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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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uns darüber streiten. Aber glaub nicht, dass es mir leichtfällt oder dass ich keine Heidenangst habe.«
    Lange Zeit sagte niemand etwas. Dann trat Luke näher. »Und wenn wir auf dich warten? Tom würde das wollen. Wir packen unseren Kram und verziehen uns etwa ein, zwei Kilometer Richtung Westen in den Wald.«
    Da war wieder der Berg, der Tag des Blitzes, als sie mit Ellie geschlagen war und vor Angst fast den Verstand verloren hatte. Sie wollte das alles nicht am Hals haben. Doch wenn Ellie nicht gewesen wäre, hätte sie sich dann so angestrengt? Wäre sie jemals raus aus dem Waucamaw? Jeden einzelnen Schritt seit dem Blitz war sie gegangen, um jemandem zu helfen. Ohne Ellie und Tom und Chris wäre sie vielleicht verloren gewesen. Auch ohne Wolf. All diese Verbindungen hatten sie aus dem Wald hinausgeführt, fort von diesem stockfinsteren Ort, und sie von einem Sprung abgehalten, der sie in den sicheren Tod geführt hätte.
    Tom hat gesagt, wir haben einander gerettet. Sie ließ den Blick über die Gesichter schweifen, die zu ihr aufsahen. Vielleicht hat er mich für das hier gerettet.
    »Wenn ich kann«, sagte sie zu Luke, »komme ich zurück. Wir kriegen das irgendwie hin. Aber wartet nicht zu  … «
    Ein plötzlicher Schmerz, hinter ihren Augen explodierte ein Feuerball. Tief in ihrem Kopf streckte sich das Monster, es erwachte, und sie spürte, wie es sich anspannte, um die Kiste aufzubrechen. Alex blinzelte. Es war, als hätte sich plötzlich der Verschluss einer Kamera geöffnet, und ein drittes Auge  …
    … und sie ist wieder hinter diesen Augen, in diesem Körper, von dem sie inzwischen glaubt, dass er einem Jungen gehört, und im Zentrum des Pusch-pusch-los-los. Hoch oben auf einem Pferd, in Weiß, der rote Sturm zur Linken, und der andere brüllt: LOS-LOS-LOS, LASS MICH LOS. Schweigend strömen über matschigen Schnee, fließen mit dem Pusch-pusch-los-los des roten Sturms, den saftigen Fleischgeruch einatmend, den es, den er will, nach dem sie lechzt. In der Ferne ist ein hoher Berg, und die deutlichen Umrisse eines Turms  …
    … dann ein Wechsel  …
    … in und durch viele Augen  …
    … ein Schimmer  …
    … und jetzt, noch näher, – pusch-pusch-los-los-los –
    schaut sie durch einen wirren Vorhang aus verfilztem Haar. Dieser Körper ist ein anderer Junge, der Geruch von Salz und Fleisch macht ihn wild, die Beute direkt vor ihm, nur diesen Berg hinauf, im Turm – los-los-pusch-pusch – ich will ich will ich will ich brauch – pusch-pusch-los-los-l…
    Zweimal ein rumpelndes Bumm von Geschützen, wie ferner Donner. Erschreckt schreien manche Kinder auf. Alex schnellt hinter ihre eigenen Augen zurück und sieht, wie zwei orangegelbe Lichter genau nach Norden in den zinnfarbenen Himmel zischen. Ihr Leuchten verblasst schnell, es wird von der Entfernung geschluckt, von dem anbrechenden Tag und dem schimmernden Mond tief am westlichen Horizont.
    Dieser Turm. Auf den hatte sich der Veränderte konzentriert: Turm und Männer. Fleisch.
    »Geh, Alex. Alles Gute«, sagte Luke. »Wir halten Ausschau nach dir. Komm wieder.«
    Ja, das werde ich, hätte sie gern gesagt, doch ihr blieben die Worte im Hals stecken. »Passt auf euch auf.«
    Dann trieb sie ihr Pferd an, Buck sprang hinterher, und sie galoppierte nach Rule.

45
    T om vergeudete zehn Minuten damit, sich einen Reim darauf zu machen. Zu diesem Zeitpunkt war Jarvis schon unten angelangt, und Chris nahm gerade die letzten Stufen. Auf dem untersten Treppenabsatz in etwa sieben Metern Höhe schaute Tom noch einmal besorgt zurück. Diese Männer müssten doch inzwischen hier sein oder zumindest ganz nah. Auf schnellen Pferden ließen sich solche Strecken im Nu zurücklegen. Trotzdem  … Als er mit dem Fernglas die Lücken zwischen den Bäumen absuchte, sah er, dass sie abgestiegen waren. In vielleicht – er kaute auf der Unterlippe – achthundert Meter n Entfernung. Was taten sie da?
    »Tom?«, rief Chris von unten. »Was ist? Siehst du was?«
    »Ja, aber sie stehen mit dem Rücken zu mir. Kann nicht erkennen, was  … « Die Wolke vor dem Mond war endlich vorbeigezogen, sodass die Ebene wieder in Licht getaucht war. Tom hob erneut das Fernglas an die Augen. »Warum schicken sie nur vier  … ?«
    »Tom?« rief Chris nun lauter. »Was  … ?«
    »Mein Gott!« Als Tom endlich begriff, schrillten bei ihm sämtliche Alarmglocken. Zwei der Männer knieten, und jetzt erkannte er, was sie auf den Schultern balancierten.
    »Panzerfäuste!«

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