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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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siehst du das nicht?«
    Nein, sie sah es nicht – und jetzt durfte sie nicht zulassen, dass er sie sah. Lass ihn keine Konturen spüren. Wenn er vordringt, dann stoße nicht zurück. Die Vorstellung, nichts zu tun, löste eine Heidenangst in ihr aus. Denn es bedeutete, dass sie auf Durchzug schalten musste und nichts hängen bleiben durfte. Sie dachte an Peters Bücherregal und den Wüstenplaneten: dieses Epos über Angst und Seelentöter.
    Zieh dich zurück. Lass es durch dich hindurch, über dich hinweg gehen. Sie wusste, wie man sich zurückzieht. Sie hatte es an dem Tag getan, als sie in den Waucamaw aufgebrochen war, in eine Schlacht, die sie nicht gewinnen konnte. Also zieh dich zurück. Gib dem roten Sturm keine Konturen zum Ertasten.
    Aber ob das funktionierte? Würde nicht das Monster aus dem tiefen Schließfach in ihrem Gehirn herauskommen? Und selbst wenn es sich ruhig verhielt: Dieses Schließfach war wie ein Tropfen schwarzer Tinte auf weißem Papier. Wenn der rote Sturm ihn sah, war sie geliefert.
    Es sei denn, ich werde genauso dunkel. Wieder schloss sie die Augen und brachte ihre Gedanken zum Stillstand, wurde reglos wie der zur Statue erstarrte Wolfshund neben ihr. Es gibt nur Nacht und keine Sterne.
    Werde dunkel.
    Und ganz still.

21
    » S chieß«, drängte Jayden. »Los, Chris, schieß!«
    »Noch eine Sekunde«, sagte Chris. »Wenn sie zu nah an die Oberfläche kommt  … « Er und Jayden standen gut zehn Meter vom Ufer entfernt und befürchteten, dass die unebene Eisplatte unter ihren Füßen nicht mehr lange halten würde. Mindestens fünfzehn Meter weiter draußen im Wasser war der Veränderte zu sehen, Ellie aber nicht. Chris’ erster Schuss sollte ihn nur erschrecken. Ellie war zu nah dran gewesen, also hatte er nur in die Luft geschossen, und bei dem peitschenden Knall des Gewehrs war der Junge zurückgewichen und hatte das kleine Mädchen losgelassen.
    Warte, bis sie auftaucht, bis du sie siehst. Sein Finger am Abzug krümmte sich bereits und suchte den Druckpunkt. Ellie, Ellie, komm schon, du warst doch gerade noch da, du warst gerade  …
    »Da!«, rief Jayden, als Ellies Kopf keine zwei Meter von dem Veränderten entfernt auftauchte. »Schieß, Chris, knall ihn ab!«
    »Ellie!« Chris hoffte, dass sie ihn hörte und verstand. »Nicht bewegen!«
    Der Knall. Der Rückschlag. Ein jäher roter Nebel stieg über den Schultern des Veränderten auf, und dann trieb der kopflose Junge nach links davon, nur noch von einer Luftblase unter seinem Parka an der Oberfläche gehalten.
    »Ellie!« Jayden umklammerte eine Seilrolle, die er an den Sattel des Packpferdes geknotet hatte. »Schwimm hierher! Kannst du schwimmen?«
    »Ich glaube nicht, dass sie es kann«, sagte Chris. Beim Klang ihres Namens hatte sich Ellie geradezu apathisch umgedreht. Sie hatte den geschockten Gesichtsausdruck der einzigen Überlebenden bei einem Autounfall. Drei Meter hinter ihr war Mina, die genauso erschöpft aussah. Sie schafft es nicht. Chris streifte Jaydens Parka ab und rang nach Luft, als die Kälte seine nackte Brust traf, dann hockte er sich aufs Eis und löste seine Schnürsenkel. »Ich hole sie.«
    »Bist du verrückt?« Jayden packte ihn an der Schulter. »Dann ertrinkst du auch.«
    »Keine Sorge.« Er zog die Stiefel aus. Es kam durchaus vor, dass Menschen in seinem Alter bei so etwas starben. Er hatte von einem Fünfzehnjährigen gelesen, der im Eis eingebrochen war und durch den Schock einen Herzinfarkt bekommen hatte. »Selbst im eiskalten Wasser dauert das eine Weile, und ich bin ja nicht lange drin. Du hast das Seil, du hast das Pferd.« Er streifte die Socken ab, nahm das Seil und knüpfte geschwind einen Palstek. Ellie war bestimmt zu verängstigt und wahrscheinlich auch zu schwach, um sich festzuhalten, aber wenn er ihr die Schlinge unter die Arme schieben könnte  … Das Gesicht zu einer Grimasse verzogen, stellte er sich mit den nackten Füßen aufs Eis. »Ich muss es nur bis zu ihr schaffen. Dann ziehst du sie heran.« Er würde auch versuchen, sich den Hund zu schnappen oder Mina wenigstens dazu zu bringen, ihm nachzuschwimmen.
    »In Ordnung.« Jayden presste die Lippen aufeinander. »Beeil dich, Chris. Los, mach schon!«
    Hastig atmete Chris zweimal aus, holte dann tief Luft und sprang ins Wasser. Die Kälte war noch schlimmer als befürchtet, aber er blieb konzentriert, bewegte sich gleichmäßig, tauchte prustend auf, holte wieder Luft und schwamm weiter auf das Mädchen zu.
    »Ellie«,

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