Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)
denn er schleppte Plastikfarbeimer und Säcke mit konzentriertem Dünger in einen rückwärtigen Lagerraum direkt über dem Gefängnis, humpelte anschließend zurück, um Kanister mit Treibstoff und Heizöl zu holen, und hoffte dabei inständig, dass er die Mengenverhältnisse richtig im Kopf hatte. Dann ging er nach unten, um die Luftschächte des Hauses näher in Augenschein zu nehmen. Er hatte bereits festgestellt, dass sie gerade groß genug waren, um sich durchzuzwängen. (Glücklicherweise litt er nicht unter Klaustrophobie.) Jetzt galt es herauszufinden, wie weit die Sprengschnur reichte und ob seine Rechnung stimmte. Er müsste zumindest fünfzehn bis zwanzig lausige Minuten für sich draußen herausschinden können.
Und dann wird die Dunkelheit noch schwärzer werden , dachte Tom. Ob es uns gefällt oder nicht.
Zwei Stunden später hörte er Stiefelschritte.
»Tom?«
»Hier oben, Chris, links von dir. Moment.« Er lag flach auf dem Rücken auf einem hohen Regalbrett und hatte einen halb zerlegten Wecker in den Händen, die Decke des Gefängnisses nur ein paar Handbreit über seinem Gesicht. Mit einem Finger hielt er das Hemmungsrad des Uhrwerks fest, schob vorsichtig ein zurechtgeschnitztes Streichholzstückchen zwischen den ersten Hemmradzahn und die Eingangspalette und ließ dann langsam Druck auf das Rad einwirken. Die Palette grub sich in das Hölzchen, zerbrach es aber nicht. Das Räderwerk stand still, die Zeiger ebenso. »Und?«, fragte Tom, legte den Wecker behutsam beiseite und griff nach einer Klemm- und Abisolierzange. »Sind die Männer an der Barrikade in Stellung?«
»Sie stehen alle bereit. In einer Stunde sollten die Kids weg sein.«
»Ziemlich knapp. Es wird bald hell.«
»Schneller geht’s nicht.« Chris betrachtete die Gasflaschen, die Kanister mit Benzin und Zweitaktgemisch. »Ich hab zwar gewusst, dass es all das Zeug hier gibt, aber was du damit vorhast … Da eröffnen sich ja ganz neue Möglichkeiten.«
»Jepp. Hoffentlich reicht es für einen ordentlichen Rumms.« Er bohrte ein Loch in das Ende eines hellgrauen Blocks, schob ein kurzes Stück angelaufenes Rohr hinein – ja, so konnte man es wirklich für eine M18-Mine halten – und riss dann mit den Zähnen ein paar Streifen schwarzes Isolierband ab. »Hast du deine Leute beisammen?«
»Alle, die noch übrig sind. Von uns Verschonten gab es hier nie viele, und inzwischen sind es noch weniger geworden. Pru und Greg sind die Ältesten. Am liebsten würde ich beide gleich mit den Kindern losschicken, aber nun behalte ich Greg doch erst noch hier. Es sind übrigens auch ein paar andere Kerle dabei, Aidan, Lucian und Sam … Nachdem ich verschwunden bin, haben sie sich ziemlich übel entwickelt. Sie sind die Typen, die Pru und Greg eingesperrt haben. Ich traue Aidan und seinen Kumpanen nicht über den Weg, aber hierlassen kann ich sie auch nicht. Das wäre nicht richtig.«
»Ist deine Sache, es sind deine Leute. Aber willst du sie wirklich auf lange Sicht dabeihaben? Irgendwann wirst du dich entscheiden müssen.«
»Ich weiß.« Chris zuckte mit den Schultern. »Wir sind alle Verschonte. Wenn wir durchkommen, können wir ihnen danach vielleicht ihren Anteil geben und sie wegschicken. Jedenfalls gehen Pru und drei andere Jungen deine Kids holen, sobald wir ihnen Bescheid sagen.«
»Sehr gut.« Tom deutete auf eine Thermoskanne auf dem Boden. »Kaffee, wenn du willst. Ich dope mich seit Stunden damit und bin jetzt schon total überdreht.«
»Danke.« Chris schraubte die Kanne auf, goss sich eine Tasse ein, nahm einen Schluck und blinzelte. »Wow, ist der stark, da rollen sich einem ja die Zehennägel auf.«
»Genieß ihn, solange noch was da ist. Hab ich bei Wellers Sachen gefunden.« Tom widmete sich wieder seiner Arbeit. Der Anblick von Chris’ blutunterlaufenen Augen, die ihn unangenehm an Finns mutierte Veränderte erinnerten, irritierte ihn. »Deine Stimme klingt besser.«
»Ja. Kincaid hat gemeint, ich kann von Glück reden, dass mein Kehlkopf nicht gebrochen ist.« Er hörte, wie Chris noch einmal einen zögerlichen Schluck nahm. »Wie funktioniert das eigentlich?«
»Ich verdrahte den Block mit einem Wecker, so wie ich es schon bei vier anderen gemacht habe. Sobald ich das Streichholz rausziehe, fängt die Uhr an zu ticken. Mit dieser Methode kann ich genau kontrollieren, wann es losgeht, anstatt die Wecker jetzt schon zu stellen und darauf zu vertrauen, dass das Feuerwerk zum richtigen Zeitpunkt
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