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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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packte seinen Arm. Er zitterte vor Wut und Schmerz. »Hör zu«, sagte sie. »Es muss nicht so schlimm sein, wie du denkst. Komm, Wolf, du kannst es schaffen. Ich helfe dir. Wenn wir erst mal in Sicherheit sind, kann ich es verbinden oder schienen. Ich habe alles dafür dabei. Aber du musst aufstehen, du  … «
    Wolf schüttelte den Kopf. Sie waren einander so nah, dass sich sein Geruch in den von Chris verwandelte – nicht nur kühler Nebel, sondern etwas Bittersüßes – , und was diese Veränderung zu bedeuten hatte, war unverkennbar.
    »Tu das nicht.« Plötzlich brannten heiße Tränen in ihren Augen. »Wolf, sie bringen dich um. Und Penny nehmen sie mit. Aber wenn wir kämpfen  … «
    Als er abermals den Kopf schüttelte, streckte er dabei zögerlich die Hand nach ihr aus. Im ersten Moment wäre Alex ihm fast ausgewichen, aber dann schmiegte sich seine Hand an ihre Wange, und es gab kein Zurück mehr. Seine Berührung ging ihr durch und durch, doch fühlte sie dabei nicht Sehnsucht oder Wolllust, sondern unsägliche Trauer. Es war wie an jenem Morgen in der Woche nach dem Tod ihrer Eltern, als ihre Tante ihr übers Haar strich: Ich würde alles dafür tun, wenn ich dir deine Eltern zurückgeben könnte. In diesem Augenblick hatte Alex begriffen, wie es sich anfühlte, wenn ein Teil von einem starb, wenn ein inneres Feuer erlosch.
    Damit hatte sie nicht gerechnet. Wolf hatte sie auch zuvor schon berührt, beinahe wie ein Herrchen, das seinen Hund tätschelt. Doch jedes denkende Wesen träumt hin und wieder. Ihr war trotzdem nie in den Sinn gekommen, dass manchen Veränderten – vielleicht gerade den wenigen von Wolfs Art – bewusst sein könnte, was sie verloren hatten. Möglicherweise sehnten sie sich sogar danach zurück.
    »Was tust du da, Wolf, was tust du da?«, hauchte sie, als seine Hand über ihr Gesicht wanderte, die Augenbrauen nachzeichnete, über ihre Stirn strich, an ihrem Mund verweilte. Über das brausende Feuer hinweg hörte sie die Männer kommen, sie spürte die Faust des roten Sturms, der sich in ihr Hirn zu drängen versuchte; sie wusste, dass Peter diese Männer hierher geführt hatte – Haben sie mich gesehen? Hat Peter mich erkannt? – und dass sie in Nullkommanichts hier oben am Berg sein würden.
    Aber all das blendete sie aus. Das konnte warten. Stattdessen schenkte sie Wolf den Luxus einiger Sekunden, um sich daran zu erinnern, was Simon für ein Junge gewesen war  …
    Dann rannte sie los.

15
    W as Ellie nicht bedacht hatte, war das Gewicht von zwei Menschen und zwei Hunden, auf eine gezackte Ellipse aus Eis gedrängt, die an manchen Stellen dünner war und noch dazu spiegelglatt.
    Ganz plötzlich neigte sich die Eisscholle und tauchte so tief ein, dass ein Wasserschwall Ellie am Knie erwischte. Das Mädchen schwankte und sah schon bildhaft vor sich, wie sie von ihrer rettenden Insel geradewegs in den See rutschte – und sich die Eisdecke über ihrem Kopf schloss und sie ertrank. Hinter ihr schnappte Eli nach Luft, dann hörte sie Hundepfoten über Eis scharren. Ihr entfuhr ein » Aaaaaah« , bei dem sich ihre Stimme fast überschlug, denn ihr Schwerpunkt verlagerte sich, und das gezackte Eiland – eine gut drei Meter lange Scherbe aus brüchigem, matschigem Eis, das in der Mitte dick, aber an den Rändern nur hauchdünn war – wackelte und kippelte.
    »Nicht bewegen, nicht bewegen«, beschwor Eli sie. Er hatte sich niedergekauert, seine Beine zitterten sichtlich vor Anstrengung, das Gleichgewicht zu halten. »Dann kann es sich ausbalancieren.«
    »Oje«, sagte Ellie und wurde stocksteif. »Ich weiß nicht, ob das wirklich eine gute Idee war.«
    »Was du nicht sagst.« Doch Elis Stimme klang nicht scherzhaft wie sonst, und Ellie hörte auch, wie sie zitterte. Die Kettenhalterung schnitt ihr tiefer in die Taille, als Eli sie straffer zog. »Okay, Ellie, wir tauchen immer noch ein. Du musst auf dem Po zur Mitte rutschen, okay? Aber dreh dich dabei auf keinen Fall um und mach ganz, ganz langsam. Wie ein Weberknecht.«
    »Ich hasse Spinnen«, hauchte sie. Dann versuchte sie es im allerlangsamsten Krebsgang, sie bewegte zuerst – vorsichtig tastend – einen Arm und das gegenüberliegende Bein, bevor sie Arm und Bein wechselte, wobei sie darauf achtete, dass immer drei Glieder am Boden waren und nur eins in der Luft. Die Scholle wippte und neigte sich entsprechend, sodass sie zuerst Schlagseite nach links und dann nach rechts bekamen.
    »Das machst du großartig«, keuchte

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