Ashes to Ashes (German Edition)
Aber dem Königreich
blieb einfach keine andere Wahl. Sie waren eingekreist von feindlichen Gebieten
und es war nur eine Frage der Zeit, wann diese Anspruch auf Lanion erheben
würden. Sie brauchten Unterstützung, wo es nur ging.
„Christen... willst du mir nicht den Ritter
vorstellen, den dir dein Vater zur Seite gestellt hat? Es wäre doch schade,
würde einem solch bedeutenden Mann keine besondere Aufmerksamkeit zuteil!“
Der Prinz trat vor seinen Onkel, nickte ihm fest
zu, auch wenn er sich im Stillen fragte, weshalb sich Lionel so sehr für seinen
persönlichen Begleiter interessierte. Es war nicht in allen Königreichen Sitte,
einen eigens zugeteilten Ritter zu haben, aber in Tesalien verhielt es sich
nicht anders als in Lanion, woher also kam dieses besondere Interesse?
Christen räusperte sich kurz, starrte in die
leblose Menge aus blinkendem Stahl vor sich, deren Körper ebenso Grau war wie
der Oktobermorgen. - Ebenso grau, wie das Gefühl, welches sich in seinem Magen
festkrallte und ihm die Stimme versagen ließ. Betreten senkte er kurz die Augen,
bevor er laut „Erik!“ ausrief.
Duncan zuckte bei diesem Namen zusammen.
Erik.
Erik.
/Wie dumm von mir. Wie dumm. Habe ich meinen Namen erwartet? So hast du also
Wort gehalten, Christen... Erik.
Vielleicht... vielleicht ist es gut so. Wenn
du... mir nicht vertraust, kann keiner verlangen, dass du freiwillig dein Leben
in meine Hände legst. Ich hätte es bewahrt. – Mit all meiner Seele. Und das
weißt du... du weißt es und doch... willst du es nicht... Vielleicht ist es gut
so!/
Ein junger Bursche mit fuchsrotem Haar schob
sich durch die Reihen, verbeugte sich tief vor den Herrschaften. Er nickte
knapp, hatte wohl auf eine Frage des Königs geantwortet. Vielleicht auch nicht,
es war Duncan egal. Die Worte drangen nicht zu ihm herüber.
Plötzlich stieß ihn sein Nachbar unsanft an der
Schulter.
„Geh schon! Der König verlangt nach dir!“,
murmelte er Duncan zu, bemerkte dabei nicht den verwirrten Gesichtsausdruck des
jungen Ritters.
„Soll das ein Scherz sein?“, wollte er fragen,
doch die Worte blieben ihm im Hals stecken, als er Albas Blicke auf seinen
Schultern spürte und das betretende Schweigen um sich herum wahrnahm.
„Brauchst du eine extra Einladung, Junge?“,
mischte sich plötzlich Gabriel ein, der die ganze Zeit stumm in der Runde der
königlichen Herrschaften gestanden hatte und sich hin und wieder an den
gelangweilten Gesichtern der Ritterschar vor ihnen ergötzt hatte. Endlich bahnte
sich Duncan einen Weg nach vorne, verneigte sich höflich.
„So hat man dich also ersetzt. Weshalb?“
Der finstere Blick Lionels traf ihn mit voller
Wucht.
Er meinte den Boden unter seinen Füßen zu
verlieren und der schwere Stahl seiner Rüstung drohte ihn in die Knie zu
zwingen.
/Man hat mich ersetzt... Weshalb, weshalb...
Habt Ihr mich deshalb zu Euch gerufen, um mir diese Frage zu stellen?/
„Christen schweigt darüber. Doch sicherlich
wirst du uns sagen können, was der Grund für den Sinneswandel meines Neffen
ist?“, hakte Lionel weiterhin mit bittersüßer Stimme nach. Duncan blickte kurz
zu Christen, doch dieser hatte seine Aufmerksamkeit in ein nicht vorhandenes
Nichts gerichtet, hielt die Hände zu Fäusten geballt.
/Was erwartest du jetzt von mir, Christen? Dass
ich ihnen von meinem Fehltritt berichte, den ich doch nur in deiner eigenen
Fantasie begangen habe? Dass ich ihnen ein Märchen erzähle, irgendeine Lüge
auftische, dass sie dich endlich in Ruhe lassen? Dich und mich? Woher weiß
Lionel, dass ich ursprünglich an deiner Seite war? Hast du es ihm etwa gesagt?
Willst du dich so an mir rächen... für etwas, dass ich gar nicht verbrochen
habe?!
Und immer wieder frage ich mich, was so schlimm
gewesen wäre, hätte ich es getan. - Hätte ich die Nacht am Busen einer oder
mehrerer Frauen verbracht. Das tun alle Männer, oder nicht?
Bei allen anderen ist es gleichgültig, man redet
nicht darüber, aber der Leibritter des Prinzen…
Es kann nicht sein, dass du von deinem Begleiter
ewige Keuschheit erwartest... dann wärst du allein. Allein, Christen.../
„Wie ich sehe, willst du auch nicht reden“,
holte ihn Lionels harte Stimme aus den Gedanken.
„Nun denn, ich kann es mir auch so ganz gut
selbst ausmalen. Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm. Bestell deinem Vater
einen schönen Gruß von mir. Er hätte besser daran getan,
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