Ashes to Ashes (German Edition)
Feuerlanze !“
„Wollt Ihr uns für dumm verkaufen?!“, funkelte
ihn einer der großen Männer misstrauisch an, während er die Hand an das Heft
seines Schwertes legte.
„Das hatten wir nicht vor! Doch ebenso
lächerlich wie mir die Notwendigkeit eines Losungswortes erscheint, so habe ich
meine Antwort gewählt. Wisst ihr denn nicht, wen ihr vor euch habt? Öffnet die
Tür!“
„Schert euch davon! Und mögt Ihr der König
höchst persönlich sein! Ohne Losungswort ist Euch der Zutritt nicht gestattet!“
„Der Habicht fängt mir das Lamm!“
Die fremde Stimme hinter ihnen klang tief und…
beinahe zärtlich.
- Ein leises Abbild der Berührung, die Duncan
plötzlich auf seiner rechten Schulter spürte.
Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte er einen
großen Schatten an seiner Seite, starrte in zartes Grün, so zerbrechlich wie
dünnes Glas und dennoch tief wie der Ozean.
/Der Habicht fängt mir das Lamm…/
Nur für den Bruchteil einer Sekunde fanden sich
ihre Blicke, rissen ebenso schnell wieder ab, als der Fremde weiter schritt.
Finster war das Lächeln seiner Lippen.
Finster und dennoch… wunderschön.
Die Wachen gingen in die Knie, neigten ihr
Haupt.
„Lasst die Männer eintreten!“ Im Vorbeigehen
hauchte der Fremde den Wachen noch etwas zu, doch seine Worte drangen nicht bis
an Duncans Ohren, waren zu tief und verschwanden im allgegenwärtigen Lärm der
Stadt.
Wie gelähmt und bleiern schwer schienen die
Glieder des jungen Ritters, als er dem großen Mann hinterher sah und jede seiner
geschmeidigen Bewegungen beobachtete, die so unirdisch wirkten.
/Ich kenne ihn nicht und dennoch… ein Gefühl
von…/
„Mach schon!“, knirschte Erik leise und gab
Duncan einen vorsichtigen Schubs, der ihn aus seiner Starre löste.
Er blinzelte zweimal und trat endlich ein, hörte
nur noch das Quietschen der schweren Tür, die sich wieder hinter ihnen schloss.
„Was Besseres als „Omas Zwiebelkuchen“ ist dir
wohl nicht eingefallen! Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken! Was war das
denn für ein Kerl?!“, raunte Erik leise und richtete seine Blicke in die
Richtung, in die der Fremde verschwunden war.
„Hör zu… ich nehm’ den Ostflügel, du den
Westflügel. Wenn du was gefunden hast, verhalt dich ruhig und warte, bis wir uns
hier wieder treffen. An dieser Stelle, verstanden?“
„Verstanden!“
Erik und Duncan trennten sich ohne weitere
Worte. Die Vorhalle des großen Gebäudes war seltsamerweise wie leer gefegt, was
bedeutete, dass sich das Leben an anderer Stelle abspielen musste.
Langsam stieg Duncan die breite Treppe ins
Obergeschoss hinauf, nahm stets gleich zwei Stufen auf einmal, während er
oberflächlich die großen Wandteppiche begutachtete, die es hier in Hülle und
Fülle zu bestaunen gab.
Wer auch immer der Herr dieses Hauses war…
„Ja, ich hätte ihn am liebsten gleich
mitgenommen. Aber du weißt ja, was mein Mann zu sagen pflegt…“, erklang
plötzlich eine Frauenstimme am oberen Ende der Treppe, in die sich ein
schnatterndes Kichern mischte.
„Wem sagst du das, meine Liebe! Aber du hast
schon recht! Ich sollte auch…“ Die beiden Damen unterbrachen ihre Unterhaltung,
da sie plötzlich Duncan auf den Stufen bemerkten, schwebten in ihren prächtigen
Kleidern förmlich an ihm vorüber, während sie keinen Zoll seines Körpers mit
ihren Augen ausließen.
Er nickte ihnen höflich zu, woraufhin sie den
Gruß zart lächelnd erwiderten, steckten dann gleich wieder die Köpfe zusammen.
Wahrscheinlich war er es jetzt, über den sie sich die Münder zerfetzten,
darüber nachsinnend, wer er denn war und woher er kam.
Ein kalter Luftzug huschte durch den dunklen
Korridor am oberen Ende der Treppe. Es gab kein einziges Fenster hier.
Nur einige Kerzenständer, die an den Wänden
hingen, spendeten mit ihren kleinen tropfenden Kerzen ein dumpfes Licht, dessen
Schein wild flackerte, als müsse es darum kämpfen, nicht zu erlöschen.
Duncan bemühte sich leise zu gehen, ohne
wirklich zu schleichen, begutachtete die Türen, die zu seiner Linken in
unbekannte Zimmer führten. Vielleicht würde er ihn hier ja endlich finden,
vielleicht hielten sie den Prinzen hier irgendwo verborgen.
Die Hoffnung war schwach, doch er klammerte sich
daran fest wie ein kleines Kind am Busen seiner Mutter.
/Komm schon, Christen! Mach dich irgendwie
bemerkbar! Nur ein kleines Zeichen und ich
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