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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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würde der Mann in Schwarz bestimmt merken, dass sie anders war – und was dann geschah, stand in den Sternen. Bei ihrem Glück würde er ihr den Schädel aufhacken und versuchen herauszufinden, was es mit ihrem Monster auf sich hatte. Falls er wirklich gut war und sein Handwerk beherrschte, würde sie das sogar überleben. Das Gehirn fühlt keinen Schmerz. Einmal durch die Schädeldecke und die harte Hirnhaut, dann konnte der rote Sturm sich durch jede Krümmung und Windung wühlen, bis er auf das Monster stieß.
    Links ein Stampfen, knirschender Schnee. Stiefel. Großer Kerl. Strahlen einer diesigen Spätnachmittagssonne stachen durchs dichte Grün. Durch ihren schmalen Schlitz sah Alex auf den Schnee, eine Wand aus Hemlocktannen und die große Eiche dahinter. Wieder ein Stampfen  …
    Dann trat ein Mann in einen Sonnenstrahl und wieder heraus. Sein weiß-grauer Schneeanzug mit Kapuze war mit Fransen übersät, die einzelnen Stoffstreifen des raffinierten 3- D-M odells waren so gearbeitet, dass sie wie zitterndes Geäst aussahen. Wenn er ganz still stand, war er zwischen den Bäumen kaum auszumachen. Auf seinem Gewehr mit Zielfernrohr blitzte ein Lichtreflex. Der Mann schaute nach unten und studierte ihre Fährte. Als er aufsah, betrachtete er ausgiebig die Eiche.
    Mach schon, los. Schau nach. Doch der Jäger war kein Dummkopf, und als er hinter der nächsten Fichte in Deckung ging, unterdrückte Alex einen enttäuschten Seufzer. Er legte das Gewehr an, sah durchs Zielfernrohr und gab dann einen Schuss ab. Das Zischen eines Querschlägers. Irgendwo das erschreckte Krächzen einer Krähe. Eine Sekunde später spitzten sich förmlich ihre Ohren, sie hörte eine merkwürdige Reihe zikadenähnlicher Klickgeräusche.
    Funk. Alex kannte das Geräusch aus Rule. Jemand hat den Schuss gehört und will wissen, was los ist. Wahrscheinlich dieser rote Sturm. Dann eine Pause, bevor der Jäger mit einer Reihe von Morsezeichen antwortete. Er hat gedacht, dass ich im Baum sitze. Doch sie hatte weder das Feuer erwidert noch aufgeschrien noch war sie tot heruntergefallen. Worauf wartete er dann?
    Plötzlich sprang der Jäger aus der Deckung und rannte in wildem Zickzack auf die Eiche zu. Für einen alten Knacker ziemlich schnell. Wenn sie wirklich im Baumhaus gesessen hätte, wäre es schwierig gewesen, einen gezielten Schuss auf ihn abzugeben. Nun drängte er sich an den Stamm, schoss direkt nach oben, lud erneut durch, gab wieder einen Schuss ab und dann noch einen und noch einen. Es knallte unaufhörlich. Wahrscheinlich hatte das Baumhaus jetzt mehrere große Löcher und ließ viel Tageslicht ein. Jedenfalls genug, um zu sehen, dass niemand drin saß.
    Wieder das Klicken des Funkgeräts. Wieder eine Antwort des Jägers. Wahrscheinlich so etwas wie: Okey dokey, alles klar .
    Na schön, aber jetzt, bitte. Sie kaute auf ihrer Wange. Schau nach unten. Finde das zerbrochene Brett.
    Der Jäger klemmte sich das Funkgerät an die Hüfte und entfernte sich, den Kopf in den Nacken gelegt, vom Baum. Sein Blick kletterte von Ast zu Ast, auf der Suche nach jemandem, der sich noch weiter oben versteckt hielt. Dann, endlich, richtete er seinen Blick nach unten auf den Schnee. Sein verblüffter zweiter Blick, bevor er langsam den Hals reckte und ihrer tollpatschigen Spur mit den Augen folgte, hätte sie fast aufjubeln lassen. Doch dieser Impuls wurde schnell erstickt, denn er entsicherte aufs Neue, lud die nächste Kugel in den Lauf und kam auf sie zu. Der imitierte Wald auf seiner 3- D-T arnjacke zitterte.
    Alex wusste, dass er jetzt ihre Stiefel betrachtete. Gut. Ihr war aber noch etwas aufgefallen, das weniger gut war. Er hatte sechs Schuss – und fünf davon bereits abgegeben. Auf keinen Fall durfte er noch einmal schießen, denn jedes Mal, wenn das Gewehr knallte, klickte das Funkgerät.
    Plötzlich von links ein neuer Geruch, aber einer, den sie erkannte. Nein, nein! Entsetzen schnürte ihr die Kehle zu. Daran hätte sie wirklich denken müssen, sie wusste es doch noch aus Rule, von jener ersten Nacht. Geh weg; tu es nicht, du Spinner. Bleib fort, bleib  …
    »Komm raus.« Der Jäger war jetzt ganz nah, sie sah nur seine Beine in festen Winterstiefeln mit dicken Sohlen. Drei Meter entfernt, höchstens. »Ich weiß, dass du da bist.«
    Spiel ihm was vor, bevor er losballert.
    »Ich bin verletzt«, sagte sie mit einem hohen, zittrigen Stimmchen. Dabei kam ihr zugute, dass sie wirklich eine Heidenangst hatte.
    »Ich b-b in gestürzt

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