Ashes to Ashes (German Edition)
und erst in diesem
Augenblick, da sich die Angreifer für einen Moment zurückhielten, wurde es ihm
bewusst, wie schwer seine Arme waren, wie heftig sein Herz gegen die Brust
schlug und dass er keuchte als hätte er einen langen Tagesmarsch hinter sich.
Dass seine Gegner nicht einmal schneller atmen
mussten, versuchte er zu ignorieren.
Seine Hiebe waren bis auf wenige Ausnahmen auf
ihren Panzern beinahe unfruchtbar gewesen, obwohl er all seine Kraft hinein
gelegt hatte, verflucht noch mal all seine Kraft.
Weshalb konnte er nichts ausrichten?!
Er warf einen kurzen Blick zur Seite, spürte,
wie sich sein Magen augenblicklich zusammenkrampfte, als er ihn nicht
mehr finden konnte. Forschend suchte er aus den Augenwinkeln den umgebenden
Boden ab.
Weshalb griffen die roten Ritter ihn nicht an?
Sie standen reglos da und stierten ihm entgegen als warteten sie darauf, dass er
in sich selbst zusammenbräche.
/Ich hab’ ihn aus den Augen verloren. Bin ich zu
weit abgedrängt worden?/
Doch die Stelle war die gleiche. Er erkannte die
leblosen Körper um sich herum, deren Blut die Erde bereits getrunken hatte und
sich noch immer an ihm labte.
Plötzlich zischte ein Pfeil an seinen Ohren
vorbei, bohrte sich direkt in das Visier eines der beiden Männer und dieser ging
lautlos zu Boden, wand sich noch ein paar Mal hin und her, bevor er endlich
still lag.
„Wir zieh’n uns zurück, Duncan! Die
Bogenschützen nehmen Aufstellung! Unsere Pfeile richten mehr aus als die
Schwerter! Mach, dass du zurück in die hinteren Reihen kommst!“, schrie ihm
plötzlich ein Reiter aus der Entfernung zu, der selbst seinen Bogen spannte um
wenig später einen Pfeil auszusenden.
Es war irrwitzig auf diese Nähe derart zu
kämpfen, wie sollten sie sich zurückziehen können, ohne dass ihnen die Angreifer
in nächster Nähe nachfolgten?
Und wenn ihre Schwerter nichts nützen, wie
sollte dann ein Pfeilhagel sie besiegen?!
Aber vielleicht hatten sie recht… ihre Rüstungen
boten nicht viele Schwachstellen, doch sie hatten welche und die Spitzen der
Pfeile waren schmaler, konnten sich durch dünne Ritzen drängen, ja konnten
selbst das Eisen normaler Rüstungen durchstoßen, wurden sie nahe genug
abgefeuert.
Vorsichtig machte er einen Schritt zurück, ließ
sein Gegenüber dabei aber keinen Herzschlag aus den Augen. Es hätte nicht viel
Sinn, jetzt davon zu rennen, gestand er sich ein. Der Jäger wäre ihm noch immer
auf den Fersen.
Um ihn herum setzten sich seine Kameraden
bereits in Bewegung, sie eilten rückwärts, zogen an ihm vorbei, während sie
einzeln noch versuchten, sich ihrer Feinde zu entledigen.
Die ersten Pfeile hagelten bereits, als sich der
rote Ritter plötzlich mit einem stummen Schrei auf Duncan warf. Er hatte die Axt
weit gen Himmel gestreckt, ließ sie geschmeidig auf ihn niederfallen. Funken
sprühten, als der harte Stahl auf sein Schwert traf.
Es kostete ihn alle Mühe, den Schlag abzulenken,
doch er gestattete sich nicht, zu taumeln oder das Gleichgewicht zu verlieren,
denn wollte er dieser Bestie beim nächsten Angriff zuvor kommen, musste er
schnell handeln.
Flink duckte er sich zur linken Seite, zielte
auf den Hals des Vallers, hieb zu, als er plötzlich ein lautes Wiehern neben
sich vernahm und atemlos zu Boden ging.
Das Gewicht auf seinen Beinen nahm er kaum wahr,
denn alles, was er in jenem Moment denken konnte war: „Dies wird mein Tod sein.“
Er hatte sein Schwert fallen lassen. Aus dieser
Position heraus sah er den Stahl zwar in der Nähe blitzen, doch er war einfach
unerreichbar.
Betäubt blinzelte er, als er an seinem Körper
hinab sah. Der leblose Leib eines Hengstes, aus dessen Brust ein Pfeil ragte,
ruhte auf seinen Beinen, hatte ihn unter sich begraben.
Es war unmöglich, sich zu befreien und er wusste
es.
Er wusste es in jenem Augenblick, da die eiserne
Fratze des Jägers über ihm erschien und das Blau des unschuldigen Himmels
überschattete. Er meinte ein gehässiges Grinsen in den Augen des Vallers zu
erkennen.
Sollte er es ihm tatsächlich so einfach machen?
Wollte ihm das Schicksal auf diese Art heimzahlen, dass er sich in einer
unaussprechlichen Sünde verfangen hatte, der er sich aus eigenem Antrieb nicht
mehr hätte entziehen können?
Er versuchte sein Schwert zu fassen, als sein
Gegenüber die Axt gen Himmel hob.
/Der Himmel… blau… Dann soll es nun zu Ende
gehen… Ich hätte so gerne…/
Die
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