Hose des geköpften Wachmanns abgewischt hatte, schob er es in die Scheide zurück. Seine Kobraaugen wanderten von dem Mädchen zu Tom und zurück. Finn schien fasziniert zu sein – und misstrauisch. »Du hast einen meiner besten Jäger umgebracht«, sagte er zu ihr.
    »Es war ein Unfall.« Falls sie Angst hatte, merkte Tom es ihr nicht an. Aber er spürte, dass sie auf etwas wartete, und ihr vorgerecktes Kinn verriet ihm zudem, dass es in ihr rumorte. Aber was beschäftigte sie so? Oder verheimlicht sie etwas? »Anscheinend war er Ihnen nicht besonders wichtig, sonst hätten Sie nicht die Leiche mitsamt der schicken Ausrüstung zurückgelassen«, sagte sie. »Übrigens, danke dafür.«
    »Keine Ursache.« Mit seinen kalten Augen musterte er sie von Kopf bis Fuß. »Wie hast du das angestellt? Nicht einmal Davey konnte dich ausfindig machen.«
    »Davey?« Vielleicht bildete Tom es sich ein, aber er meinte, dass sich ihr Tonfall leicht verändert hatte. Ihre lasergrünen Augen streiften kurz diesen Jungen – Davey.
    »O ja, du bist wirklich anders.« Finn schaute zu Simon mit den gequälten Gesichtszügen, ehe er Alex erneut mit unverhohlener Neugier betrachtete. »Ist Simon  … in dich verknallt? Hat er dich deshalb am Leben gelassen?«
    Was? Ein Ruck ging durch Tom. Was?
    »Was wollen Sie, Finn?«, fragte Alex.
    »Du hast die Fähigkeit, mich zu blockieren«, erwiderte Finn. »Wie? Was hast du so Besonderes an dir?«
    Einen langen Moment sah sie ihn an. »Ich habe Krebs.«
    Diese Worte zogen Tom fast den Boden unter den Füßen weg. Und wahrscheinlich wäre er wirklich zusammengebrochen, hätte aufgeschrien, sie gepackt und in die Arme geschlossen, denn niemand würde ihr jemals wieder zu nahe kommen, ihr wehtun, er würde um sie kämpfen, jawohl, kämpfen – wenn sie ihn nicht ermahnt hätte, sich rauszuhalten. O Gott, nein, bitte. Sein rechtes Bein zitterte bereits, und er fürchtete, sich nicht mehr lange aufrecht halten zu können. Roter Nebel verfinsterte sein Blickfeld. Nein, schlimmer konnte es nicht mehr werden. Es gab keine Hölle im Jenseits, vor der man Angst haben musste. Sie steckten jetzt schon mittendrin.
    »Hirntumor.« Ihre Stimme zitterte ganz leicht. Dunkelrote Flecken erschienen auf ihren Wangen.
    »Ehrlich?« Finn war geradezu hingerissen. »Im Endstadium?«
    »Angeblich.« Sie zuckte mit der Schulter. »Ich bin immer noch da.«
    »Faszinierend. Hast du epileptische Anfälle? Durch den Tumor?«
    »Nein, Sie?«
    »Nein.« Finns Mundwinkel zuckten. »Du hast es also gespürt. Wie kontrollierst du es? Das tust du doch, oder? Du wirkst angespannt. Kannst es gerade noch zügeln, stimmt’s? Und ich wette, wenn ich sie antreibe, wird es schlimmer.« Als Alex nichts darauf erwiderte, fragte Finn: »Wie heißt du?«
    »Sag’s nicht!« Peter kämpfte gegen drei Wachen an, die ihn gewaltsam zurückhielten. »Sag’s ihm nicht, tu’s nicht! Sonst bekommt er Zugriff!«
    Zugriff? Tom starrte Peter an. Zugriff worauf?
    »Es ist schon in Ordnung, Peter.«
    »Aber dann hat er Kontrolle  … «
    »Still, Junge.« So schnell, wie er sein Parang geschwungen hatte, zückte Finn jetzt seinen Revolver. »Leg’s nicht darauf an  … «
    »Hören Sie auf, Finn. Tun Sie ihm nicht weh«, sagte sie – und schaute zu Davey. »Alex. Ich heiße Alex.«
    Alex. Tom beobachtete, wie Daveys Augenlider flattertern und sich seine Nasenflügel blähten. Was tust du da?
    »Neeeiin«, stöhnte Peter. »Alex, nein, du verstehst das nicht  … «
    »Doch, Peter«, entgegnete Alex. »Ich glaube schon.«
    »Tatsächlich, Alex?«, sagte Finn im milden, beinahe schmeichelnden Ton eines gütigen Großvaters. »Das bezweifle ich. Also will ich es dir  … zeigen.«
    Alex zuckte zusammen und schnappte kurz und heftig nach Luft, als ihr Kopf zurückgerissen wurde wie vorhin der von Peter – und da hielt Tom es nicht mehr aus.
    »Hören Sie auf, Finn. Bitte«, krächzte er. Peter verzog das Gesicht zur Grimasse, warf krampfartig den Kopf hin und her und ballte die Fäuste. In der Luft lag ein Summen, während alle Veränderten einschließlich Davey sich bewegten wie Läufer, die in Startposition gingen. Als Tom sich zwischen Finn und Alex schieben wollte, packten ihn die Wachen fester an den Armen. »Lassen Sie das, was immer Sie da machen, tun Sie ihr nicht weh  … «
    » N-n ein, Finn«, stammelte Alex.

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