Ashes to Ashes (German Edition)
heute König Lionel an
den Hof kommt, um die Truppen zu inspizieren?“, fuhr Alan fort, hockte sich zu
Duncan auf den Boden, beäugte ihn neugierig.
„Du siehst fertig aus. Soll ich Maria bitten,
dir ein heißes Bier zu bereiten, damit du dich besser fühlst? Bist du krank?
Duncan?“ „Alan... sei so gut und lass mich allein...“
Nur ein leises Flüstern huschte über seine
Lippen und dennoch klang es energisch.
„Es ist kalt hier draußen und du bist nass bis
auf die Knochen. Komm in die Küche. Ich hole deine Rüstung. Mach schon,
Duncan... König Lionel wird sicher bald hier sein. Wenn dann nicht alle in Reih’
und Glied stehen...“
Schwerfällig erhob er sich schließlich, wobei
sich kleine Kieselsteine in seine Handflächen gruben. Er strich sie an der Hose
ab.
„König Lionel kommt an den Hof...“, wiederholte
er die Worte des Jungen, der mit großen festen Schritten vor ihm in Richtung
Küche eilte. Dabei sah dieser sich ab und zu nach Duncan um, als wolle er sicher
gehen, dass er ihm auch folgte.
„Man hat mich... nicht unterrichtet...“
Wenig später ertönte der Klang eines Hornes im
Vorhof des Schlosses. Rote Fahnen wurden gehisst, als man die Tore zur Stadt
öffnete. Duncan hasste es, wenn er sich wie eine Marionette in die Reihen seiner
Genossen fügen musste. Er hasste es, den blank polierten Stahl seines
Vordermanns blinken zu sehen, denn dann wusste er, dass auch er ein solch
einheitliches Bild abgab. Manch einer bezeichnete die Reihen der königlichen
Krieger als edel, stolz und stark. Er jedoch wusste, dass ein jeder seine Ängste
im Herzen trug, sie einzuschließen versuchte, so gut es ging, um Mut und...
Zuversicht, Stärke und... Unbesiegbarkeit auszustrahlen. - Alles Trugbilder, die
die meisten vergessen würden, sobald sie in den Krieg zogen. Doch der Krieg war
noch weit entfernt, hatte zumindest die Tore Lanions noch nicht erreicht. Sie
waren alle Tölpel zu glauben, dass diese Heerschau nur der Belustigung diente!
/Tölpel, ... genau wie ich einer bin.../
Starr hatten die Männer ihre Blicke nach vorne
gerichtet, als endlich König Lionel in den Hof einritt, gefolgt von König Alba
und seinem Sohn.
/Christen.../
Kurz schweiften Duncans Augen ab, glitten über
die Silhouette des Prinzen, über das dunkle Rot seiner Robe, die sich wie eine
zweite Haut an seinen schlanken Körper schmiegte. Plötzlich trafen ihn zwei
meerblaue Augen.
Hart war ihr Blick und Duncan konnte schwören,
dass ihm diese Härte galt, auch wenn große Entfernung zwischen ihm und
Christen lag und er nicht einmal sicher gehen konnte, dass der Prinz ihn
zwischen all den Rüstungen ausmachen konnte. Er richtete die Augen wieder
geradeaus.
„Eine Verbindung mit Tesalien käme dir durchaus
zugute, nicht wahr lieber Schwager? Eure Truppe scheint mir stolz und dennoch
zerbrechlich wie ein morscher Ast im Sturm. Ist das alles, was ihr zu bieten
habt?“ Fest klang König Lionels Stimme. Fest und tief, als er vor den Rittern
des Königs auf und ab schritt. Manchmal blieb er stehen, um den ein oder anderen
genauer zu mustern, verzog jedoch keine Miene dabei.
„Natürlich haben wir mehr zu bieten als diese
paar Mannen, Lionel. Aber für eine so kurzfristige Heerschau, die zudem aus
reinem Interesse heraus und nicht aus einer Notwendigkeit entsprang, nahm ich
an, du würdest dich mit dem Aufgebot meiner treuesten und tapfersten Männer
vorerst zufrieden geben“, warf König Alba grimmig zurück.
Duncan wusste nicht, worauf die Feindseligkeit
der beiden Männer beruhte. Es gab Gerüchte über Verrat und Hinterhalt, aber
diese hafteten im Grunde einem jeden Herrscher an, also gab er nicht viel
darauf.
„Wenn ich die Hand meiner Tochter in die deines
Sohnes legen soll, dann will ich natürlich auch wissen, dass es starke Hände
sind, die sie empfangen. Das wirst du sicherlich verstehen!“
Christen senkte den Blick bei diesen Worten. Er
hielt sich im Hintergrund, stets halb verborgen hinter der wuchtigen Gestalt
seines Vaters, anwesend, aber doch nicht vorhanden - wie ein Schatten, der dem
König folgte.
Er hatte verflucht noch mal nicht darum
gebettelt, mit Bernadette vermählt zu werden. Er hätte sogar lieber darum
gebeten, nicht heiraten zu müssen. Also was fiel Lionel jetzt ein, seinen
Vater einer solch peniblen Prüfung zu unterziehen? Eigentlich müsste es Lanion
sein, das Forderungen an Tesalien richtete, nicht umgekehrt.
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