Ashes to Ashes (German Edition)
werde.../
Nichts.
/Wenn ich deinen Namen rufe… hier mitten auf dem
Gang… würdest du mich hören? Doch so töricht bin wohl selbst ich nicht…/
Vorsichtig schob er die erste Tür einen Spalt
auf, horchte angestrengt in die Finsternis, die aus ihr hervorquoll, lauschte
auf einen Atemzug, auf das Knarren eines Stuhls. Doch nichts als unheimliche
Stille wartete auf ihn.
/Wenn ich all diese Zimmer hier durchsuchen
soll, bin ich bis zum Einbruch der Dunkelheit unmöglich fertig…/, zuckte ihm der Gedanke durch den Kopf, aber er
verdrängte ihn sogleich wieder und schlich zur nächsten Tür.
Plötzlich ertönte das gleichmäßige Poltern von
Schritten, deren Echo sich in den engen Mauern des Korridors fing.
/Wölfe!/, schrie sein Verstand. - Wolfsmasken, die er nur schemenhaft im bronzenen Schein
der Kerzen erahnen konnte.
Blitzschnell, doch geschmeidig presste er sich
gegen die Wand.
/Wenn sie mich hier sehen, hab’ ich keine Chance
mehr, den Prinzen…/
Sie kamen näher, unterhielten sich in ihrer
krächzenden Tonlage und dem fremdländischen Akzent, hatten Duncan noch nicht
bemerkt?
/Ich muss hier verschwinden... muss hier
schnellsten verschwinden, wenn…/
Ohne lange nachzudenken schlüpfte er - so
lautlos es ihm möglich war, durch die Tür in eine Dunkelheit, die ihm im
vorherigen Zimmer noch undurchdringlicher erschienen war.
Sein Atem ging stoßweise. Er schloss die Augen,
denn er konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass sie seine Blicke auf sich
gerichtet wüssten, wenn sie an der Tür vorbei kamen.
Und so verharrte er reglos einen Moment,
lauschte auf ihr Näherkommen, auf die Worte, die wie ein undeutliches Brummeln
zu ihm herüber drangen.
Sie schritten vorüber.
Duncan atmete auf.
Doch plötzlich verebbten die Geräusche, zu
abrupt. Hatten sie ihn bemerkt? Aber wie verflucht noch mal…?!
Energisch ließ er seine Hand an das
vermeintliche Heft seines Schwertes gleiten und erinnerte sich entsetzt, dass er
keines bei sich trug.
Worauf warteten die Burschen da draußen?! Wenn
sie bereits direkt vor der Tür standen und sie gleich aufstoßen würden, wäre er
bereit. – Bereit für was? Einen Kampf mit bloßen Händen und Füßen?!
Er lächelte bitter.
Da! Wieder hallten Schritte durch den Gang,
dieses Mal in die andere Richtung und … verebbten schließlich im Nirgendwo.
/Gott, wenn ich mich weiterhin so anstelle,
finde ich ihn nie!/
Aus Anspannung hatte er vergessen zu atmen,
weshalb er jetzt ein kleines Keuchen ausstieß, als er sich mit dem Rücken von
innen gegen die Tür lehnte und kurz die Augen schloss, um noch einmal tief
durchzuatmen.
„Was glaubst du hier zu finden?“
Duncan meinte zu träumen, einen Widerhall der
unendlich tiefen Stimme des Fremden zu hören, die ihm auch jetzt einen warmen
Schauer über den Rücken jagte.
Langsam schlug er die Augenlider auf, wurde sich
erst jetzt des bronzenen Lichtes bewusst, von welchem der Raum erfüllt war, das
jedoch die Dunkelheit in seinem Schein nicht vollkommen verschlucken konnte.
/Was glaubst du hier zu finden?/
Immer wieder kreisten diese Worte in seinen
Gedanken, als wollte er selbst nach der Antwort suchen. Dabei wusste er sie
bereits… und dennoch…
Christen. Christen.
Wo bist du?
Eine Bewegung in der Dunkelheit ließ den jungen
Ritter einen Schritt zurück weichen. Er kniff die Augen zusammen, um die
Konturen des Schattens besser zu erkennen.
Mit Entsetzen stellte er fest, dass er nicht
allein war.
Das Zimmer war groß, die Wände hoch und… mit
aufwendigen Gemälden verziert, deren Farbenpracht jedoch im schummrigen Licht zu
einem einheitlichen Hell und Dunkel verschmolz. Keine Fenster.
Weshalb hatte dieses Geschoss kein einziges
Fenster? Es schien beinahe hermetisch abgeschlossen, ein Käfig in einer zähen
Finsternis.
Duncans Herz setzte für einen Moment aus, als er
zu dem großen Sofa hinüberstarrte, auf welchem sitzend er den Schatten erkannte.
Das tanzende Licht eines Kerzenständers floss
wie ein seidener Vorhang über das ebenmäßige Gesicht der fremden Person, fiel
seitlich in das gläserne Grün der wunderschönen Augen, dass sie noch heller
erschienen, als sie ihm in Erinnerung waren.
/Wer seid Ihr nur?/
Ein Engel… oder der Teufel, der sich mir jetzt
zeigt, da ich eine unverzeihliche Sünde begangen habe?
/Wie eine Statue sitzt Ihr auf dem Sofa und die
Stille der Einsamkeit scheint Euer
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