Ashes to Ashes (German Edition)
Anspannung in der Muskulatur des Prinzen legte, wie geschmeidig sich der Körper
des jungen Mannes in seinen Armen anfühlte, als er scheinbar jeden Versuch,
davon zu laufen, aufgab und sich anschließend langsam zu ihm umwendete.
Ihre Blicke trafen sich und dennoch konnte
keiner der beiden in den Augen des anderen lesen, denn sie hatten mit einem zu
großen Durcheinander in sich selbst zu kämpfen.
Ein weicher Schatten legte sich in Christens
Miene. Er machte einen Schritt zurück, um den Abstand zwischen ihnen zu
vergrößern .
„Ich…“, fing er irgendwann an, als die Stille
drohte umzukippen und zu einem schreienden Tosen zwischen ihnen werden wollte.
„Ich werde bald heiraten und… Das, was eben
geschehen ist… Ich habe nur… Verflucht, ich muss zum König!“, endete er in einer
verzweifelten Schlussfolgerung, die so irrwitzig war, wie das Zittern in seinen
Beinen, das ihm allmählich den Boden unter den Füßen wegzuziehen drohte.
Fahrig wischte er sich über die Stirn,
unterbewusst, und bemühte sich, sich ein kleines Lächeln abzuringen, das er mit
großer Tapferkeit seinem Gegenüber zuwarf. Er musste sich dazu zwingen, Duncan
in die Augen zu sehen. Wenn er jetzt klein beigab, dann… würde er für den Rest
seines Lebens nicht mehr in sein eigenes Spiegelbild blicken können.
Worauf wartete Duncan denn?
Was meinte er damit, er solle jetzt nicht
einfach weg gehen?! Begriff er denn nicht, dass die Situation es erforderlich
machte?!
Christen war sich nicht ganz sicher, ob Duncan
überhaupt das Ausmaß ihrer Handlung begriff. Ob er tatsächlich realisierte, dass
sie sich soeben…
Ein Schauer lief ihm durch Mark und Bein.
Weshalb konnte er dieses Wort nicht einmal mehr in den Mund nehmen?!
- Ob ihm klar war, dass er , der Prinz…
unter ihm gelegen hatte. Er als Mann, oder ob Duncan nur die Gerüchte
bestätigte, die aus dem Volk stets so hartnäckig an den Königshof drangen und
sich unter den Soldaten wie eine Eilbotschaft ausbreiteten - dass ihr künftiger
König wie ein Weib im Sattel saß und…
„Denkst du das?“, fragte er plötzlich laut und
zuckte etwas zurück, als er Duncans irritiertes Gesicht bemerkte.
„Siehst du mich als… als Frau, Duncan?!“
Es fiel ihm so schwer, diese Frage zu stellen,
doch er musste es wissen, sonst würde er ihn vielleicht zu Unrecht verurteilen.
„Ich… bin nicht… Vielleicht bin ich etwas
kleiner als mancher Soldat und vielleicht…“
Was faselte er da eigentlich?! Und weshalb
schwieg Duncan in so eisernem Harren und wendete keine Sekunde seine Blicke von
ihm?
„Christen…“ So ruhig unterbrach Duncan sein
Stottern, dass der Prinz nun komplett verstummte.
„Erinnert Ihr Euch daran, was ich Euch im Krieg
gesagt habe, nachdem Ihr die Befehlsgewalt abgegeben hattet? Erinnert Ihr Euch?“
Er trat auf sein Gegenüber zu und funkelte ihn
aus lasziv niedergeschlagenen Augen heraus an.
„Ich bin mir bewusst, dass Ihr es, … dass du es warst, den ich geküsst habe.“
Ein kurzes Lächeln.
Duncan wollte noch etwas hinzufügen, als
Christen ihm zuvor kam, die Hände fest zu Fäusten geballt.
„Ich werde… dich nicht dafür hängen lassen. Aber
es darf nicht wieder vorkommen! Ich dulde nicht, dass so etwas noch einmal
passiert! Der Teufel muss hinter den Bäumen auf uns gelauert haben und fuhr in
uns, als er sich unbemerkt glaubte. Ich werde zum Schloss zurück reiten und die
Beichte ablegen…“
Er hob den Kopf und fing Duncans Blicke.
„Wir sollten es beide tun, wenn wir nicht in der
Hölle brennen wollen!“
Damit stapfte er davon.
Ein Abgrund schien sich zwischen ihnen aufzutun.
Duncan fühlte sich so hilflos in jenem Moment. So bitterlich hilflos, dass er
sich kurz mit der rechten Hand gegen einen Baumstamm stützen musste. Er fühlte,
wie sich der eiskalte Wind in seinen Haaren fing und war froh darüber, dass sie
ihm wie ein Schleier vor die Augen fielen, als er den Kopf senkte.
Ein bitteres Lachen stahl sich in seinen linken
Mundwinkel. Beinahe hätte er angefangen zu kichern, wenn sich ihm stattdessen
nicht dieses unbeschreibliche Gefühl der Ohnmacht aufgedrängt hätte.
/Zur Beichte gehen. Nennst du das also die Lösung für all deine Probleme?
Wir waschen uns rein, durch Buße. Wenn du wüsstest, dass ich bereits zu befleckt
bin, um jemals wieder rein zu sein… Doch du hast recht. Wenn die Hölle mir vorbestimmt ist, muss ich dich nicht an der Hand mit in
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