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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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vorher noch ein paar Dinge regeln, aber  … gut.«
    »Dann müsst ihr jetzt in die Gänge kommen«, sagte Tom. »Macht die Kinder reisefertig, ladet die Vorräte ein und dann zieht los. So wie es aussieht, bleibt uns kaum noch Zeit.«
    »Und was sollen wir machen, wenn ihr weg seid?«, fragte Jarvis.
    »Ich gehe nicht weg«, antwortete Tom. »Noch nicht.«
    »Was?«, entfuhr es Chris.
    Neben ihm protestierte Jayden: »Tom, du kannst doch nicht  … «
    »Doch, ich kann«, erwiderte Tom, den Blick immer noch auf Jarvis gerichtet. »Ihr habt eure Kinder, und Finn hat meine. Ich kann nicht weg, solange noch eine Chance besteht, dass ich ihnen helfen kann.«
    »Finn wird sie doch nicht mitbringen«, gab Chris zu bedenken.
    »Nicht an die vorderste Front. Aber wahrscheinlich sind sie bei der Nachhut, fünf, sechs Kilometer weiter hinten. Eine andere, bessere Gelegenheit, sie zu befreien, kriege ich nicht. Wir müssen nur dafür sorgen, dass sich Finn auf Rule konzentriert.«
    »Und wie sollen wir das anstellen?«, fragte Jarvis. »Schreien und herumlaufen wie aufgescheuchte Hühner?«
    »Nein. Finn kommt von Süden. Ihr müsst eine Verteidigung aufbauen, Barrikaden  … vielleicht einen Baumverhau  … «
    »Einen was?«
    »Gefällte Bäume, die mit den Wipfeln zum Feind hin liegen. Sie bieten nicht nur euren Leuten Schutz, sondern sind auch für Finns Leute schwer zu überwinden. Sie müssen außen herum. Außerdem wird ein solches Hindernis seine Aufmerksamkeit auf Rule lenken, nicht auf das, was in seinem Rücken passiert.«
    Jarvis wechselte einen Blick mit den anderen Männern, die nickten. »Das lässt sich machen«, sagte er.
    »Gut. Dann such jetzt deine Männer aus, Jarvis. Nimm solche, von denen du weißt, dass sie nicht beim ersten Schuss davonlaufen«, meinte Tom. »Und verschaff mir genug Zeit, um meine Kids zu holen.«

40
    G egen drei Uhr morgens hatte sich in Rule herumgesprochen, welche Gefahr der Stadt drohte und welche Maßnahmen geplant waren. Für Chris und seine Leute reichte die Zeit gerade, um die notwendigen Vorräte zu organisieren und die Kinder fertig zu machen, die sich inzwischen im Hospiz versammelten. Zu Toms Verwunderung entschieden sich nur etwa fünfzig von den alten Leuten – die größtenteils als Flüchtlinge nach Rule gekommen waren – , sich einen Teil des restlichen Proviants aushändigen zu lassen und fortzugehen. Aus den rund einhundertfünfzig verbliebenen Alten wählte Jarvis zehn Männer für die Bewachung des Verhaus aus, den sie in aller Eile aus gefällten Bäumen an der Straße nach Süden errichtet hatten. Das war die kürzeste Verbindung zum Bergwerk, die durch eine hügelige, spärlich bewaldete Landschaft führte.
    »Ein paar andere Männer lasse ich Baumbarrikaden an der Straße nach Norden errichten, sobald die Kinder draußen sind. Die anderen wollen alle in der Kirche warten«, erklärte Jarvis Tom, der das ehemalige Schulhaus nach einigen ganz speziellen Dingen durchsuchte, bevor er zum Glockenturm der Kirche weitereilte. »Zumindest bis Finn die Stadt erreicht hat.«
    »Was? Wozu das denn? Das ist nicht dein Ernst!« Tom war entsetzt. »Jarvis, du musst die Leute überreden, fortzugehen. Sie sind für Finn nur leichte Beute. Sie sollten aus Rule verschwinden. Das ist nicht der Jüngste Tag. Wir sind auch nicht in Jonestown und wollen kollektiven Selbstmord begehen. Finns Leute werden kurzen Prozess mit euch machen.«
    »Ja, aber der Reverend hat recht: Kein Ort ist wirklich sicher.« Jarvis’ Augen lagen so tief in den Höhlen, dass man sie kaum sah. »In der Gemeinschaft fühlen wir uns geborgen; das kann ich den Leuten nicht nehmen. Außerdem kommen ja jetzt unsere Enkelkinder zurück und  … « Seine Stimme klang belegt. »Wir sind für sie verantwortlich, sind es immer schon gewesen. Wenn mein Enkel bei Finn ist, muss ich wissen, dass er seinen Frieden findet.« Weder Jarvis noch einer der anderen Alten war für Toms Argumente zugänglich, und so gab er es schließlich auf.
    Als er später den Platz in Richtung Gemeindehaus überquerte, sah er vereinzelt Leute auf dem Weg zur Kirche. Durch die Buntglasscheiben fiel farbenfrohes Licht, was er in jeder anderen Nacht tröstlich gefunden hätte. Während er die Treppe zum Gemeindehaus hinaufstieg, wehten durch die offenen Kirchentüren leise Bruchstücke eines Kirchenliedes heran: Bist Du mir nah, trotz ich der Feinde Heer.
    Das schwächere Bein ziepte ein wenig von dem ständigen Treppauf, Treppab –

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