Ashes to Ashes (German Edition)
Christens
Duft, nach Wind und klarer Kühle einer Winternacht. Unvergesslich war er ihm bei
ihrer Umarmung in Mark und Bein gedrungen und auch jetzt meinte er einen zarten
Hauch davon wahrzunehmen.
/Kannst du fühlen, wie du mich verunsicherst...?
– Du weißt es nicht einmal.../
„Seid Ihr gekommen um mich in meine Schranken zu
weisen?“ Duncan empfand seine eigene Stimme als unendlich rau, als er die Stille
brach. Sie standen Seite an Seite, hielten ihre Blicke in die Ferne gerichtet
als würde sie der helle Streifen am Horizont in seinen Bann ziehen. Christen
antwortete nicht gleich, senkte kurz den Kopf um später Duncans Profil zu
mustern.
„Sollte ich dich... für etwas in die Schranken
weisen, für das ich dir nie welche gesetzt habe?“, begann er leise.
„Erik ist ein guter Mann. Nur manchmal scheint
er zu vergessen, dass ich der Prinz bin...“ Ein kurzes Seufzen entwischte
seinen Lippen.
„Manchmal wünschte ich... Erik versucht
lediglich mir einige Sorgen und Belanglosigkeiten abzunehmen...“
„Das scheint ihm ja viel Freude zu bereiten,
wenn er meint, Befehle erteilen zu müssen!“
„Ich bin nicht gekommen um mit dir über Eriks
etwaiges Fehlverhalten zu diskutieren!“
„Ist das so...“
„Er macht seine Sache gut und ich... vertraue
ihm!“
Plötzlich wandte sich Duncan Christen zu,
starrte ihm offen ins Gesicht. Seine Lippen bebten und er kniff seine Augen zu
dunklen Spalten zusammen.
„Wenn du ihm vertraust, ist er ein guter Mann!“,
sprach er gepresst, während er sich geschmeidig und langsam abwendete.
„Entschuldigt mich jetzt, Hoheit... Ich habe
noch etwas zu erledigen, bevor die Nacht vorüber ist!“
„... ... ... Du hast dich kein bisschen
verändert, Duncan MacNoénn!“ Ein leises Lächeln umspielte Christens Lippen.
„Du hast eigentlich gar nichts gegen Erik. Dich
stört doch nur, dass er jetzt an deiner Stelle steht! Das macht dich innerlich
rasend vor Wut, aber das einzige, was du tun kannst, ist davon zu laufen. Vor
mir? Warum?“
/Sag nicht, dass ich es war, der den Abstand suchte! Stets
warst du es, der sich mir entzog! Wie kannst du jetzt.../
„Ist es, weil ich stets Gefahr laufe, mich vor
dir wie ein kleiner Junge zu verhalten, der nach Sicherheit sucht?“
Stille. Duncan hielt in seinen Bewegungen inne,
hörte Christens Worte und nahm sie dennoch nur verzerrt und unwirklich wahr. Er
tat einen tiefen Atemzug, richtete sich abrupt dem Prinzen entgegen.
„Wenn ich doch nur den kleinen Jungen in dir
sehen könnte, Christen!“, knirschte er aus zusammengebissenen Zähnen hervor und
dem Prinzen entging nicht, wie sich dabei seine Augen verdunkelten.
Weshalb konnte er es nur nicht?! Wieso schrie er
es sich nicht einfach aus der Seele, weshalb ihm nicht einfach entgegen,
was er die ganze Zeit versuchte zu unterdrücken, zu vergessen, weil es einfach
undenkbar und absurd war? – Was ihm den Himmel auf ewig entreißen würde?!
„Christen... ich...“
„Ich hätte dich nicht so anfallen sollen...
vorhin...“, lächelte ihm der Prinz sanft entgegen, so unschuldig.
„Aber wenn ich dich sehe, muss ich an unser zu
Hause denken. An den Tag, als ich dir zum ersten Mal beim Üben mit den Jungen
zugesehen habe. Weißt du noch, wie wundervoll die Sonne im Schlosshof geglitzert
hat? Manchmal träume ich nachts davon und bin dann am Morgen übellaunig, weil
mich doch nur karge Landschaft und der Gestank des Krieges umgibt. Die Menschen
sterben und jeden Tag frage ich mich, wozu! Ist ihr Glaube an ihr Heimatland so
stark, dass sie freiwillig und stolz ihr Leben geben oder ist ihr Tod nur das
Abbild meiner eigenen Unfähigkeit?“
Langsam setzte er sich zu Boden. Es war ihm
gleichgültig, dass die Kälte seine Glieder packte und der raue Wind das letzte
bisschen Wärme seines Körpers verschlang.
Im Krieg war es doch immer kalt, ...oder nicht?
So kalt und trostlos...
Angespannt lauschte er auf Duncans Bewegungen,
stellte erleichtert fest, dass sich seine Schritte näherten statt entfernten.
„Wozu kämpfen, Duncan? Ob wir siegen oder nicht,
im Nachhinein... Ist das unser Leben? War von Anfang an alles so geplant?“
Sanft legte Duncan seine rechte Hand auf
Christens Schulter, spürte ein kurzes Schaudern.
„Ist dies denn der Sinn meines Lebens? Wenn
ich... in den Schoß einer anderen Mutter gelegt worden wäre, dann... müsste ich
nun all die armen Seelen nicht in ihr Unglück führen...“
Dass
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