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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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noch so dürftige Deckung, die sich bot.
    Die Vordertür der Kirche stand einen Spaltbreit offen, also ließen sie sich nicht lange bitten, wobei Weller sich rasch duckte und einen Blick nach oben warf, was man sonst viel zu leicht vergaß. Der Innenraum lag in Dunkelheit gehüllt, mit finsteren Ecken, aus denen einen alles Mögliche anspringen konnte. Tom suchte den Steinboden und die Kirchenbänke nach Stolperdraht ab, nach sich kringelnder Zündschnur. Aber da war nichts.
    Im Turm gab es sieben Treppenabsätze, zugänglich über schmiedeeiserne Leitern, die an den Kalksteinmauern befestigt waren. Weller ging voran, prüfte jede Sprosse und das Geländer auf Drähte und Druckschalter. Ebenfalls nichts, und es feuerte auch niemand von oben. Die ausrangierte Klaviatur des Carillon war wie vor zwei Wochen, als Tom die Leiter heruntergeklettert war, von einer dicken Schicht aus Staub und Spinnweben bedeckt.
    Damit blieb nur die Klappe oberhalb der siebten Leiter. Tom stand eine gute Minute lang dort, lauschte auf Schritte, das Ächzen von Holz. Kalte Luft kam vom Glockenstuhl herein, Tageslicht drang durch die Ritzen zwischen den Brettern. Aber es gab keinen toten Winkel, keine Ecke, die ganz im Dunkeln lag. Mit dem Lauf seiner Uzi hob er die Klappe an. Weder folgte eine Explosion noch blitzte Mündungsfeuer auf.
    Das Erste, was er oben sah, war der umgestürzte Hocker, auf dem er stundenlang gekauert hatte. Daneben lagen in einem unordentlichen Haufen ein Schlafsack, ein aufgeschlagenes Buch, mit dem Rücken nach oben, und Cindis Fernglas, ein Nikon 8X42, das sie in der Dämmerung gern benutzte. Bonbonpapiere waren auf dem Boden verstreut, das Fernglas halb von einem kleinen Müllberg aus zerknüllten Brotzeittüten und Pergamentpapier verdeckt. Eine Wasserflasche und Thermoskannen waren umgefallen. Es roch nach kalter Hühnerbrühe und feuchten Nudeln.
    So wie es hier aussah, hatten die Kinder gekämpft. Als sie den Turm wieder hinunterstiegen und die Kirche verließen, regte sich in Tom allerdings ein vager Verdacht. Irgendetwas stimmte hier nicht. Aber er kam einfach nicht dahinter, was.
    »Ich weiß nicht recht.« Weller ging vor der verstümmelten Leiche von Chads Hund in die Hocke. Das Tier war enthauptet worden, der abgetrennte Kopf lag wie ein weggeworfener Basketball am Fuß der Treppe. »Das ist ein sauberer Schnitt, und ich wette, es war der einzige. Schau dir die Blutspritzer an. Aber«, er streckte die Hand nach dem Hund aus, »wenn man diese Schnitte hier  … «
    »Nicht!« Tom hielt Weller am Arm zurück. »Das könnte eine Sprengladung sein, sie verstecken Bomben in toten Hunden.«
    »Beruhige dich, Tom. Wir sind nicht in Afghanistan.« Weller richtete den Blick vielsagend auf seine Hand. »Was dagegen?«
    »Nein. Nur  … sei vorsichtig.« Tom atmete aus und zwang sich dazu, Weller loszulassen. Das Ganze gefiel ihm nicht. Seine Nackenhaare sträubten sich. Draußen im Freien zu sein, auf diesem kahlen Hügel, machte ihn nervös. Er und Weller waren unbewegte Ziele, sie legten es regelrecht darauf an, abgeknallt zu werden. »Es gibt immer ein erstes Mal.«
    »Da kann ich nicht widersprechen.« Weller drehte den Hund um, bei dem schon die Totenstarre einsetzte, und grummelte: »Schau dir das Blut an.«
    Die tiefrote Pfütze war klein, nur ein paar Teelöffel voll. »Nicht genug.« Tom drehte sich um und studierte die Blutspritzer an der Kirchenmauer. »Die müssen zuerst entstanden sein, als das Herz noch schlug. Du meinst, sie haben den Kopf erst abgeschnitten und den Hund danach verstümmelt, als er schon tot war?«
    »Würde ich sagen.« Weller hielt die Hand über die freiliegenden Eingeweide des Hundes. »Kalt. Das Blut ist ziemlich dick. Was immer sich hier abgespielt hat, ist schon eine Weile her. Wahrscheinlich Stunden. Genau wie bei Chads Pferd.« Wie der Hund war auch die Stute aufgeschlitzt worden. Es stank grauenhaft, der widerliche Fäkalgeruch löste bei Tom einen Brechreiz aus. Man hatte den Kopf des Pferdes senkrecht gespalten. »Ein Beil oder eine Machete für den Todeshieb, dann konnten sie das tote Tier in aller Ruhe zerlegen. Aber Tom  … « Weller deutete auf den Hals des Hundes. »Das ist ein absolut sauberer Schnitt.«
    Tom starrte Weller volle zehn Sekunden an, ehe er kapierte. »Der Hund hat stillgehalten. Er kannte denjenigen, der das gemacht hat.«
    »Oder hat auf Befehle reagiert, genau. Oder jemand hat nachgeholfen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Schau dir den Kopf an.

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