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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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bis ich auf Höhe der Stelle bin, wo der Schornstein war.
    Doch das wiederzufinden, was sie suchte, war nicht ganz einfach. Beim ersten Mal war sie aus einer anderen Richtung gekommen. Hier hinten war der Schnee total zertrampelt, nicht nur vom häufigen Wildwechsel, sondern auch weil sie selbst sich oft hier herumgetrieben hatte. Na ja, vielleicht sind diese vielen Spuren ja auch gar nicht schlecht. Sie blieb kurz stehen, um einen Blick auf den Weg zu werfen, den sie gekommen war. Dann finden sie nicht so leicht heraus, wohin ich  …
    »Mist«, keuchte sie. Ihre Fußabdrücke waren grauschwarz in den Schnee geätzt. Hat wohl eine Menge Asche gegeben nach diesem letzten Feuerball. Man musste nur ihrer allzu auffälligen Spur bis zu der alten Eiche folgen  …
    In der Ferne ein schriller Schrei. Penny. Diese Männer waren schon auf dem Hügel. Bitte, Peter, lass nicht zu, dass sie Wolf etwas antun. Nervös wartete sie auf den Schuss – der nicht kam. Was aber auch nichts hieß. Sie dachte an die seltsamen Veränderten, diesen roten Sturm. Was, wenn sie dasselbe an Wolf ausprobierten? Und was war mit Peter? Mit dem stimmte doch irgendwas ganz und gar nicht, sie konnte es riechen  …
    Darum kannst du dich jetzt nicht kümmern. Mach schon, lass dir etwas einfallen, was ist mit Plan B? Nun, sie hatte keinen, und diese Rußspuren würden ihre Verfolger direkt zu ihr führen. Lange würde sie sich nicht wehren können, sie war bereits ziemlich erschöpft. Der Schnee war wie Morast, in dem sie nur schwer vorwärtskam. Ihre Oberschenkel fühlten sich an wie aus Blei, und außer dem Schnee und dem knorrigen Gebüsch, das an ihren Hosen und ihrem Parka zerrte, setzte ihr auch noch der seit Tagen nagende Hunger zu.
    Geh weiter, nicht stehen bleiben. Durch peitschende Zweige hindurch bahnte sie sich ihren Weg, hörte es krachen und knallen, fühlte ein Rupfen und Reißen an ihrem Haar. Im Vorbeiflitzen sah sie zu ihrer Rechten eine Schlinge. Die Kaninchenfallen. Ein Blick genügte, damit wäre ihnen alles klar. Sie wissen sofort, dass die nicht von den Veränderten gelegt wurden. Könnte sogar den Mann in Schwarz ins Grübeln bringen. Und neugierig machen: Warum hatten die Veränderten sie nicht längst gefressen? Es würde sein Interesse an Wolf noch verstärken: ein Veränderter, der sich um ein schwangeres Mädchen kümmert und sich ein anderes, nicht verändertes, als  … Haustier hielt? Nein, als Freundin. Vielleicht war sie für Wolf sogar noch viel mehr.
    Ein schwacher Geruch nach menschlicher Haut, Pferdeschweiß und Fußpilz mischte sich in den Rauch. Da waren Männer unterwegs. Wie viele? Keine Ahnung. Auch dieser Veränderte war ein großes Problem, aber ihre Nase hatte ihn noch nicht ausfindig gemacht.
    In fünfzehn Metern Entfernung sah sie zwischen den Bäumen die kleine Lücke, und ihr fiel ein Stein vom Herzen. Gleich geschafft. Ein paar Sekunden später erspähte sie vier morsche Bretter, die an den Stamm einer hoch aufragenden Eiche genagelt waren. Links dahinter stand eine Amerikanische Rotkiefer. Ungeeignet. Aber rechts davon wuchs ein Dickicht aus kleinen, jungen Hemlocktannen, und gleich dahinter ragte eine riesige, zottelige Weißfichte auf, deren Zweige sich unter der Last des Schnees tief herabbogen. Bei diesem Anblick glimmte ein Gedanke in ihr auf. Moment mal.
    Ihr ursprünglicher Plan war ziemlich simpel gewesen: Knapp zehn Meter vor ihr thronte in einer Gabelung des Eichenstamms das alte Baumhaus. Abgesehen von ein paar verzogenen Brettern war die Grundplatte solide. Dort hinauf wollte sie – möglichst ohne erschossen zu werden – und vielleicht noch ein Stückchen höher oder sich an einem langen, kräftigen Ast nach außen hangeln, um sich dann so weit wie möglich vom Baum entfernt in den Schnee fallen zu lassen und wegzurennen, während die anderen noch herauszufinden versuchten, wohin sie verschwunden war. Doch als sie jetzt diese Fichte sah  …
    An der Eiche angekommen, umklammerte sie mit beiden Händen das unterste Brett und zog daran. Es war aufgequollen und schwarz vor Schimmel und wäre im Sommer vielleicht abgebrochen, aber der Winter hatte es festgeeist. Sie kletterte hoch und stellte fest, dass es beim zweiten und dritten Brett genauso war. Vielleicht ginge es auch ohne, aber ein geborstenes Brett würde den Anschein verstärken, dass sie leichte Beute war, ein verängstigtes kleines Mädchen, das in einer Sackgasse steckte.
    Bin ich zwar tatsächlich, aber was soll’s.

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