Ashes to Ashes (German Edition)
verschmälerte er die Augen, zuckte innerlich zusammen, ungewollt.
/Duncan... Kein Zweifel... Er ist es.../
„Ich weiß, dass die Pflichten des Hofes nicht
immer leicht zu erfüllen sind...“
/Was tust du da, Duncan? Seit wann verbringst du
deinen Morgen damit, am Waschbrunnen der Weiber zu lungern?!/
„Doch ... das ist der Preis für die Ehrfurcht
und das Vertrauen, die uns entgegen gebracht werden. Wir können uns
Pflichtvergessenheit nicht erlauben.“
/Geht es dir nicht gut?/
„Der Feind nutzt jeden Fehltritt zu seinen
Gunsten, deshalb...“
/Weshalb erzählst du mir das alles, Vater?! Als
ob ich es nicht wüsste... Duncan kippt sich einen Eimer Wasser über den Kopf und
bettet die Stirn auf die gebeugten Arme. Wisst Ihr, weshalb? Was hat er denn
vor?/
„Christen, Junge... hörst du mir überhaupt zu?!“
Albas tiefer Bass riss den Prinzen unsanft aus
den Gedanken und Christen blinzelte kurz.
„Ich habe das Gefühl, du siehst an mir vorbei!
Was kann im Schlosshof so interessant sein, dass du meinen Worten nicht folgen
magst?!“ Der König wendete den Kopf, lächelte dann schief, als er das rege
Treiben unter sich beobachtete.
„Eine Mätresse hätte dir nicht schlecht getan.
Du hättest mein Angebot damals annehmen sollen. Es ist nichts Falsches daran,
sich an der Schönheit der jungen Damen zu ergötzen, aber vergiss nicht, dass du
bald Bernadette ehelichen wirst. Wenigstens vor der Hochzeit solltest du dich
ein wenig zusammen reißen. Was du hinterher treibst, bleibt dir überlassen!“
Verwirrt strich sich Christen durch sein Haar,
versuchte das schelmische Grinsen seines Vaters zu erwidern, doch es prallte an
ihm ab. Er nahm an, dass seine Miene eher wie die eines der ehernen Götzenbilder
wirkte. Doch es war ihm gleichgültig.
„Natürlich habe ich Euch zugehört, Vater. Und
ich werde mir Euere Worte zu Herzen nehmen. Doch ich bitte Euch, mich jetzt zu
entlassen, denn ich habe mir ein Bad bereiten lassen und möchte es doch gerne
einnehmen, solange es noch warm ist.“ Er verbeugte sich höflich, nachdem Alba
unter einem Grummeln zugestimmt hatte.
„Du weißt, dass Lionel bald hier sein wird. Mach
nicht zu lange, hörst du? Er duldet keine Verzögerungen und als künftiger
Bräutigam seiner Tochter ist es deine Pflicht, bei der Inspektion anwesen zu
sein!“
„Wie könnte ich je pflichtvergessen handeln!“
Die Antwort klang stumpf, doch der König lächelte zufrieden und wandte seinem
Sohn endlich den Rücken zu.
Langsam... ganz heimlich, wanderten Christens
Augen noch einmal zum Waschbrunnen.
„Dummkopf! In der Kälte wirst du dir den Tod
holen!“
Dann verschwand er hinter der Tür zu seinem
Gemach.
***
„Verflucht!“
Duncan kauerte an der kalten Steinmauer des
kleinen Brunnens, welchen die Mägde normalerweise zum Wäschewaschen benutzten.
Verkrampft grub er die eisigen Finger in sein
braunes Haar, spürte dabei nicht einmal, dass es tropfend nass war. Überhaupt
schien er in diesem Moment nichts zu spüren, nicht einmal die garstige Kälte des
Oktobermorgens, die sich mit ihren harten Armen in seinen Körper krallte.
„Was hab’ ich nur getan?“, presste er knirschend
aus zusammengebissenen Zähnen hervor, unterdrückte ein schweres Seufzen, das in
seiner trockenen Kehle steckte.
„Was in Gottes Namen habe ich nur getan?!“
/Beruhige dich, Duncan... du... kannst nicht mit
Sicherheit sagen, dass du.../
„Ich höre noch sein Stöhnen... die tiefe
Stimme... fand seinen … über mir…, also sag mir nicht, dass nichts geschehen
ist!“
/Vielleicht träumst du ja nur. Ein absurder
Traum, wieso auch nicht? Im Schlaf sind wir unberechenbar./
„Duncan... Duncan... da bist du ja! Ich suche
dich schon den ganzen Morgen!“ Ein unsicheres Lächeln sprang dem jungen Mann
entgegen, doch Duncan senkte sogleich wieder die Augen.
/Im Schlaf sind unsere Sünden nichtig, da wir
keine Kontrolle über unseren Geist haben.../
„Willst du damit sagen, dass ich unterbewusst
von einem Mann genommen werden will?! Red keinen Unsinn!“
„Was sagst du?!“
Duncan schüttelte abwesend den Kopf. Es war gut,
dass Alan sein Nuscheln nicht verstanden hatte. Alan...
/Du hättest es genauso gut sein können... Alt
genug bist du ja, um deinen Speer in eine willkommene Höhle zu treiben... Es
könnte jeder sein... Ich denke wirres Zeug... Beruhige dich, Duncan... blei’
ganz ruhig.../
„Hast du vergessen, dass
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