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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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die bernsteinfarbenen Augen des Hundes zu fragen. Kommst du nicht?
    Ellie war sich gar nicht bewusst, dass sie sich bewegt oder auch nur erwogen hatte, sich zu bewegen, bis sie den eisigen Steinboden unter ihren Knien spürte, als sie sich neben Mina niederließ. Der Hund starrte den Toten nicht gerade an, aber er beobachtete ihn, und das sehr, sehr aufmerksam. Was sieht sie? Ellie ließ den Blick über die Wölbung, wo der Kopf lag, bis zu der Ausbeulung der Füße und Zehen wandern. Nichts Auffälliges. Sie betrachtete die leichte Erhebung über der Brust, auf die der rote Stern gezeichnet war. Ellie hatte keine Ahnung, was dieses Zeichen bedeutete oder was Hannah in diese Zauberbeutel tat …
    In der nächsten Sekunde waren alle Gedanken wie weggeblasen, denn endlich sah Ellie etwas. Etwas, das nicht sein durfte, nicht sein konnte.
    Der Stern auf der Brust … bewegte sich.

24
    Tom erinnerte sich nicht daran, sich überhaupt bewegt zu haben. Aber er hatte es wohl getan, und zwar sehr schnell, hatte die Skier gegen Schneeschuhe ausgetauscht und war mit langen, ausladenden Schritten losmarschiert, durch Schnee, über Felsen, um umgestürzte Bäume herum. Doch es war wie ein Zeitsprung oder ein Aussetzer bei einer zerkratzten DVD , denn plötzlich kniete er vor diesem Skistock. Sein Rucksack und Jeds Bravo lagen im Schnee, und er hackte mit seinem KA - BAR -Kampfmesser Eisstückchen aus der Oberfläche. Sein Atem ging schwer und stoßweise, während er mit dem Messer den silbrigen Spieß aus Fiberglas, der mit fröhlichen weißen Schneeflocken gesprenkelt war, freilegte. Als er genug weggeschlagen hatte, steckte er das Messer zurück in sein Beinholster, packte dann mit beiden Händen den Plastikgriff und zog den Skistock mit einem Ruck heraus. Der Teller war weg, aber die Metallspitze war noch intakt. Nach der Länge zu urteilen, hatte ihn wohl ein Junge oder ein großes Mädchen benutzt.
    Der muss denen gehört haben . Schweiß lief ihm über die Wangen, kroch seine Brust hinab. Über die Schulter blickte er zu dem Hang hinter sich. Er befand sich in der Falllinie, genau wie der Skistock. Das ließ drei Möglichkeiten offen. Im schlimmsten Fall war der Stock bis hierher abgerutscht, während sein Besitzer noch oben gestanden hatte. Im besten Fall war der Besitzer auf Skiern der Lawine entkommen, hatte aber seinen Stock unterwegs verloren.
    Und dann gab es noch etwas dazwischen. Er ließ den Blick über die Ebene schweifen, suchte nach einem verräterisch hervorblitzenden Stück Ski, vielleicht sogar einem zweiten Stock. Er rast auf seinen Skiern bergab, surft auf der Schneewelle, aber die Lawine holt ihn ein  …
    Dieser Gedankengang endete abrupt, als Tom einen kleinen braunen Höcker bemerkte, der nur zwei Meter zu seiner Rechten aus dem Schnee ragte. Er war leicht zu übersehen, weil er aussah wie ein Stein.
    Aber es war keiner. Die Sonne stand so tief, dass ihr Licht auf dem Schnee rötlich schimmerte, in der Farbe von frischem Blut. Tom wusste genau, was dieser braune Höcker war.
    Ein Stiefel. Tom röchelte. Das ist die Spitze eines Stiefels, es ist ein Stiefel, ein …
    »Nein, nein! Alex, Alex!« Er riss sich die Handschuhe von den Fingern und grub sich mit den Händen in die dünne Eisschicht, obwohl sein Verstand schrie, dass sie es nicht sein konnte, dass das verrückt war. Aber da waren der Skistock und der Stiefel, und sie waren doch ihretwegen gekommen, also könnte sie es sein, vielleicht, und er musste sie da rausholen, er musste, er musste! Verzweifelt wühlte er sich durch den Schnee. Schnell hatte er die Schnürsenkel freigelegt, dann den schmalen Bund einer blauen Wollsocke. Die Ferse hatte sich fest zwischen zwei Felsbrocken verkeilt, und ihm wurde klar, dass sie das gebremst hatte und ihr Kopf tiefer lag als ihre Füße.
    Wenn es überhaupt Alex war. War der Stiefel nicht zu groß? Und der Knöchel … Dick, zu groß, aber vielleicht liegt das nur an der Socke und dem Winkel und  …
    »Nein, du bist es, du bist es, du musst es sein. O Gott, Alex, Alex«, stöhnte er und wühlte sich bis zu den Ellbogen in den Schnee. Seine Finger schlossen sich um etwas Steifes, Hölzernes. Ein Bein, ihr rechtes, wie er an dem Stiefel erkannte. Da war ein Mensch, und es war Alex, sie lag da unten, das wusste er.
    Es sei denn … Schwarzes Entsetzen krallte sich in seine Brust. Es sei denn, er würde nur dieses eine Bein finden. Eine Gewalt, die ein solches Loch in den Hügel riss und einen

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