Ashes to Ashes (German Edition)
Conrad ihren Protest hätte ernst nehmen
können.
Liebevoll strich er ihr flink über die gerötete
Wange, was sie anscheinend zufrieden stellte, denn sie hakte sich bei ihm unter.
Gemeinsam näherten sich die beiden schließlich dem ritterlichen Rotschopf.
Erik konnte im Augenblick eigentlich wirklich
niemanden gebrauchen, der ihn in seiner Suche nach dem Prinzen aufhielt, aber da
es nun einmal Conrad war, den er schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen
hatte, machte er eine Ausnahme und huschte nicht einfach davon, als hätte er
sein Gegenüber gar nicht wahrgenommen.
„Willkommen zurück, Bursche! Siehst wie eh und
je gut aus! Blass bist du aber geworden!“
Conrad drosch seinem alten Freund fest auf die
Schulter und freute sich, dass dieser genervt die Augen verdrehte. Er kannte es
ja nicht anders von ihm…
„Schon vergessen, dass ich rotes Haar habe und
zufällig immer so blass bin? Bei uns liegt das in der Familie, wenn du dich
erinnern kannst! Aber sag, wie ist es dir ergangen in den letzten… fünf Jahren?
Es ist schon seltsam… Man lebt in der gleichen Stadt und begegnet sich doch
nie!“
„Jaha…“, hüstelte Conrad zustimmend und nickte
abgehackt.
„Du trittst ja kaum mehr vor die Mauern des
Schlosses. Wenn du dich öfter auf dem Marktplatz blicken ließest, hättest du
dich nicht so lange nach mir sehnen müssen!“
Belustigt rieb er sich die Nase und wartete auf
eine Antwort, aber anscheinend war Erik heute nicht zum Scherzen aufgelegt.
„Ich bin jetzt Bäckermeister, drüben in der
Tüpfelgasse! Hab’ den Betrieb meines Alten übernommen. Läuft ganz gut, könnte
aber besser sein. Vielleicht kommst du bei Gelegenheit mal vorbei?“
Nur mit halbem Ohr lauschte Erik Conrads
kratziger Stimme, die eigentlich viel zu hoch war für einen fülligen Kerl wie
ihn. Er musste sich auf die umgebenden Menschen konzentrieren, damit ihm der
Prinz nicht entgehen würde, falls er sich doch zufällig irgendwo hier aufhalten
sollte. Wieso hatte ihm der König eigentlich nicht gleich befohlen, eine Nadel
im Heuhaufen zu suchen? Und es passte ihm gar nicht, als er erfahren hatte, dass
auch Duncan losgeschickt worden war. Was hatte der Kerl nur immer wieder beim
Prinzen verloren, wo er doch aus seinem Dienst entlassen worden war?
Anscheinend klebte er Christen förmlich am
Rockzipfel und versuchte, sich wieder einzuschmeicheln.
Dabei hatte er die ganze Zeit im heimelnden
Stübchen gehockt, während sie sich an den Grenzen Valerias die Ärsche abgefroren
hatten und ihre Rüstungen in Blut tränkten. Argh, er konnte den Kerl nun einfach
nicht leiden, aus welchen Gründen auch immer. Es kam ihm stets so vor, als würde
er ihm seinen Posten an der Seite des Prinzen missgönnen und sähe lieber sich
selbst an seiner statt. Doch da konnte er lange warten! Erik würde weder
Christen, noch dem König Anlass dazu geben, ihn von der Seite des Prinzen zu
reißen.
„… Und hat natürlich gewusst, wie man’s
anstellt. Verstehst du, wie ich’s meine?“, drang plötzlich Conrads Stimme zu ihm
durch. Erik nickte schnell, hoffte, dass ihm nicht sein dümmlicher
Gesichtsausdruck, den er nicht hatte unterbinden können, Lügen strafte.
„Ich verstehe schon“, eröffnete er seinem
Gegenüber schnell und wollte sich endlich davon machen, da ihm der Sinn
tatsächlich nicht nach weiterer belangloser Unterhaltung stand.
Wahrlich, sie hatten als Kinder viel zusammen
gespielt, aber ihre Wege hatten sich bald getrennt. Er ging an den Hof des
Königs, während Conrad als Lehrling in der Bäckerei seines Vaters aufgenommen
wurde. Sie trafen sich noch hin und wieder, doch es war nicht so, dass Erik
dieser Kontakt wirklich wichtig war und so… hatte er einfach sporadisch
vergessen, zur verabredeten Zeit am Treffpunkt zu sein.
Und er ging davon aus, dass Conrad es
schließlich einsehen würde. Doch in all den Jahren war er nie nachtragend
gewesen, hatte Erik immer freundlich begrüßt. Genau wie jetzt, da ihre letzte
Begegnung fünf Jahre her war.
„Wie du siehst, habe ich geheiratet“,
präsentierte Conrad Erik stolz die junge Frau an seiner Seite, welche dieser nur
mit einem desinteressierten, flüchtigen Blick streifte.
Ihre üppigen Brüste waren durchaus einladend.
Der Ritter musste nicht lange überlegen, was wohl die Gründe für Conrads Wahl
gewesen waren.
„Du tust so, als würdest du mich nicht kennen“,
schmollte sie ein wenig
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