Ashes to Ashes (German Edition)
mir, mein Freund. Ich bin Schuld an
diesem Leid…“
Noch während er diese Worte sprach, erhob er
sich von Friedrichs Lager, verließ mit langsamen Schritten das Zelt und sah sich
draußen nach allen Seiten um.
Doch alles war still. Bis auf das Ächzen und
Stöhnen der Verwundeten zeugte kein Geräusch davon, dass sich überhaupt noch
jemand hier im Lager aufhielt.
Er brauchte eine Rüstung! Ohne wäre es wirklich
töricht, wieder zurück auf das Schlachtfeld zu gehen. Aber Ersatz gab es nicht,
zumindest nicht auf die Schnelle. Ihr Glaube verbot es ihnen, die Rüstungen der
Verstorbenen zu entwenden, denn wer sie anlegte, würde bald dasselbe Schicksal
erfahren. Dummer Aberglaube!
Schnell huschte Duncan in das Zelt ihrer
Schlafstätten, zog ein frisches Hemd aus seinem Kleidersack - sein letztes.
Dabei grummelte er leise etwas vor sich hin.
Er verfluchte sich innerlich selbst für das, was
er im Begriff war zu tun. Nie hätte er gedacht, dass er jemals so etwas
Erniedrigendes würde tun müssen, aber in diesem Augenblick war es doch egal und
wenn ihm eine Rüstung passte, dann mit
Sicherheit seine , denn sie hatten
ungefähr die gleiche Größe, wenn auch Duncan von kräftigerer Statur war.
Wenige Augenblicke später befand er sich also
erneut im Krankenzelt, wusste ganz genau, welche Richtung er einschlagen musste,
um direkt zu ihm zu gelangen.
„Leiht mir Eure Rüstung, Erik!“ Zuerst erhielt
er keine Reaktion, doch sein Gegenüber lag wach, wenn er denn nicht gerade mit
offenen Augen zu träumen pflegte.
„Ihr braucht sie nicht… Leiht mir Euere
Rüstung!“
Langsam wendete Erik ihm den Kopf zu. Duncan
konnte erkennen, wie sich seine Miene dabei anspannte, obgleich er versuchte
gleichgültig zu wirken.
„Und was, wenn ich fragen darf, sollte mich dazu
bewegen, Eurer unverschämten Bitte nachzukommen?“, hakte er nach, betrachtete
Duncan dabei aufmerksam, so starr, als wolle er mit seinen eigenen Blicken
dessen Herz durchstoßen.
„Ihr habt dem Prinzen einen Eid geschworen! Ihr
würdet alles tun, was in Eurer Macht steht, um ihn zu schützen. Nun, da Ihr es
anscheinend vorzieht, hier Eure Zeit unter den Verwundeten zu verbringen, sollte
Euch Euer Stolz kein Hindernis sein, mir die Rüstung zu überlassen!“
Schweigen, aber Duncan wartete.
Weshalb nahm er sich nicht einfach, wonach er
verlangte? Kostbare Zeit ging verloren, während er hier bettelte und es Erik
anscheinend genoss, dass er die Oberhand in diesem Spielchen besaß, ohne dass er
viel dazu tun musste.
„Und was könnte mir bei dieser Sache von Vorteil
sein, Ritter?“ Das letzte Wort spie er, seine Stimme troff von Sarkasmus.
„Ich werde Stillschweigen darüber bewahren, dass
Ihr tatsächlich gezögert habt, meiner Bitte zum Wohle des Prinzen nachzukommen!“
Das spitze Lächeln, welches die ganze Zeit über
in Eriks Augenwinkeln gesessen hatte, verebbte plötzlich.
„Ihr seid ein Narr, wenn Ihr denkt, in Eurem
Zustand auf dem Feld etwas ausrichten zu können!“
„Dann bin ich ein Narr…“
Forschend glitten Eriks Augen über Duncans
Oberkörper.
„Wenn ich mich nicht täusche, habt Ihr sämtliche
Rippen gebrochen, ganz zu schweigen von dem Blut, dass Ihr verloren habt. Das
Licht hier im Zelt ist zwar duster, aber ich erkenne, ob eine Brust blau gefärbt
ist oder nicht… Im Augenblick mag es Euch ganz gut gehen, aber bedenkt die Last,
die Ihr mit dem Eisen des Panzers auf Eurem Körper tragen werdet! Ihr werdet
umfallen wie ein vertrockneter Greis und Christen wird sich Eures erbärmlichen
Anblicks schämen!“
„Gebt sie mir!“
„Wer sagt, dass ich sie heil zurück bekomme?!“
„Gebt sie mir, verdammt noch mal!“ Er musste
sich beherrschen, dass er Erik nicht am Kragen packte und ihn heftig schüttelte,
stattdessen biss er nur fest die Zähne aufeinander, so stark, dass sie wütend
knirschten.
Erik stieß ein Seufzen aus. „Es ist zu spät,
Junge!“
„Es ist niemals zu spät!“
„Es dämmert! Lange werden die Kämpfe heute nicht
mehr gehen. Schon vergessen, dass wir in der Dunkelheit nicht unterscheiden
können, ob wir unser Schwert gerade in die Brust eines Freundes oder Feindes
rammen?
Weshalb schlaft Ihr nicht eine Runde, bis die
Truppen zurück sind? Denn dann werdet Ihr nicht mehr dazu kommen, weil Euch ihr
erschöpftes Stöhnen im Nacken sitzen wird!“
Duncans Lippen bebten und er kräuselte mit einem
Gesichtsausdruck, der einer traurigen
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