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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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wird knapp. Ihre Tante hatte immer gesagt, die Zeit heile alle Wunden. Doch ihr hatte die Zeit immer nur noch mehr Menschen gebracht, um die sie sich kümmern musste und die sie dann verloren hatte. Sie schluckte die Schluchzer hinunter, die ihr über die Lippen kommen wollten. Am liebsten hätte sie losgebrüllt und etwas zerschlagen. Oder jemanden erschossen. Halt, Alex. Dir ergeht es nicht anders als diesen Jugendlichen. Reiß dich zusammen. Es gibt immer noch Peter und Wolf. Vielleicht ist auch Chris in Rule. Du musst ihnen helfen. So würde Tom dich nicht sehen wollen. Sei stark für ihn.
    »Nimm die.« Alex beugte sich aus dem Sattel hinunter und reichte Luke die Springfield. Ohne Gewehrtasche würde sie sich mit der kompakteren Uzi leichter tun. Außerdem schob sie sich den Revolver des Wachpostens, einen blau schimmernden 45er Colt Gold Cup, ins Kreuz und Ersatzmagazine für beide Waffen in die Cargohose. Es wäre ihr lieber gewesen, sie hätte Zeit gehabt, nach einer Glock zu suchen, aber sie schob das Unbehagen beiseite. Der Colt würde genauso seinen Dienst tun. Vergiss bloß nicht zu entsichern. Trotzdem, ohne Glock unterwegs zu sein, erschien ihr wie ein böses Omen. »Zusammen mit dem, was in den Fuhrwerken ist, habt ihr eine Menge Lebensmittel und Feuerkraft.«
    »Für einen Kampf?« Luke klang nervös.
    »Falls es so weit kommt.« Der Tag nahte schnell. Das erste Silbergrau am östlichen Horizont gab genug Licht, um zu sehen, wie bleich und bedrückt Luke war. »Das muss aber nicht unbedingt sein. Nehmt die Zelte, ein paar Fuhrwerke und verschwindet.«
    »Alex, wir sind dreißig. Man kann uns ohne Weiteres folgen und wieder einfangen.«
    Das ließ sich nicht schönreden. »Willst du lieber auf Finn warten?«
    »Aber warum kannst du nicht bleiben?« Cindis Fernglas blitzte auf, es reflektierte die Flammen des Feuers. »Das sind Chuckies. Was scheren die dich? Wir sind normal. Und wir brauchen dich mehr als sie. Tom hätte uns nie im Stich gelassen. Warum sollten wir dir glauben, dass es gute Chuckies gibt? Und Peter, okay, er ist nur ein halber Chucky – na und? Warum schlägt du dich auf seine Seite?«
    »Boah«, sagte Luke. »Beruhig dich mal, Cindi.«
    »Und wenn ich mich nicht beruhigen will? Das ist doch wie Terroristen zu helfen! Nur weil Wolf dich nicht umgebracht hat, heißt das doch nicht, dass er gut ist, Alex. Es ist, als hättest du eine Gehirnwäsche hinter dir oder so.«
    »Da könntest du recht haben«, antwortete Alex. »Aber Peter ist ein Freund von mir. Und ich habe noch andere Freunde in Rule. Wolf hat mir das Leben gerettet, grundlos, einfach so. Dafür hat er etwas gut, das muss ich jetzt einlösen. Ich muss nach Rule und versuchen, etwas zu unternehmen, irgendwas, oder es werden sehr viele Menschen sterben, auch Kinder wie ihr. Wenn ich Finn überrumpeln kann, wenn ich ihn aufhalten oder töten kann« – wie kam sie jetzt darauf? – »dann verfolgt er euch nicht. Und jeder hat etwas davon.« Sie hielt inne. »Sehr viel sogar.«
    »Und was ist mit all den anderen Chuckies?«, fragte Cindi.
    »Die sind mindestens sechs Kilometer weit weg. Zu Fuß. Damit habt ihr ordentlich Vorsprung.«
    »Na ja, die weißen Chuckies haben Pferde«, sagte Jasper und setzte nach einer Pause hinzu, als wäre ihm das gerade eingefallen: »Wenn du Finn umbringst, bricht natürlich auch dieses Netzwerk auseinander, sie arbeiten dann wohl nicht mehr so koordiniert. Ganz bestimmt lässt die Signalstärke nach.«
    »Was? Wovon  … «, begann Alex, doch Cindi unterbrach sie.
    »Du sagst also, wir sollen möglichst weit weg laufen.« Jetzt fingen ihre Lippen an zu beben. »Und lässt uns einfach im Stich.«
    Alex verlor allmählich die Geduld. »Ja, um Himmels willen, lauft weg. Ihr seid keine Dreijährigen mehr. Fangt endlich an, selbst auf euch aufzupassen, denn sonst ist im Moment niemand da. Sogar wenn ich bleiben würde, ich bin nur eine und kaum älter als ihr, und ich habe  … « Sie biss sich auf die Lippen, damit sich keins der möglichen Wörter – Krebs, ein Monster – aus ihrem Mund stehlen konnte. Mensch, Alex, beruhige dich; sie ist noch ein Kind. Also schloss sie die Augen, atmete tief durch und sah dann das verheulte Mädchen an. »Es tut mir leid, Cindi. Ja, Tom würde vielleicht bleiben. Aber das heißt nicht, dass er recht hätte und ich unrecht. Es zeigt nur, dass wir verschieden sind. Ich wünschte  … «, sie musste schlucken, »ich wünschte, er wäre am Leben und wir könnten

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