Ashes to Ashes (German Edition)
einziger Geselle. Das Glas, aus welchem Ihr
Eueren Wein trinkt, funkelt im matten Schein des Lichtes, als Ihr es zu Euren
Lippen hebt. Ich bin wie erstarrt.
Gott hilf mir, weshalb vermag ich es nicht,
meine Augen von Euch zu nehmen? Wie ein Raubtier haltet Ihr mich mit Eueren
Blicken fest, dennoch scheine ich Euch so gleichgültig wie eines der
Wandgemälde, an die Ihr keinen Moment Euerer Aufmerksamkeit verschwendet. Ich
sollte gehen.
Wahrlich, es wird höchste Zeit!
Ein Lächeln huscht über Euere Lippen, als Ihr
mein Zögern bemerkt.
Nein, kommt nicht näher! Euere Nähe halte ich
nicht aus.
Engelsgleich und teuflisch.
Geschmeidig wie ein Jäger, der seine Beute
sicher ins Auge gefasst hat! Ich spüre Euere Wärme auf meiner Haut.
Ihr seid verflucht groß, könntet mich mit Euerem
Schatten verschlingen.
Und Nacht webt sich durch Euer Haar.
Ihr tragt es ungewöhnlich lang für einen Mann.
Wie ein zweiter Umhang liegt es über Eueren Schultern und passt sich jeder
Bewegung an, die Ihr macht.
Kommt nicht zu nahe! Was tut Ihr nur?!/
Langsam beugte sich der Fremde über ihn, legte
die Hand hinter Duncan an die Tür.
„Wenn… die Zeit kommt… beenden wir es... Es wird
nicht dein Ende sein!“
/Was redet Ihr da? Ich verstehe nicht, was Ihr
sagen wollt…/
„Du… suchst etwas… Wenn du etwas suchst,
solltest du nicht länger hier stehen, sondern…“
Die Tür klackte und der Fremde machte einen
Schritt zurück, zog sie ein Stück weiter auf.
„…Geh jetzt!“
Er wandte sich ab, schritt erneut zu dem kleinen
Tischchen neben dem Sofa, griff nach seinem Weinglas und nippte daran.
Er wendete sich nicht noch einmal nach dem
Ritter um, doch in seinem tiefsten Inneren wusste Duncan, dass er lächelte.
– Wie zuvor. Er lächelte und es war so kalt,
dass er endlich begriff…
/Ihr könnt kein Engel sein…/
Leise schlüpfte Duncan durch den Türspalt, zog
das schwere Holz dann hinter seinem Rücken zu. Er atmete flach, pfiff kurz durch
die Lippen, während er sich die Haarsträhnen aus der Stirn schob, die nach vorne
gefallen waren.
„Der Kerl ist mir irgendwie unheimlich…“
Mit langem Hals spähte er um die Ecken,
vergewisserte sich, dass der Korridor leer war und setzte seine Suche endlich
fort.
/Ihr könnt kein Engel sein…/
Die anderen Zimmer waren ebenso finster und leer
wie das erste. Wo konnten sich all die Menschen, die durch den Eingang
geschritten waren, denn nur aufhalten?!
Zwar wirkte das Gebäude von außen sehr imposant,
dass es allerdings so riesig war, dass sich beinahe ein ganzer Hofstaat darin
aufzulösen schien, hätte Duncan wirklich nicht erwartet.
Eine weitere Treppe schloss sich an den Flur an,
gabelte sich schließlich in zwei Richtungen auf.
Wenigstens drang hier das Tageslicht durch die
matten Scheiben der Fenster und wenn er angestrengt lauschte, konnte er in
einiger Entfernung Stimmen ausmachen.
Vielleicht kam er seinem Ziel jetzt endlich ein
wenig näher!
Auch hier verbargen etliche Türen kleine und
große Zimmerchen, die es zu untersuchen galt.
Leise schob er sie einen Spalt auf, lugte nach
innen und stellte meistens fest, dass sie unbewohnt waren, lediglich
ausgestattet mit allen möglichen Kostbarkeiten und…
Plötzlich spürte er einen spitzen Druck gegen
sein linkes Schulterblatt.
„Ich glaube nicht, dass es dir gestattet ist,
hier herum zu schnüffeln…, Duncan! Eine falsche Bewegung und mein Dolch landet
in deiner Brust!“
Der junge Ritter erstarrte, richtete sich auf
und wendete sich ganz vorsichtig, mit erhobenen Händen seinem Gegenüber zu.
„Friedrich…“, war alles, was er hervor brachte.
~31~
Was am Tage mir verborgen
blieb...
„Es ist mein voller Ernst, Duncan! Eine falsche
Bewegung von dir und es wird deine letzte gewesen sein!“, knurrte Friedrich
wachsam mit knirschenden Zähnen, während er sein Gegenüber aus halb
geschlossenen Lidern starr betrachtete.
„Geh da hinein!“, befahl er barsch mit einem
Kopfnicken in Richtung Tür.
„In dieses Zimmer?!“
„Genau in eben dieses Zimmer! Und versuch keine
Dummheiten, verstanden?“
Duncan schluckte, wobei er gehorsam die Hand auf
den Türgriff legte. Wie ein fremder Beobachter bemerkte er das Zittern seiner
Finger, den spitzen Druck an seinem Rücken, welcher ihn zwang, voran zu gehen.
Er hatte so viele Fragen, die ihm auf der Seele brannten, doch stattdessen übte
er sich in
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