Ashes to Ashes (German Edition)
Frau. Irgendwann entfuhr ihm
ein kleines Seufzen.
„Wir nehmen sie jetzt besser mit zum Mütterchen.
Weiß sie denn, dass ihr hier seid?“
Das Mütterchen… Leila rümpfte bei diesem Wort
die Nase, genauso, wie es die alte Frau stets getan hatte, wenn Friedrich sie so
betitelte, aber irgendwann hatte sie schließlich begonnen, den Kopf nach diesem
Namen umzudrehen und seitdem wurde die Großmutter ihren neuen Beinamen nicht
mehr los.
„Natürlich nicht! Sie hätte doch nie erlaubt,
dass ich hierher komme! Sherryl hat mich einfach mitgeschleppt. Und dabei habe
ich gerade die Stube ausgefegt. Jetzt darf ich die Arbeit morgen noch zusätzlich
erledigen! Ich frage mich, was in sie gefahren ist! Seit wir hier sind, raunt
sie Dinge, die ich nur halb verstehen kann. Ob sie noch immer böse ist wegen…“
Friedrich zuckte schnell mit den Schultern und
zückte eine Kupfermünze aus der Hosentasche, schnippte sie auf den Tisch, dass
sie tanzend zum Liegen kam.
„Hilf mir mal, Leila!“, forderte er das Mädchen
auf, denn es war nicht leicht für ihn, sich Sherryl mit nur einem Arm auf die
Schulter zu laden. Tragen konnte er sie nicht, doch ihre Beine würden schon
gehorchen, wenn sie bemerkte, dass sie sonst beim Laufen stürzen würde.
Draußen war es bereits dunkel geworden. Die
weißen Wolken am Himmel trieben nicht mehr so dicht umeinander, gaben hier und
da den Blick auf winzige Sterne am Himmel frei.
„Kannst du das Pferd von der Tränke holen?“
Leila beeilte sich und huschte davon.
„Müng… verstlabb edde…“
Friedrich hob die Augenbraue, aber er konnte
beim besten Willen nicht verstehen, was Sherryl versuchte, ihm ins Ohr zu
flüstern. Wahrscheinlich waren es sowieso nur Belanglosigkeiten, die ihr eben
gerade im Kopf herumspukten.
„Mistkerl!“ Oha, wenigstens ein Wort, dass sie
fehlerfrei über die Lippen brachte. Leila nach zu urteilen, hatte sie es im
Laufe des Abends anscheinend auch ausführlich geübt.
„Er… hätte es mir sa... gen..“
„Friedriiiich!“, schrie es plötzlich aus der
Richtung der Pferdetränke und bald tauchte Leilas entsetztes bleiches Gesicht
aus dem Vorhang der Dunkelheit auf.
„Sie ist weg!“
„Was meinst du mit ‚sie ist weg’?!“
„Freya! Unser Pferd ist nicht mehr da! Sie ist
weg!“ Entsetzt schlug sie sich die Hand vor den Mund.
„Bist du auch ganz sicher, hast ordentlich
nachgesehen? Das kann doch nicht sein!“
„Überzeug dich selbst, wenn du mir nicht
glaubst!“
„Ich hab’ doch keine Ahnung, wie Freya aussieht!
Noch dazu bei Nacht!“
Sherryl regte sich mit einem Stöhnen in seinem
Arm und er blickte auf ihr schönes schlafendes Gesicht, dann zu Leila und wieder
zurück.
„Ich kann sie nicht den ganzen Weg zum
Mütterchen tragen!“
Und er selbst war auch nur zu Fuß unterwegs
gewesen…
„Wir leihen uns eins!“, schlug Leila vor, ließ
allerdings geknickt die Schultern sinken, als sie einsehen musste, dass
Friedrich wohl recht mit der Behauptung hatte, dass es um diese Zeit nicht
gerade einfach war, ein Tier zu „leihen“.
„Also schön“, beschloss er schließlich.
„Ihr könnt die Nacht nicht hier draußen
verbringen. Es ist zu kalt! Ich besorge euch morgen früh ein neues Tier, bis
dahin kommt ihr woanders unter. Ich war sowieso gerade auf dem Weg dorthin. Wir
werden sehen, was sich machen lässt…“, überlegte er mehr für sich selbst, als er
los schritt.
Sherryls warme Haut an seinem Gesicht und der
tiefe Einblick, den sie ihm - natürlich unfreiwillig, in ihr Dekolletee
gestattete, machten es ihm nicht gerade leichter, sich auf den Weg zu
konzentrieren.
Aber den Weg zum ‚Roten Fuchs’ hätte er auch im
Schlaf gefunden…
~22~
Gute Nacht
„Hey, Erik! Tut gut dich zu sehen, Mann! Na,
noch alle Glieder beisammen? Und das wichtigste ist hoffentlich auch noch am
richtigen Ort?“
„Meine Güte, Conrad! Gröl doch nicht immer so
durch die Gegend!“
Erik blinzelte ein bisschen verwundert, als er
am Schlosstor, welches er gerade eben selbst durchschritten hatte, seinen Freund
aus Kindertagen erkannte.
Conrad kratzte sich mit einem breiten Grinsen im
Gesicht über die kurzen Bartstoppeln, die er sich aus Faulheit gerne einmal
stehen ließ und beachtete nicht den Ellenbogen, den ihm die junge Frau an seiner
Seite keck in die Rippen rammte. Dabei hatte sie die Lippen geschürzt und wirkte
eher wie eine kleine Spitzmaus als dass
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