Ashes to Ashes (German Edition)
bedröppelt, lächelte dann aber freundlich und warf sich
den geflochtenen Zopf hinter die Schulter zurück.
Diese Bewegung kam Erik tatsächlich irgendwie
bekannt vor und plötzlich sah er ein kleines Mädchen vor sich, dass sich mutig
vor ihn gestellt hatte, als er von einer Bande roher Burschen mit Steinen
bedroht wurde.
„Adele…“, formte er abwesend mit den Lippen,
woraufhin die junge Frau stürmisch nickte.
„Siehst du, ich…“
Plötzlich huschte Erik mit einem „Ich muss los!“
davon, ohne dass er ihr noch Gehör schenkte, zwängte sich zwischen einer Gruppe
dicht stehender Geistlicher hindurch, zurück zum Schlosstor, als er ihn bemerkte.
„Da bist du ja endlich, Christen!“, kam er dem
Prinzen feurigen Schrittes entgegen, ergriff die Zügel, da er sie zugereicht
bekam und wartete, bis der Prinz abgesessen war.
„Dein Vater will dich dringend sprechen! Wir
sollten so schnell wie möglich zu ihm!“
„Das weiß ich bereits“, entgegnete Christen kühl
und richtete die Blicke suchend nach hinten, bis er Duncan ausfindig machen
konnte, der sich langsam durch die Meute schob.
„Wie gut, dass er stets weiß, wo er dich finden
kann!“, knurrte Erik lautlos, schüttelte auf Christens Nachfragen hin belanglos
den Kopf. Nichts, er hatte doch gar nichts gesagt!
Duncan warf er lediglich einen verächtlichen
Blick zu, bevor er sich abwendete und Christens Stute mit sich führte.
Zu dritt liefen sie auf das Schloss zu.
Wie immer wirkte es erhaben und unnahbar, doch
die graue fahle Luft ließ es an diesem Tag beinahe wie einen uneinnehmbaren
Felsen inmitten einer von Menschen belebten Landschaft erscheinen.
Christen entwich ein heimliches Seufzen, während
sie das Eingangstor durchschritten und auf den Innenhof traten, dessen
Eigenleben er sonst so gerne von der Balustrade herab beobachtete.
Er wartete, bis Duncan zu ihm aufgeschlossen
hatte und lief dann neben ihm her.
„Glaub mir, dieser Gang ist mir nicht weniger
zuwider als dir, Duncan!“
Im Grunde hätte er etwas ganz anderes sagen
wollen, wie…
„Geht es dir genauso wie mir? Meine Gedanken
verweilen dort, wo sie es nicht sollten. Nein, wo sie unter gar keinen Umständen
verweilen dürfen , da…“
„Wie lange wollt ihr beide euch eigentlich noch
anstarren? Steht hier wie zwei Salzsäulen! Ihr dürft die Augen jetzt abwenden
und wenn ihr dann vielleicht die Güte besäßet endlich diese vermaledeiten
Treppen zu eurer Rechten hinauf zu steigen, wäre ich euch sehr zu Dank
verpflichtet“, raunte es gelangweilt von weiter oben auf Christen und Duncan
herab, die sich beideverlegen räusperten
und gar nicht gemerkt hatten, dass sie mit ihren Blicken förmlich aneinander
klebten.
Sie sahen hinauf zu Erik, der sich genervt über
den Rand der kleinen Steinmauer beugte und wie eine kritische Zofe den Kopf
schüttelte.
„Da treibt es jemanden aber ganz stark zu meinem
Vater!“, blinzelte Christen Duncan heimlich zu.
„Sag, Erik, wieso begleitest du uns eigentlich?“
Auf eine unangenehme Art und Weise machte ihn
diese Frage wütend. Als wäre es nicht die natürlichste Sache der Welt, dass er , der er nun einmal Christens Leibritter war, stets an seiner Seite
weilte. Doch er zuckte lediglich gelangweilt mit den Schultern, um sich eine
bissige Bemerkung zu verkneifen.
Zu dritt stapften sie also durch den hohen
Säulengang. Gleichmäßig schlugen ihre Schritte auf dem harten Stein unter ihren
Füßen auf, dass ihr Echo mannigfach zu ihnen zurückprallte.
Ein Bediensteter sprang aus seiner sitzenden
Position auf, nachdem er die Ankömmlinge bemerkt hatte. Er verneigte sich tief
vor dem Prinzen.
Man hatte ihm bereits aufgetragen, den
Königssohn und seine etwaigen Begleiter einzulassen, also klopfte er lediglich
einmal kurz an die schwere Holztür, bevor er sie aufzog und später wieder hinter
ihnen schloss.
Es herrschte angespannte Ruhe im großen Saal.
Dunkelheit fing sich in vielen Ecken, konnte
lediglich durch das Leuchten der goldenen Kerzenhalter an den Wänden
unterbrochen werden.
Doch dies machte den Raum trotzdem nicht
weniger unwirtlich.
Der König stand mit dem Rücken zu ihnen, blickte
fast geistesabwesend aus einem kleinen Fenster. Mit Sicherheit hatte er sie
eintreten hören.
„Ihr wolltet mich sprechen, Vater?“, kniete
Christen in kurzer Entfernung vor ihm nieder. Er legte die rechte Hand ans Herz,
während er auf eine Reaktion
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