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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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aufrechter hin, doch seine Brust war eingesunken, das Gesicht blass und hohlwangig, und der einst so wache und schlaue Blick wirkte jetzt trübe und leer. »Nach dieser Sache mit Ben Stiemke  … haben wir noch vier weitere entdeckt und getötet, aber das waren dann alle.«
    »Mehr haben wir auf jeden Fall nicht gefunden.« Ein dünnes blutiges Rinnsal lief aus einer der hässlichen Kratzspuren an Jarvis’ Mundwinkeln über sein Kinn. Er wischte es mit dem Handrücken weg, warf einen Blick darauf und putzte sich die Hand am Hosenbein ab. »Aber jetzt sind da noch die zwei, die ihr erschossen habt, und dieses Mädchen mit dem Feldmesser und  … « Er tippte sich an die Wange. »Ich meine, ich hätte sie früher schon mal in der Stadt gesehen.«
    »Claire Krueger.« Der einst so beleibte und imposante Ernst sah aus wie ein Michelin-Männchen, aus dem man die Luft herausgelassen hatte. »Sie stammte nicht aus Rule, war aber im selben Highschool-Jahrgang wie Ben.«
    »Wer weiß, wie lang sie sich dort unten schon versteckt gehalten haben«, überlegte Jarvis. »Wir haben mindestens fünf Leichen aus diesem Kriechkeller geholt, und in den letzten Wochen gab es noch ein Dutzend weitere Vermisste, die Landrys nicht mitgezählt. Sie sind verschwunden am Tag nach  … «, Jarvis schaute flüchtig zu den Ratsmitgliedern hinüber und gleich wieder weg, während er mit den Kiefern mahlte, »… dieser Sache mit Ben Stiemke. Ehrlich gesagt, wir dachten, die Leute hätten sich still und heimlich davongemacht. Hätte es ihnen nicht verdenken können. Offen gestanden  … wir haben uns auch nicht sonderlich bemüht, die Leute aufzuhalten, wenn sie wegwollten. Aber wenn das alles ist, was wir durch die Bergwerkssprengung zu befürchten haben, dann kriegen wir das in den Griff.«
    »Es ist aber nicht alles«, wandte Chris mit seiner rauen, kratzigen Stimme ein. Er klang wie ein Kettenraucher. »Das versucht euch Tom doch gerade zu erklären.«
    »In dem Bergwerk waren sehr viele Kids, mindestens ein paar Hundert, und noch mehr, die immer wieder kamen oder gingen«, sagte Tom. »Allerdings wusste Weller nicht, dass Finn darauf spekuliert hatte, dass ich das Bergwerk sprenge, denn so konnten seine Leute sie leichter einfangen, wie eine Vieh- oder Büffelherde. Wenn hier nur ein paar aufgetaucht sind, hat er sich garantiert schon etliche geschnappt. Und wenn er dasselbe mit ihnen anstellt wie mit diesen umgemodelten Veränderten, die ich gesehen habe, habt ihr nicht die geringste Chance und die Kinder auch nicht.«
    »Heißt das, er tötet Kinder?«, fragte Jarvis. »Er erschießt sie und verfüttert sie an seine Veränderten?«
    »Nein, die Kinder sind zu wertvoll, wenn auch aus anderen Gründen.« Die Details seines  … Traumes? seiner Vision? seiner außerkörperlichen Erfahrung?  … hatte Chris bislang für sich behalten. »Er führt Experimente an ihnen durch.«
    Tom nickte. »Ich glaube, das ist der Grund, warum Mellie Kinder gesammelt hat. Ihr ging es nie darum, eine Armee aufzustellen, die gegen Rule marschieren soll, sondern darum, Versuchskaninchen zu liefern, Objekte zum Experimentieren. Wahrscheinlich will Finn herausfinden, was mit normalen Kindern passiert oder mit denen, die er sich schnappen kann, während sie sich verändern. Je länger ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir auch, dass Finns Lager ganz in der Nähe gewesen sein muss. Nur so lässt sich erklären, warum Mellie unter allen Umständen wollte, dass wir uns nicht vom Fleck rühren, und warum unser Lager nie von Veränderten angegriffen wurde. Finn hat es beschützt. Vermutlich hat er unser Gelände sogar bewachen lassen, vor allem nachdem das Bergwerk zerstört war.«
    »Na gut. Angenommen, du hast recht. Aber  … fliehen?« Jarvis schüttelte den Kopf. »Wir kommen so schon kaum über die Runden. Wir haben nicht genug Vorräte für alle.«
    »Wer redet von allen?«, sagte Chris heiser. Seine Worte hingen unbestimmt in der Luft, und das war Chris ganz recht so. Wie er aus den plötzlich verengten Augenschlitzen seines Großvaters schloss, war Yeager wohl der Einzige unter den Anwesenden, der ahnte, was Chris damit zum Ausdruck bringen wollte.
    »Aber  … « Verständnislos schaute Jarvis in die Runde. »Aber wenn wir nicht kämpfen und gewinnen können  … «
    »Er meint die Kinder.« In Yeagers Augen schien wieder etwas von seinem Scharfsinn aufzublitzen. »Und nur die Kinder.«
    »Wovon redest du?«
    »Ihr könnt Rule verlassen

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