Ashes to Ashes (German Edition)
seinen verräterischen
Samen nicht in den giftigen Schoß einer Dirne zu pflanzen. Man sieht ja, was
dabei herauskommt!“ Damit wendete er sich ab, rümpfte angewidert die Nase.
Stille.
„Für die Fehltritte meines Vaters bin ich nicht
verantwortlich! Ich bin es nicht!“ Er wollte diese Worte laut schreien, wollte
sie aus seiner Seele brüllen, dass sie jeder hörte. Doch stattdessen blieb er
stumm. Es war die Sache nicht wert. Sein Vater wäre weitere Schwierigkeiten
nicht wert. Sein Va... ter...
In jenem Moment kam er sich so ausgeliefert vor,
hier vor den Augen seiner Kameraden. Er wusste, dass heimlich ihre Blicke auf
seinen Schultern ruhten, denn er konnte ihre unglaubliche Last spüren.
Alba warf ihm ein kurzes Nicken zu, als wolle er
ihm damit Trost spenden, als könne er damit so einfach rückgängig machen, was
Lionel ihm an den Kopf geworfen hatte.
Und vielleicht hatte er es sich auch nur
eingebildet, dann als sich der König schließlich zum Gehen wandte, war sich
Duncan nicht mehr sicher, ob diese kleine Geste überhaupt ihm gegolten
hatte.
Warum sollte auch der König Anteilnahme an
seiner Situation nehmen? Vielleicht bedauerte er ja selbst, dass seine Wahl so
schlecht ausgefallen war und er Christen den falschen Mann zur Seite gestellt
hatte.
„Hey!“, ertönte plötzlich eine ihm vertraute
Stimme neben seinem rechten Ohr und er zuckte dabei zusammen, als er aus seinen
Gedanken hoch schreckte.
„Alles in Ordnung bei dir?“, bohrte Friedrich
nach, betrachtete ihn dabei mit großen unschuldigen Augen.
„Friedrich! Du bist ein bisschen zu spät dran,
Kerl! Du bist uns was schuldig! Es war nicht leicht, deinen leeren Platz so
aufzufüllen, dass die Einheit der Reihen nicht zerfallen ist!“
Eine kleine Horde gleichaltriger Männer grinste
Friedrich breit entgegen und erntete dafür ein ebenso spitzbübisches Lächeln.
„Wo hast du gesteckt?“, wollten sie wissen,
während sie sich ihm näherten. Keck lehnte sich Friedrich auf Duncans Schulter,
klopfte sich stolz auf die Brust.
„Ich musste noch einer dringenden Angelegenheit
im ‚Roten Fuchs’ nachgehen, wenn ihr versteht, was ich meine.“
Die Männer grölten, pufften ihren Freund in die
Rippen.
„Als ich hier war, war die Heerschau schon in
vollem Gange und ich dachte mir, es wäre klüger, hier vor der Mauer zu warten.
Schließlich hatte ich eine wunderbare Aussicht von dort!“
Er schwenkte seinen Arm nach rechts zu einem
großen Baum, dessen Wipfel die Stadtmauer überthronte.
„Ich hoffe nur, dass mich die Wachtposten nicht
gesehen haben, als ich beim ersten Versuch, ihn zu erklimmen, herunter gefallen
bin wie ein vertrockneter Frosch!“
Das Funkeln eines kleinen Jungen trat in seine
Augen, wobei er sich an die Nasenspitze tippte und mit der Zunge schnalzte.
„Ich lad euch auf ne Runde im ‚Tanzenden Bär’
ein und jetzt hört auf zu lachen, bevor die anderen noch dumme Fragen stellen!“,
befahl er in gekünstelt strengem Ton und kicherte anschließend noch einmal, als
seine Kumpanen schließlich mit einem Augenzwinkern davonliefen.
Für einen Augenblick herrschte Schweigen.
Friedrich löste sich von Duncans Schulter. Seine
Miene wurde ernst, während er seinen Freund von der Seite musterte.
„Entschuldige...“, murmelte er heiser.
Duncan hob den Kopf und sein inzwischen
getrocknetes Haar wippte im Wind. Er versuchte ein leises Lächeln in seine
Mundwinkel zu zaubern.
„Normalerweise bin ich es doch, der sich
in derlei Situationen bringt, nicht du!“, sprach er dann, doch Friedrich tat es
mit einem Schulterzucken ab.
„Ich kann mich nicht erinnern, dass du jemals zu
spät gekommen bist! Aber in vertrackte Situationen gerätst eigentlich meist du,
da hast du recht! Sag, Duncan! Was hältst du von einem gemütlichen Abendessen
bei mir zu Hause?“ Beinahe überrascht wendete Duncan den Kopf zu Friedrich.
/Du hast doch die ganze Szenerie eben mit
angesehen. Und dennoch stellst du keine Fragen? Ich danke dir.../
„Also was ist? Heute Abend sieben Uhr? Mutter
plant dich schon mit ein. Sie meinte, ich solle einen Freund mitbringen!“
Duncan überlegte kurz, nickte dann zögerlich.
„Prima!“, puffte ihn Friedrich an den Arm.
„Dann will ich mich jetzt mal zum
Schlossermeister begeben! Wir sehen uns also heute Abend! Sei pünktlich!“
Er machte einen Hopser, fröhlich wie ein kleines
Kind und ebenso... unbeschwert, bevor er
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