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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Parang schon erhoben. »Nicht schießen, nicht  … «
    Es krachte, der Wachmann feuerte im selben Moment, als Finns Klinge den Lauf der Waffe traf. Der Schuss ging ins Leere, und taumelnd kreischte der Mann auf, als Finns Parang in voller Breite über seinen Bauch fuhr. Hellrotes Blut spritzte auf den Stein, während der Wachmann, die Hand gegen den Körper gepresst, von der Brüstung fiel.
    »Gott, nein!«, flehte der Mann und riss einen Arm hoch. »Nicht  … « Was immer er noch hatte sagen wollen, erstarb nach einem weiteren kraftvollen Hieb von Finns Parang.
    »Ich hab doch gesagt«, brüllte Finn, während er gegen den Kopf des Wachmanns trat, sodass er die Treppe des Gemeindehauses hinunterpolterte, »keiner schießt!«
    »Elias?« Den Arm mit dem Colt noch immer ausgestreckt, riskierte Mellie einen zaghaften Blick zurück und erblasste angesichts der Fontäne aus dickem Blut, die schwallartig aus dem kopflosen Rumpf des Wachmanns herausschoss. »Was hast du  … «
    »Tut, was ich sage!«, bellte Finn und schwenkte dazu sein triefendes Parang. »Niemand schießt! Lasst sie durch!«
    Mein Gott, Finn kennt sie. Die Erkenntnis blitzte in Tom auf wie die orangerote Feuersäule einer Bombe. Noch immer schwankend sah er, dass Simon – dieser Junge mit dem Gesicht von Chris, der gerade eben noch so niedergeschlagen gewirkt hatte – ungläubig staunte, ehe sein Ausdruck abrupt in Schrecken und Bestürzung umschlug. Peter, der nicht weit von Simon entfernt auf dem Boden lag, stöhnte: »Nein-nein-nein, tu’s nicht, das ist doch, was er will, genau das will Finn.«
    Alle kannten sie: Finn und Peter, auch Simon. Wie das? O Gott, nein . Ein weiterer grauenhafter Schock ließ Toms Herz noch schneller schlagen. Eine furchtbare Kälte kroch durch seine Adern, breitete sich in seinem Hirn und seinen Knochen aus, er hörte sich ächzen, spürte, wie ein kleiner Teil von ihm erstarb. Nein, bitte, lieber Gott, tu das nicht. Bin ich nicht genug? Was kann ich dir noch geben? Bitte verschone sie, bitte.
    Er rappelte sich auf und sah sie näherkommen: die Hände mit dem Gewehr über dem Kopf erhoben. Sie sah drahtiger aus, als er sie in Erinnerung hatte. Ihr Ausdruck war angespannt und von eiserner Entschlossenheit. Ihre Augen erstrahlten in einem hellen, funkelnden Grün, das lange, wallende Haar war so rot wie sein Blut.
    Sie war für ihn wie die Luft zum Atmen, und um sie zu retten, würde er alles tun. Und er konnte es – noch war ein bisschen Zeit. Finn war machtlos gegen das versteckte Thermit, das sich durch das Metall fraß, gegen die Eimer mit der selbst gemachten Explosivmischung, die noch jungfräuliche Sprengschnur, die sich in wenigen Sekunden entzünden würde. Die Bomben würden hochgehen, Rules Ende war besiegelt. Aber sie brauchte nicht zu sterben. Ein Leben bei Finn war wohl kaum lebenswert, aber ohne Leben gab es keine Hoffnung – und für ihn war sie die Hoffnung, mehr als sonst irgendetwas.
    Andererseits durfte er Finn nicht entkommen lassen. Da waren die Kinder, an die er denken musste – und Ellie, gerade mal acht Jahre alt, das ganze Leben hatte sie noch vor sich.
    Er fühlte sich wieder wie in Afghanistan, an jenem Tag unter der sengenden Sonne, mit diesem kleinen Jungen und dem kleinen Mädchen, vor eine unmögliche Wahl gestellt.
    Zum Teufel, was ist eine Wahl wert, die gar keine Wahl ist? Wenn man nur zwischen zwei Übeln entscheiden kann und keines davon größer oder kleiner ist? Wenn ich Alex rette, schnappt sich Finn die Kinder. Wenn ich nichts sage und die Bomben hochgehen  …
    Entscheide dich, Tom . Er spürte den steten Druck, diese Faust in seinem Kopf, die ihn niederringen, ihn beugen und brechen wollte. Alex oder die Kinder: Entscheide dich, und zwar schnell.
    Denn ihm und Alex blieben nur noch knapp acht Minuten.

56
    M an hatte Alex die Waffen abgenommen, und sie stellte sich neben ihn. Im Vorübergehen streifte ihre Hand die seine, und die Berührung war so übermächtig, dass ihm das plötzliche Brennen und Sengen in seinem Herzen fast den Atem raubte. Als sie sich Finn zuwandte, kreuzten sich ihre Blicke, zwar nur kurz, doch es genügte Tom, um ihr fast unmerkliches Kopfschütteln wahrzunehmen. Er wusste zwar nicht genau, wovor sie ihn warnen wollte, hielt aber den Mund. Er war sich ohnehin nicht sicher, ob er überhaupt ein Wort herausbringen würde.
    »Sie haben mich gesucht«, sagte Alex zu Finn. »Hier bin ich.«
    »Du kennst dieses Mädchen?«, fragte Mellie, während ihr

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