Ashes to Ashes (German Edition)
müsse, dass ihm sein Busen unter der Rüstung nicht die Luft
abquetscht! Denkst du, die Männer hier reden anders über mich? Denkst du, ihre
höfischen Verbeugungen vor meinen Füßen wären mehr als das Buckeln vor einem,
der höher gestellt ist als sie und von dem sie Vergeltung fürchten müssten,
würden sie mit ihm ihre wahren Ansichten teilen?!“
Duncan schluckte.
„Ja, das hat dir die Sprache verschlagen was?!“,
fuhr Christen gereizt fort, senkte dann etwas die Stimme.
„Die Wahrheit kann bitter sein. Verabscheue mich
jetzt. Ich tue es ja selbst!“
„Ihr seid so ein verfluchter Dummkopf,
Christen!“
Duncan lächelte plötzlich sanft, heftete seine
Blicke auf die Bewegungen von Christens bebender Brust, verlor sich für einen
Moment in der Grube zwischen seinen markanten Schlüsselbeinen.
Wie gern er ihn jetzt dort berühren würde… mit
den Lippen.
„Gerüchte sind am Ende nie das, was sie am
Anfang waren! Sie verzerren ihr Antlitz und bei Euch hatten sie immerhin… sagen
wir… fast fünf Jahre Zeit dazu.“
Verwirrt blinzelte ihm der Prinz entgegen.
„Was denkt Ihr, wie sie darauf kommen, Euch mit
einer Frau zu vergleichen? Ihr legt Wert auf Gerüchte, die Ihr nur vom
Hörensagen her kennt! Seid Ihr tatsächlich so naiv, dass Ihr all die Jahre nicht
gemerkt habt, …wie schön Ihr seid? Mit Sicherheit würde niemand hier einen Busen
unter Eurer Rüstung vermuten! Vielleicht… wünschen es sich einige …“
Und er beugte sich vertraulich nahe zum Gesicht
seines Gegenübers, verschmälerte die Augen.
„Dann müssten sie nicht mit ihren eigenen
sündigen Gedanken kämpfen, dass sie einen Mann an ihrer Seite liegen sehen. Und
weiß Gott, Ihr vermögt es, selbst Euer eigenes Geschlecht zu betören, dass sie
nicht mehr wissen, wo ihnen die Köpfe stehen!“
/Genug, Duncan… genug… Wenn du jetzt nicht
aufhörst, gibt es kein Zurück mehr…/, versuchte
der junge Ritter seinen eigenen
Herzschlag zu beruhigen, atmete tief aus, bevor
er die Distanz zwischen sich und dem Prinzen wieder vergrößerte. Bitter lächelnd
fuhr er sich durch sein dunkles Haar, beobachtete aus den Augenwinkeln, wie
Christen ihn noch immer aus weiten Augen heraus anstarrte. Doch dann senkte
dieser plötzlich die Lider, wendete sich abrupt ab.
Der Wind trug Christens Duft mit sich.
„Ich gehe jetzt…“, hauchte er in die Finsternis
der Nacht.
„Was lässt Euch nur so sehr an Euch zweifeln?!“
„Wenn mich mein eigener Vater durch einen
dahergelaufenen General ersetzen lässt, ist Zweifel unausweichlich…“
Christen sprach kein weiteres Wort und schwebte
lautlosen Schrittes davon. Duncan sah ihm noch lange nach, hatte die Augenbrauen
mitleidig gekräuselt.
/Ich wusste, du hast es nicht aus freier
Entscheidung heraus getan. Du hättest es niemals übers Herz gebracht, deinen
Männern freiwillig den letzten Mut zu nehmen, den sie mit deiner Führung fanden.
In deinem Inneren weißt du, wie treu sie zu dir stehen. Jeder zweifelt mal. Doch
es steht dir nicht, Christen. Es steht dir nicht!/
Ihm war kalt und er fröstelte. Ein seltsames
Ziehen machte sich an seiner Wunde breit, das er versucht hatte, die letzten
Minuten auszublenden…
Christen war davon geeilt, so weit wie möglich.
Er konnte noch nicht in sein Zelt zurückkehren. Der General und Erik würden
bereits auf ihn warten. Und ihre Anwesenheit war alles andere als das, was er
sich in diesem Augenblick ersehnte.
/Ich wollte es keinem sagen… Keiner Seele. Ist
es nicht viel schmählicher, den Oberbefehl aus den Händen gerissen zu bekommen,
weil der eigene Vater meint, man wäre unfähig, als ihn freiwillig - zumindest
dem Anschein nach freiwillig, abzugeben? Was hätte ich denn tun sollen?
Als ich das Siegel der Botschaft brach, stockte
mir der Atem. Ich dachte, es wäre ein Traum, ein Albtraum, aus dem ich bald
erwachen würde. Doch als wenig später Lassoux mit einem überheblichen Grinsen zu
mir trat, wusste ich, dass ich nicht erwachen würde. Weil ich nicht schlief!
Vergebt mir, dass ich euch enttäuscht habe… Ob ich mir selbst jemals vergeben
kann, weiß ich nicht…/
Dies waren seine Gedanken, während er einfach
durch die Nacht lief. - Irgendwohin, ohne Ziel. Mühsam versuchte er sich darauf
zu konzentrieren, doch wieder und verflucht noch mal immer wieder sah er Duncans
Gesicht vor sich aufflackern, hörte er das Säuseln seiner Worte, spürte er die
Wärme
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