Ashes to Ashes (German Edition)
vor als würde der Prinz den Ernst
der Angelegenheit nicht erfassen, als wäre er in Gedanken ganz woanders.
Erneut schnaubte der Ritter verächtlich, fuhr
sich barsch durch das dichte Haar. Christen konnte erkennen, wie er sich
verbissen darum bemühte, seine sonst so eiserne Fassung zurück zu gewinnen.
„Was besprechen die nur so lange? Was kann
seine Hoheit denn nur von ihm wollen?“, überlegte Taylor laut, nachdem er lange
schweigend in das brutzelnde Feuer gestarrt hatte und im Stillen seinen Gedanken
nachgegangen war.
Er hatte sich den Prinzen ganz anders
vorgestellt. Wer weiß, vielleicht hatte er tatsächlich ein Weib zu Pferd
erwartet, keinen jungen Mann, dessen Schönheit nicht in die karge Strenge des
Krieges gehörte.
Der Prinz konnte nicht viel älter als er selbst
sein, wahrscheinlich zählte er sogar weniger Winter...
Ein unheimliches Gefühl schlich sich in seine
Eingeweide.
So jung... Wie hielt er es nur aus, all diesen
Männern Befehle zu erteilen, die ihr aller Schicksal bestimmen konnten? War sich
der junge Herrscher überhaupt seiner Verantwortung dem Heimatland gegenüber
bewusst? Waren seine Anweisungen überlegt oder lief er bisweilen Gefahr in
jugendlichem Leichtsinn zu handeln? Was, wenn er sie alle ihrem Untergang
entgegen laufen lassen würde, auf einem Feldzug, der siegreich schien, doch mit
zerrissener Fratze nur auf einen Fehler des Heeres wartete um sich dann an ihrem
Blut zu laben?
Unter einem Schaudern wischte er die Gedanken
hinfort.
Er wusste nicht, weshalb sie sich ihm so
plötzlich aufdrängten, weshalb sie ihm zugleich so absurd schienen und falsch.
„Kann ich hellsehen? Woher soll ich wissen, was
sie zu besprechen haben?“, raunte Arnulf Taylor mürrisch zu, verdrehte genervt
die Augen.
„Duncan war für kurze Zeit der Begleiter des
Prinzen. Bis sich der Junge für Erik entschieden hat. Soll wohl was vorgefallen
sein, das dem Prinzen missfallen hat, aber mehr als Gerüchte gibt’s
diesbezüglich nicht.
Ehhh, Friedrich... ihr beide hängt doch ständig
zusammen!
Was is’n damals gescheh’n, dass seine Hoheit
Duncan aus dem Dienst entlassen hat?“
Mehr als ein Schulterzucken bekam Arnulf nicht
zur Antwort, doch er hakte auch nicht weiter nach, schnalzte lediglich kurz mit
der Zunge.
„Ist er verheiratet... der Prinz meine ich?“,
fuhr Taylor unbeirrt fort.
„Mein Gott, ihr Neulinge im Trupp bekommt auch
gar nichts mit und unverschämt neugierig seid ihr obendrein! Die Hochzeit steht
noch aus. Findet wohl statt, wenn wir zurück am Hof sind. Wenn ihr mich fragt,
je früher desto besser.
Ich kann schon das Fett des saftigen Bratens auf
der Zunge schmecken und ich sag’ euch, ich werd’ mich voll fressen, bis mir
speiübel ist! Dazu literweise Rotwein und ein schönes Weib an meiner Seite, die
ich hinterher bis zur Bewusstlosigkeit reiten werde. Es wird wirklich Zeit, dass
dieser verfluchte Krieg zu Ende geht!“
Genüsslich schwelgte Arnulf noch in seinen
Gedanken, wobei er seine massigen Arme hinter dem Kopf verschränkte und sich
etwas zurück lehnte.
„Seine künftige Braut muss wirklich schön sein,
dass der Prinz sie an seiner Seite haben will. Die Leute im Dorf haben nicht
übertrieben. Er ist tatsächlich sehr gut aussehend, auch wenn ich ihn bisher nur
aus der Entfernung sehen konnte...“
Keiner antwortete.
Nachdem die königlichen Truppen eingetroffen
waren, schien Schwermütigkeit auf ihren Gemütern zu lasten, obgleich neuer Mut
in ihren Herzen aufgestiegen war. Sie fürchteten den morgigen Tag, ersehnten ihn
gleichermaßen.
Dann würden sie endlich nach Hause gehen.
Endlich heim zu ihren Familien. Heim.
„Ich wusste, dass ich dich hier finden würde...
Man muss nur den abgelegensten Winkel eines Ortes suchen...“
Christens Tenor drang sanft an Duncans Ohren und
er spürte, wie sich augenblicklich der Takt seines Herzens beschleunigte. Zwar
hatte er die leisen Schritte hinter sich bereits wahrgenommen, doch er hatte mit
Friedrich gerechnet, der sich heimlich anpirschte um dann lauthals auf ihn
zuzustürmen.
Darauf war er innerlich vorbereitet gewesen und wie so
oft hätte sein Freund gequält das Gesicht verzogen, da ihm sein
Überraschungsangriff wieder einmal missglückt war. Doch dieses Mal war es nicht
Friedrich, der sich jetzt an seine Seite gesellte. Und das verunsicherte ihn
mehr als es eigentlich sollte. Lebendig erinnerte er sich noch an
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