Ashes to Ashes (German Edition)
wartete.
Alba wandte sich ihm zu, ließ für eine schier
unerträglich lange Zeit seine halb geschlossenen Augen über ihn gleiten.
„Erhebe dich!“, befahl er endlich knapp und
Christen gehorchte.
„Ihr zwei anderen dürft euch entfernen! Duncan,
du wartest vor der Tür! Ich werde dich später anhören!“
Duncan nickte demütig, auch wenn er sich fragte,
was das zu bedeuten hatte, da er doch gar nicht um eine Audienz bei seiner
Majestät gebeten hatte und zog sich mit Erik zurück.
Sie wechselten kein Wort miteinander, nachdem
sie den Saal hinter sich gelassen hatten.
Erik warf dem jungen Ritter an seiner Seite
lediglich einen heimlichen Blick aus den Augenwinkeln heraus zu und ging festen
Schrittes davon.
Er glaubte Duncans musternde Neugier in seinem
Genick zu spüren, doch als er sich noch einmal kurz umdrehte, stand jener mit
dem Rücken zu ihm und unterhielt sich mit dem Bediensteten. Pah, wie weit müsste
er erst sinken, bevor er sich dazu herablassen würde, sich mit einem Diener zu
unterhalten!
Die offene Handfläche des Königs traf Christen
mit voller Wucht auf die rechte Wange und seine Haut schrie augenblicklich auf,
färbte sich rot und brannte höllisch. Gerade dort, wo sich die Verletzung noch
nicht ganz geschlossen hatte, durchzuckte ein heißer Schmerz sein Gesicht, so
dass er nicht anders konnte, als sich die eigene Hand an die Wange zu legen.
Wütend und verwundert, vorwurfsvoll… erwiderte er die zornigen Blicke des
Königs, dessen Unterkiefer zitterte, als müsse er sich zu großer Beherrschung
zwingen.
Alba schien kurz zu zaudern, vielleicht weil er
bemerkte, dass er sich für seinen Schlag die falsche Hälfte des Gesichtes
ausgesucht hatte, doch es war so im Affekt gekommen, dass er sich zuvor keine
großen Gedanken hatte machen können.
„Weshalb schlagt Ihr mich, Vater?“, verlangte
Christen zu erfahren.
„Welche Dreistigkeit von dir, Junge, mich danach
zu fragen! Als ob du es nicht selbst ganz genau wüsstest!“
Erschrocken stellte Christen fest, dass ein
kurzer teuflischer Gedanke in ihm aufflammte, der ihm beinahe den Atem raubte.
Es konnte doch unmöglich sein, dass sein Vater
von der Sache wusste… von der Sache mit Duncan…
Nein, versuchte er sich innerlich zu beruhigen.
Das war ganz ausgeschlossen, denn er hatte ja
bereits zuvor nach ihm geschickt und Duncan hatte ihn erst während der
Ausführung seines Auftrages gek…
Er bemerkte panisch, wie ihm das Blut in den
Kopf stieg, als er noch einmal daran zurück dachte und war froh, dass er die
aufkeimende Röte auf seinen Wangen mit dem Schlag des Königs hätte erklären
können.
Aber vielleicht hatte ihn sein Vater ja aus
einem ganz anderen Grund herbeordert und hatte kurzfristig von seiner Verfehlung
erfahren… Was, wenn…
„Du hast meinen Befehl nicht nur missachtet,
nein, du hast dich auch noch darüber hinweggesetzt und bist in deinem
jugendlichen Leichtsinn auf eigene Faust los geritten. Wolltest du ein Held
sein?“
Ahhh, daher wehte der Wind…
Es beruhigte ihn ungemein, auch wenn er sich
dennoch schlecht fühlte.
„Wir alle streben nach Ruhm, aber wenn du damit
beginnst, diesen auf Kosten deiner Männer zu erlangen, dann muss ich dir sagen,
dass das verabscheuungswürdig ist und ich es nicht dulden kann!“
Ein zorniges Schweigen ließ den Raum für einen
Moment erzittern.
„Sie hätten uns überrannt, Vater! Ein
Überraschungsangriff war unsere einzige Chance! Ihr habt ihre dichten Reihen
nicht gesehen.
Sie kamen dem Lager zu nahe und General Lassoux
hat die hinteren Reihen abbeordert. Sie hätten uns einfach überrannt!“
„Lassoux ist kriegserfahrener als du! Du hättest
ihm als Befehlshaber nur Folge leisten müssen! Ich bin schwer enttäuscht!“
/Habt ihr mich deshalb beim Einzug der Truppen
nicht in den Arm genommen? Weil ich… Eueren Anforderungen nicht gerecht geworden
bin!?/
Christen wusste, es machte keinen Sinn noch
etwas zu erwidern.
Manchmal verabscheute er die Starrhalsigkeit und
Sturheit seines Vaters, der unbeirrbar an seiner Meinung festhielt.
Was war denn so falsch daran gewesen - an seinem
Handeln?
Es hatte ihnen doch kein Unglück gebracht, ganz
im Gegenteil. Und mit Sicherheit hatte er die Männer nicht in ihr Verderben
führen wollen.
Das Vorhaben war natürlich riskant gewesen, aber
ihm war einfach keine andere Wahl geblieben.
Wie so oft hatte er verflucht noch mal keine
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